Individuell ab Stange – das muss kein Widerspruch sein. «Vom Standard ausgehend machen wir individuelle Sachen», beschreibt Ivo Kneubühler das Kerngeschäft. Als in der Schweiz fabrizierender Spielgerätehersteller mit langer Tradition verfügt seine Firma, die er vor Jahren als einstiger Geschäftsführer übernommen hat, über die Flexibilität, um das Geräteprogramm auf spezifische Anforderungen anzupassen. So entstehen Spiellandschaften, die je nach Ort und Spielbedürfnissen sowie dem gestalterischen Thema immer wieder andersartig erscheinen. An jedem Arbeitsplatz in der Werkhalle in Alpnach hängen Bauzeichnungen, nach denen die Holzfachleute die Ausstattungselemente für Spielanlagen fertigen. In Arbeit ist etwa ein Spielhaus für den Spielplatz des neuen Besucherzentrums der Schokoladenfabrik Camille Bloch in Courtelary. Bei der Ausgestaltung sind die Ideen der Kinder des Inhabers eingeflossen, die Farbgebung orientiert sich an der Verpackung des nach der polnischen Stadt Ragusa benannten Schweizer Schokoriegels. Cooperate Design war auch ein Thema bei der Emmentaler-Spielwelt für eine Käserei im Emmental. Hier kommt das Standardrepertoire als Käse verkleidet daher. Ein Raumnetz wurde für Swarovski konzipiert. Dafür wurden Seile der Berliner Seilfabrik verwendet, wie sie auch bei den Klettertürmen eingebaut werden. Die Komponenten bestehen zur Hauptsache aus Robinenholz und Edelstahl. In der Hochsaison sind zwanzig Fachleute im Bereich Fertigung und Installation beschäftigt, gesamthaft, mit Planung, Vertrieb und Administration, sind es dreissig Personen. «Wir planen alles durch und fertigen so viel wie möglich im Werk», so Kneubühler. Für die Installation der mit Klettergeräten kombinierten Hüttenlandschaft zum Beispiel wird mit maximal drei Arbeitstagen und zwei Personen auf der Baustelle gerechnet. Die Bauequipe führt auch Reparatur- und Unterhaltsarbeiten aus. Die Kundschaft wisse diese Kundennähe zu schätzen, betont Kneubühler.
Klein, aber fein: Quartierspielplätze
Die Alpnacher wagen sich auch an grosse Projekte heran. Eher in die Kategorie Freizeitpark fällt die über zwei Stockwerke verlaufende Rutschanlage, die sie für ein 50-Jahr-Jubiläum eines Einkaufscenters realisierten. Das ist die grösste, aber nicht einzige Rutschbahn dieser Art, die der Betrieb bislang baute. «Als Spielplatzspezialisten verfügen wir über das entsprechende Know-how», so Kneubühler. Diese Spezialaufträge unterstreichen die Kompetenz, sind aber eher ein Nebenschauplatz. Im Fokus stehen vielmehr die Quartierspielplätze. «Es braucht ein Netz kleiner, aber feiner Spielplätze», ist Kneubühler überzeugt. Als gelungenes Beispiel nennt er den von einer Dünenlandschaft inspirierten Spielplatz, der im Auftrag der Stadt Lausanne in Zusammenarbeit mit einem örtlichen GaLaBau-Unternehmen erstellt wurde. Wenige, gezielt gesetzte Elemente wie eine Böschung zum Beklettern, ein umlaufender Steg mit integriertem Wasserkanal und ein grosser Sandplatz prägen die Anlage, die auch mit Rollstuhl zugänglich ist. «Dieser Spielplatz wird gut angenommen und intensiv bespielt», stellt Kneubühler in Bezug auf den Spielwert fest. Eltern seien diesbezüglich nicht immer objektive Bewerter, denn häufig würden sie den Spielwert ausschliesslich nach dem aktuellen Alter der eigenen Kinder bemessen, beobachtet der Vater dreier Kinder im Primarschulalter. Grundsätzlich bewege sich die Entwicklung im Bereich der Quartierspielplätze in eine positive Richtung, das Potenzial sei aber längst nicht ausgeschöpft. Mit den örtlich gut vernetzten GaLaBau-Unternehmen liessen sich weitere abwechslungsreiche Anlagen realisieren, wie Kneubühler nicht ganz uneigennützig anmerkt.
Oft sind die Platzverhältnisse eingeschränkt und es muss auf Spielgeräte zum Klettern verzichtet werden, weil keine der Norm entsprechenden ausreichend bemessenen Fallräume angelegt werden können. Bei einem konkreten Projekt wurde eine Lösung durch eine überdachte Kletterlandschaft geschaffen. Daraus hervorgegangen sind die Spiel- und Kletterwürfel mit geschlossenen Seiten für beengte Platzverhältnisse, die neu als modulare Spiellandschaft angeboten werden. Die stilvollen Würfel werden aus unbehandeltem Douglasienholz aus der Schweiz gefertigt.
Trainieren auf spielerische Weise
Die Spielplatzspezialisten bewegen sich am Puls der Zeit und positionieren sich mit Innovationen. Generationenübergreifende Konzepte für die Bewegung im Freiraum wurden mit der Stiftung Hopp-la im Schützenmattpark Basel realisiert. Das Konzept wurde von Debora Wick im Rahmen ihrer Masterarbeit am Departement für Sport, Bewegung und Gesundheit (DSBG) der Universität Basel zusammen mit dem Sportamt und der Stadtgärtnerei Basel realisiert. Hierbei wurden wissenschaftlich basiert neue Geräte entwickelt. Acht Spiel- und Bewegungsinseln, die unterschiedliche Sinne und vor allem alle Altersgruppen ansprechen, wurden angelegt.
Als letzte Etappe der intergenerativen Spiel- und Bewegungsinseln wurde im Frühjahr 2016 das interaktive Wasserspiel eingeweiht. Damit die Kinder in den Genuss des Wassers kommen, ist Teamwork gefragt. Auf einer Sitzbank, die den Spielbereich umfasst, können Begleitpersonen die Kinder beaufsichtigen und gleichzeitig ihren Beitrag zum Spiel leisten: Das Wasser spritzt erst aus den Düsen, wenn die Begleitperson an einer der sechs Stationen in die Pedale tritt oder von Hand kurbelt. So bleiben auch die Erwachsenen in Bewegung. Die Stiftung Hopp-la verfolgt einen neuartigen Ansatz, die Interaktion zwischen Jung und Alt durch Bewegung, Spiel und Spass zu fördern. Dies basiert auf den Forschungen von Prof. Dr. Lukas Zahner. Demnach gibt es punkto Bewegung eine grosse Übereinstimmung bei älteren Menschen und Kindern. Im Vordergrund steht der Gleichgewichtssinn. Bei älteren Menschen geht es darum, durch Bewegung den mit den Lebensjahren zunehmenden Abbau des Gleichgewichts zu verzögern und bis ins hohe Alter zu erhalten. Kinder bauen durch Bewegung den Gleichgewichtssinn auf, der zudem auch eine grosse Rolle bei der Sprachentwicklung spielt. Ein geschulter Gleichgewichtssinn ist für beide Altersgruppen die beste Sturzprophylaxe. Auf spielerische Weise wird die Motorik mit den hierfür entwickelten gemeinsam von Kindern und Erwachsenen zu nutzenden Spielgeräte unbewusst trainiert.
Eine Auswahl der Bewegungsgeräte wurde ins Programm aufgenommen und bei Folgeprojekten installiert. Kneubühler sieht die generationenübergreifenden Bewegungsgeräte als zukunftsweisende Marktnische. Als konkretes Anwendungsbeispiel nennt er Geschicklichkeitswege im Rahmen von Umgebungsgestaltungen bei Altersheimen. Ein kleines Dorf im Appenzellerland zeigt sich überzeugt von diesem Konzept und installiert auf jedem Platz mindestens ein intergeneratives Bewegungsgerät.
Fitness im Freiraum
Im asiatischen Raum ist das Training in Parkanlagen oder anderen öffentlichen Räumen Teil der Kultur. Praktiziert wird dies von Menschen jeden Alters, frei von der Angst, sich zu blamieren. Auch auf Schweizer Freiräume schwappt der Fitnesstrend über. Outdoorfitnessanlagen wurden in verschiedenen Städten angelegt (siehe «Das öffentliche Grün bewegt», grün + raum 1/2014). Trendsportart ist das Street-Workout. In diesem Marktsegment, «eine Nische in der Nische», so Kneubühler, setzt die HINNEN AG auf das Programm der Firma Denfit aus den Niederlanden. Hier dreht sich wie bei all seinen Angebotsbereichen alles um das eine: «Bewegen ist zentral».
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