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Mit viel Erfahrung aus dem B2BGeschäft hat Sonja Dümmen, Gründerin von Green Me Up, nun den Endkonsumenten im Fokus. Bild: Juliane Herrmann/IVG

Neue Kundinnen und Kunden erreicht der Pflanzen-Onlineshop über seine vielfältigen Social-Media-Aktivitäten, im Bild ein Post auf Instagram – als humoristische kleine Entscheidungshilfe «ob du noch eine neue Pflanze brauchst». Bild: greenmeup.de

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«Green Me Up» – Pflanzen finden, die passen

«Green Me Up» heisst das Start-up-Unternehmen von Sonja und Tobias Dümmen. Sie haben vor gut zwei Jahren einen Pflanzen-Online-Shop für die digitale Generation lanciert. Unter Verwendung eines Typtests finden dort vor allem junge und unerfahrene Grossstadtmenschen genau die Pflanzen, die zu ihnen passen.

Das Start-up mit Sitz in Rheinberg berücksichtigt in seinem Online-Shop die neuesten Trends und liefert die Pflanzen direkt vom Gärtner mit Übertöpfen und Zubehör, aber ohne Plastikverpackung, sicher bis an die Haustür. Überflüssige Handelsschritte entfallen. Die Pflanzen gelangen frisch vom Produzenten direkt in die Wohnung oder auf den Balkon des Endkunden.

Wie wurde die Idee gefunden?

Die Gründerin, Sonja Dümmen, hat beobachtet, dass sich der Markt stark verändert – insbesondere die digitale Welt wird aktuell durch die Corona-Pandemie befeuert. Sie fragte sich, was eigentlich der Bedarf der Kunden ist. Ihr Fazit: Gerade die urbane Bevölkerung möchte «Grün» kaufen, obwohl sie diesbezüglich nur sehr wenig Ahnung hat. Und viele Menschen wissen oft schon gar nicht, wo sie Pflanzen kaufen könnten.

Umfassendes Fachwissen bringen die beiden Start-up-Gründer mit: Sie haben über 20 Jahre lang im Produktionsbetrieb Dümmen Jungpflanzen (heute Dümmen Orange) gearbeitet, bis die Familie aus dem Unternehmen ausgestiegen ist. Nun ist es ihr Ziel, gute Pflanzen direkt vom Gärtner an eine onlineaffine Käufergruppe zu versenden. Dabei gehen sie von folgenden Annahmen aus:
•    Eine junge Zielgruppe ist «verrückt» nach Pflanzen. Die Nachfrage ist hoch, und der Markt wächst.
•    Diese Menschen benötigen Hilfe: Sie wissen nämlich nicht, wie sie die richtige Pflanze aussuchen sollen und sie kaufen normalerweise online nach der Arbeit ein.
•    Diese Kundinnen und Kunden möchten nachhaltig kaufen: Natur, gesunde Umwelt, Klimaschutz und Bienenfutter sind gefragt. Pflanzen sollen dementsprechend nachhaltig, das heisst ohne Plastikverpackung versendet werden.

Mit welchen Methoden wurden die Annahmen überprüft? 

Die Annahmen wurden mit Interviews vor Ort getestet, eine Zielgruppe ermittelt («30-jährige Lena») und der Bedarf wurde festgestellt. Dafür lief u. a. ein sogenannter Fassadentest mit Instagram-Werbung: Es wurde eine Fake-Website erstellt, um zu sehen, ob und wer die Seite besucht. Das Start-up konnte auf diese Weise viele E-Mail-Adressen sammeln. Anschliessend wurden eine Google-Umfrage mit 600 Personen sowie Liefertests durchgeführt.
«Wir haben gemerkt, dass es den Menschen sehr schwer fällt, die richtigen Pfanzen auszuwählen», erklärt Sonja Dümmen. Dementsprechend haben die Gründer für die Seite einen Typtest entwickelt, in dem der User mit Hilfe von sechs Fragen erfährt, welcher «Pflanzentyp» er ist, welche Pflanzen am besten zu ihm und zu seiner Wohnung passen. Beispiel: «The Greenimalist. Für Dich ist weniger einfach mehr.» Ein Typ, der mit seinen Pflanzen wenig Arbeit haben möchte, der einen modernen Einrichtungsstil bevorzugt – mit reduzierter Farbwahl, Deko und Pflanzen, die ebenso geradlinig sind und mit wenig auskommen.

Die Resultate lassen sich mit Hilfe von Filtern weiter eingrenzen. Schliesslich erhält der Nutzer online Vorschläge: Pflanzen(-pakete), die u. a. gebündelt und am besten mit Pflanzgefässen ergänzt, online bestellt werden können.

Das junge Unternehmens geht auf die Bedürfnisse der Konsumentinnen und Konsumenten ein: Neben den richtigen Pflanzen sollen diese auch frisch und sicher verpackt ankommen. Das setzt u. a. kurze Lieferwege und -zeiten voraus. Die Pflanzen müssen während des Transports nicht gegossen werden und es soll auch keine Ausfälle geben. Zu diesem Zweck arbeitet das Start-up mit ausgewählten Gärtnereien zusammen.

«Verführung» zum Pflanzenkauf

Erhebungen haben ergeben, dass die meisten Kundinnen und Kunden zwischen 25 und 55 Jahre alt sind und nicht ins Gartencenter gehen, um Pflanzen zu kaufen. Sie haben in der Regel wenig Erfahrungen mit dem lebenden Grün. «Die Kunden suchen eigentlich keine Pflanzen. Wir wollen sie aber durch Inspiration im Internet zum Pfanzenkauf bewegen», sagt die Marketingexpertin.

Mit Werbefilmen auf sozialen Kanälen (Youtube-Channel Green me up) klärt das Start-up auf, wie die Pflanzen beispielsweise plastikfrei und sicher per Hand verpackt werden oder wie die Pflanzen produziert (Stecklingsvermehrung) werden. Auch gibt es Ratschläge, z. B. zum Upcycling oder zur Dekoration. Anzeigen auf den Social-Media-Plattformen wie Instagram und Facebook sollen den Verkauf unterstützen. Nach dem ersten Jahr hatte das Unternehmen bereits etwa 8000 Follower auf Instagram. Inzwischen sind es über 16 000. Die Facebbok-Community «Meine Pflanze und ich» vermittelt Pflegetipps und stellt Trends vor.

Die Marketingaktivitäten auf Social Media bewähren sich: Im vierten Quartal 2021 hatte greenmeup.de z. B. täglich ca. 2500 Besucher, verkauft etwa 50 Pakete täglich und konnte einen Umsatz von 50 000 Euro im Monat erzielen. Mittlerweile hat das Start-up ein paar Tausend Kunden, von denen ungefähr 15 % wiederkehren.

Ergeizige Ziele

Natürlich will Green Me Up zukünftig noch mehr Pflanzen verkaufen. Als Ziel haben sich die Gründer eine Verdopplung des Umsatzes pro Monat vorgenommen. Und für das kommende Jahr soll sich dieser sogar verzehnfachen. Voraussetzungen dafür seien, mehr gute Pflanzen zu finden, das Sortiment mit guten Produzenten und nachhaltigen Produkten zu erweitern sowie Trends zu entwickeln. «Wir haben uns vorgenommen, mehr Menschen zu Pflanzenfreunden zu machen», sagt Sonja Dümmen. «Wir wollen zudem aus Erstkunden Stammkunden machen, die mehrmals im Jahr Pflanzen kaufen – und das ihr Leben lang.»|

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