Bei der Bernet Gartenbau AG in Nottwil verwendet man moderne Technik. Seine 18 Mitarbeitenden im Gartenbau rüstet der Firmenchef Pirmin Bernet bewusst mit aller denkbaren Technik aus, um die Arbeitsabläufe zu beschleunigen und seinen Kunden ein fachlich perfektes Resultat bzuliefern. Im vergangenen Jahr wurde der Maschinenpark modernisiert: Insgesamt vier Bagger der Marke Hutter Kubota kamen im firmeneigenen Grün-Weiss hinzu, darunter zwei Achttönner. Um diese kräftigen Jungs noch wirksamer einsetzen zu können, lieferte ihm sein Maschinenpartner Hutter Baumaschinen AG noch einen hydraulischen Verdichter.
Bagger-Anbauverdichter wie das Modell Hutter VPR 60 sieht man bereits seit mehreren Jahren immer häufiger auf Strassen- und Erdbaustellen. Im GaLaBau dagegen sind sie noch selten. Bernet jedoch hat ihren Einsatz auf einer Strassenbaustelle beobachtet und ihren Nutzen sofort erkannt: Man spart sich ein zusätzliches Gerät und verdichten kann der Baggerfahrer von der Kabine aus. Im hügeligen Einsatzgebiet im Kanton Luzern gibt es viele Baustellen in relativ steiler Hanglage, wo sich die Anbaugeräte beispielsweise zur Verdichtung von Böschungen eignen: «Hier kann ich mir die Grabenwalze und den zweiten Gartenarbeiter sparen», sagt er, «und mit dem Anbaugerät erzielen meine Maschinisten hervorragende Verdichtungsergebnisse. Das bewahrt uns vor nachträglichen Setzungen und teuren Garantiearbeiten.»
Mit Anbauverdichtern erziele man keine allzu hohe Flächenleistung, erklärt der Maschinenexperte. Bei weniger steilen Hanglagen gehe es mit der Grabenwalze schneller. Aber bei sehr steilen Böschungen sowie bei schlechtem Wetter und auf weichem, schlüpfrigem Boden werde es gefährlich. Der Bagger mit Anbauverdichter habe dagegen immer einen sicheren Stand.
Wichtig: Hydraulische Fitness
Mit der Beschaffung eines Anbauverdichters alleine ist es nicht getan. Schon vorher sollte man prüfen, ob denn der betreffende Bagger auch für den Einsatz des hydraulischen Anbaugerätes vorgerüstet ist. Zunächst einmal braucht die Maschine einen hydraulischen Schnellwechsler. Auch die Hydraulikschläuche sollten rasch anschliessbar sein, denn bei der Montage mit dem Gabelschlüssel kann schon mehr als eine Viertelstunde vergehen – der Zeitgewinn durch den Anbauverdichter schwindet dahin. Innerhalb von wenigen Sekunden klappt es dagegen mit Hydraulik-Schnellkupplungen. Aber auch hierfür muss der Baggerfahrer aus der Kabine steigen und Hand anlegen, oder er muss einen Kollegen damit bemühen.
Zielführend ist laut des deutschen Herstellers Uhrig (UAM, Vertrieb u. a. über Kiesel Schweiz) lediglich ein vollhydraulischer Schnellwechsler, der per Knopfdruck von der Kabine aus den mechanischen und hydraulischen Kraftschluss zwischen Löffelstiel und Anbaugerät herstellt. Dann kommt es nur noch auf eine genügend grosse Öldurchführung an, damit diese sensible Stelle nicht zum Engpass wird und der Anbauverdichter zu wenig Hydrauliköl geliefert bekommt.
Heikel kann es werden, wenn Schwenkadapter, Dreheinrichtungen oder Tiltrotatoren zwischen Löffelstiel und Anbauverdichter für eine höhere Beweglichkeit in allen Raumrichtungen sorgen sollen. Sie haben eventuell eine nicht allzu leistungsfähige Öldurchführung. Darauf muss das Anbaugerät abgestimmt werden. Bei Uhrig, der eine eigene Strassenbauabteilung unterhält, hat man in der Einsatzpraxis seiner Anbauverdichter festgestellt, dass komplexe Mechaniken für mehr Beweglichkeit am Baggerarm meistens unnötig sind: Den Anbauverdichter kann man über den Löffelzylinder und das Drehwerk in die geeignete Position bringen. Hydrauliköl muss auch der Grundgeräteträger genügend liefern können.
Verdichten von Böschungen oder Podesten sowie schrägen Partien bei Treppen, hinterfüllen von Mauern und Fassaden – Bernet kommt es dabei auf eine genügende Reichweite und -höhe an. Das erreicht man seiner Ansicht nach erst mit Midibaggern wie seinen beiden Achttönner. Der hierzu geeignete Anbauverdichter von Hutter Baumaschinen wiegt 520 kg. Hutter hat zudem einen kleineren Verdichter im Sortiment, der mit 240 kg an Trägergeräte von 3,5 bis 5 t passt. Andere Hersteller bieten sogar nochmals deutlich kleinere Modelle an.
Dazu gibt es über alle Marken und Modelle in GaLaBau-typischen Baggergrössen hinweg ein paar Eckzahlen. Bis auf ein paar Ausreisser beginnen die meisten Hersteller ihre Modellreihen mit rund 160 bis 190 kg schweren Geräten, die für Bagger von 1,5 bis 5 t Einsatzgewicht empfohlen werden. Ihre Hydraulikpumpen sollten bei etwa 150 bar eine Ölleistung von mindestens 20 bis 30 l/min bringen. In der Baggerklasse von 5 bis 10 t Einsatzgewicht wiegen die Anbauverdichter rund 350 bis 500 kg; die Baggerhydraulik sollte bei 150 bis 180 bar eine Ölleistung von mindestens 55 l/min entwickeln. Hersteller von Tiltrotatoren wie Engcon, Rototilt und Steelwrist haben den Ölbedarf ihrer Anbauverdichter so ausgerichtet, dass sie direkt an die Zusatzanschlüsse der Tiltrotatoren angeschlossen werden können.
Die richtigen Vibrationen
Neben der richtigen Schlagkraft hat die Frequenz des Erregers einen wichtigen Einfluss auf das Verdichtungsergebnis. Einige Hersteller von Anbauverdichtern haben durch eigene Baupraxis umfangreiche Erfahrungen im Umgang mit verschiedenen Bodenarten gemacht und für unterschiedliche Bodenarten die geeignete Vibrationsfrequenz ermittelt. Uhrig nennt bei bindigen Böden wie Ton oder Schluff eine niedrige Frequenz von rund 28 bis 35 Hz. Gemischtkörnige Böden reagieren am besten auf eine mittlere Frequenz von rund 35 bis 45 Hz (sozusagen ein Universal-Frequenzband), nichtbindige Böden wie Sand und Kies freuen sich auf Frequenzen von 45 bis 55 Hz. Bei MTS (Vertrieb über Egli) liefert man ein etwas anderes Zahlenwerk. Die meisten Hersteller bieten jedoch ihre kleinsten Anbauverdichter ohnehin nur in einer Frequenzstufe an, und die liegt – bis auf die Modelle von Ammann – im tonig-schluffigen Bereich von rund 35 Hz. Bei den grösseren Modellen für Bagger von rund 5 bis 10 t findet man bei MTS einen Anbauverdichter in den Versionen 38 und 60 Hz. Das Modell HD 500 von UAM dürfte wohl der einzige kompakte Anbauverdichter mit variabel einstellbarer Frequenz sein. Für die grösseren Baggerklassen haben beide Hersteller sowie Ammann ausgeklügelte Systeme zur Frequenzeinstellung, -überwachung und Verdichtungsmessung entwickelt, die den Fahrer über das aktuelle Verdichtungsergebnis oder über Gefahrenmomente informieren.
Innovationen
Diese Systeme zur Verdichtungsmessung liefern auch schriftliche Protokolle, die dem Auftraggeber als Nachweis sorgfältigen Arbeitens vorgelegt werden können. Demnächst will MTS darüber hinausgehen und sein Konzept der «raumfüllenden Verdichtungskontrolle» vorstellen. Damit kann nicht nur an der Oberfläche, sondern auch tief in den Boden hinein ermittelt werden, wie tief die Verdichtung tatsächlich reicht.
Auch die APA-Anbauverdichter von Ammann gibt es jetzt mit elektronischer Verdichtungskontrolle – allerdings nur Modelle für Bagger von 10 bis 40 t. Ein Beschleunigungssensor im Anbaugerät und eine Auswerteeinheit melden dem Fahrer über eine Smartphone-App den aktuellen Anpressdruck. Ein Signal zeigt an, sobald die Verdichtung an dieser Stelle abgeschlossen ist.
Auch anderweitig gab und gibt es immer wieder Neuerungen bei den Anbauverdichtern. Bei engcon etwa arbeitet man an drei neuen Anbauverdichtern, die man direkt mit dem Tiltrotator kombinieren kann. MTS vertreibt ab dem vierten Quartal 2019 kompakte Modellvarianten mit Wechseladaptern («Mini-WA-Verdichter»), an denen sich beispielsweise Verdichterfüsse für schmale Leitungsgräben, Schaffussplatten für bindige Böden und Wechselplatten diverser Breiten anbringen lassen. Ein neues Drehwerk erlaubt ein exaktes und betriebssicheres Positionieren an schwer zugänglichen Stellen.
Uhrig will seine UAM-Proline erweitern.Hierfür schickte die Firma das kompakte Modell HD 300 (280 kg) als Prototyp in Feldversuche. Der Verdichter soll die Baggerklasse 3 bis 8 t abdecken.
Aller guten Dinge sind drei
Boden ausbaggern, wieder einbauen und verdichten – mit nur einem Geräteträger, ohne auszusteigen. Diese Vorgehensweise klingt bequem und wirtschaftlich. Dazwischen muss jedoch der alte Boden wegfahren und der neue hergebracht werden – mit entsprechend hohen Transport- und Deponiekosten. Darum überlegen sich immer mehr Unternehmer, den auf der Baustelle vorhandenen Boden wiederzuverwenden. Der muss aber eventuell vorher abgesiebt werden.
Mit einem Sieblöffel oder einem Schaufelseparator für den Baggeranbau, so sieht man es bei Uhrig, kann das bei nicht allzu grossen Mengen prima klappen. Dann hat man neben dem Löffel und dem Verdichter ein drittes Baggerwerkzeug, das die Materialkosten senkt und damit die Investition in einen vollhydraulischen Schnellwechsler vollends rechtfertigt. Mit manchen Schaufelseparatoren kann man gleichzeitig Bindemittel für mehr Bodenfestigkeit einmischen. Bei Böden, die unbehandelt wieder eingebaut werden können, kommt ein Verdichterlöffel von Uhrig zum Einsatz, der die Funktionen Aushub, Wiederverfüllen und Verdichten in einem Produkt vereint. |
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