Wilde Kornblumen (Centaurea cyanus) wuchsen ursprünglich in der Türkei in lichtdurchfluteten Föhrenwäldern und an felsdurchsetzten sonnigen Hängen. Neuen, zusätzlichen Lebensraum fanden sie in den Äckern der ersten Bauernvölker. Mit diesen kamen Kornblumen vor etwa siebentausend Jahren nach Europa. Treu begleiteten sie die Kornfelder während Jahrtausenden, denn die Lebensbedingungen für das Getreide entsprechen den Bedürfnissen der Kornblumen. Kornfelder gedeihen bestens an warmen Standorten, dort ist es auch den Kornblumen wohl. Kornblumen können ein ganzes Getreidefeld «durchweben», da sie dank ihrer Herkunft aus den leicht halbschattigen Föhrenwäldern beides mögen: Sonne und leichten Halbschatten.
Wild und zart
Ursprünglich waren die Äcker eher nährstoffarm, steinig und nicht sehr ertragreich. Dies spiegelt sich auch in der Wildform der Kornblume. Sie wirkt grazil mit ihren violettblauen Blüten auf dünnen Stielen. Die Blütenfarbe fiel schon früh auf, was die lateinische Artbezeichnung cyanus zeigt. Das Wort stammt vom griechischen Begriff «kyanos» ab, was blau bedeutet. In den Berggebieten war der besonders winterharte Roggen früher das am häufigsten kultivierte Brotgetreide. Oberhalb von Leuk wird noch heute Roggen für das feine Walliser Roggenbrot in kleinen Parzellen für den Hausgebrauch angebaut. Ein Spaziergang im Mai lohnt sich, denn die kleinen Felder werden von wunderschönen, zarten Kornblumen begleitet.
Die Wilde Kornblume ist standsicher auf eher nährstoffarmen Standorten. Im Gegensatz dazu brauchen die Gartenformen eine Gabe Kompost, um ihre Blütenpracht voll zu entwickeln. Durchlässige Böden brauchen beide – und sie mögen es, wenn der pH-Wert des Bodens neutral oder ein wenig sauer ist. Solchen Standorten bzw. Gärten bleiben Kornblumen durch Selbstaussaat treu. In kalkreichen Böden bringt das Einarbeiten einer torffreien Blumenerde vor der Saat eine sichere Keimung.
Aussaat im Gleichklang mit dem Getreide
Die ersten kultivierten Getreidearten waren Einkorn und Emmer. Die Felder wurden jeweils im Herbst von September bis Oktober bestellt. Auch für Kornblumen ist das eine geeignete Saatzeit. An Ort und Stelle ausgesät, bilden sie bis zum Einbruch des Winters eine Blattrosette aus und überstehen auch kältesten Frost problemlos. Die Samen keimen innerhalb von zehn Tagen bei einer bevorzugten Temperatur von 12 bis 18 °C. Wer die Aussaat im Herbst verpasst hat, kann sie deshalb zwischen März und Ende April nachholen. Eine spätere Saat ist nicht Erfolg versprechend. Sie wird von Läusen befallen und die Pflanzen bilden nur wenige Blüten. Wer beide Saattermine nutzt, erhält eine lange Blütezeit von Anfang Mai bis Ende Juli. Die Wilde Kornblume wird breitwürfig direkt gesät, leicht eingerecht und mit dem Rechenrücken oder Brett gut angedrückt. Für die Verwendung als Schnittblumen werden die Gartenformen in Reihen mit 30 cm Abstand gesät, mit 5 bis max. 10 mm Erde abgedeckt und nach vier Wochen auf 15 cm Abstand erdünnert. Sie sind einfach vorzuziehen: Ab Anfang April einzeln in Töpfchen oder Multitopfplatten säen und ab Mitte Mai auspflanzen. Dieses Vorgehen spart Samen und verkürzt die Kulturzeit im Beet.
Gemeinsam sind sie stark
Die Kornblumen gehören mit Klatschmohn, Kornrade, Kamille und anderen einjährigen Pflanzen zur sogenannten Ackerbegleitflora. Bunte Getreidefelder waren früher ein alltäglicher Anblick, doch das änderte sich mit dem zunehmenden Wohlstand nach dem Zweiten Weltkrieg. Es wurde mehr Fleisch gegessen und der erhöhte Fleischkonsum erforderte eine intensivere und effizientere Landwirtschaft. Mit Maschineneinsatz, Dünger, Saatgutreinigung und Herbiziden wurden immer höhere Erträge erwirtschaftet – die Blumen verschwanden aus den Kornfe ldern.
Das hat dazu geführt, dass heute die Ackerbegleitflora zu den am meisten gefährdeten Pflanzengruppen der Schweiz gehört. Inzwischen ist aber bekannt, dass die Ackerbegleitflora eine wichtige Funktion erfüllt: Sie zieht durch ihr reiches Pollen- und Nektarangebot Nützlinge an und bietet ihnen Lebensraum. Deshalb werden Kornblumen und andere Ackerbegleiter inzwischen wieder gezielt in sogenannten Blühstreifen für Nützlinge und Bestäuber entlang von Getreide- und Gemüsekulturen angesät – der Bund fördert dies mit einer finanziellen Entschädigung.
Im Gemüsegarten ermöglicht ein Kornblumenbeet einen wertvollen Unterbruch in der Fruchtfolge. Mischungen von Getreidearten mit Ackerbegleitflora sind im Handel erhältlich. Die Mischungen bieten den Vorteil, dass die Kornblumen in dieser Gemeinschaft standsicher und blütenreich sind. Wilde Kornblumen werten den Hausgarten auf, denn sie ziehen willkommene Nützlinge wie Schwebfliegen und Florfliegen an und erhöhen die Biodiversität.
Zierend und anspruchslos
Im späten Mittelalter holte man die Kornblume als Zierpflanze in die Gärten. Bald entstanden herrliche Farben von hellem Weiss über Rosa und Karmin bis zu Violett. Später kamen gefüllte Blütenformen hinzu. Diese Sorten sind anspruchslose Sommerblumen für den Bauerngarten und das Gartenbeet. An windigen Standorten müssen sie allerdings zusätzlich gestützt oder aufgebunden werden. In mehrjährigen Staudenrabatten sind die Gartenformen lang blühende Lückenfüller oder setzen einen gelungenen Kontrast zu rosaroten Rosen. Die verschiedenen Sorten werden heute meistens in Mischungen angeboten, mit herrlichem Farbenspiel – nur die Farbe Gelb fehlt. Bekannt ist die blaue Sorte ‘Blue Boy’ mit prächtigem, tiefem Blau. Werden die Blütenstände regelmässig geschnitten, blühen die Pflanzen umso länger nach.
Augenweide für den Tisch
Die Gartenformen bieten sich als wunderbare, lang haltende Schnittblumen an und sind in bunten Sommersträussen ein Blickfang. Geerntet wird, wenn die oberste Blüte aufgeblüht ist, und zwar möglichst morgens. Beim Schneiden sollten viele Laubblätter entfernt werden, so halten die Blumen bis zu acht Tagen in der Vase.
Die Blüten der Kornblumen sind essbar, neutral im Geschmack und passen deshalb als Dekoration zu Salat oder zu Früchten und Desserts. In der Küche werden nur die grossen, äusseren Zungenblüten verwendet, die sich leicht abzupfen lassen. Diese Blütenblätter sind genial: Sie behalten ihre Farbe auch getrocknet und überraschen in Teekräutermischungen und als winterliche Dekoration auf dem Tellerrand! |
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