Der parkartig angelegte Versuchs- und Schaugarten am Hauptsitz der Wyss Samen und Pflanzen AG in Zuchwil war bis vor zwei Jahren frei zugänglich. Wegen Littering und Entwendungen sah sich das Unternehmen dann aber veranlasst, das attraktive Gelände einzuzäunen. Nun wird es durch das Gartencenter betreten und ist nur während dessen Betriebszeiten begehbar. Der Aussenbereich des Gartencenter-Bistros leitet in die gepflegte Anlage über, für die Wyss bekannt ist und geschätzt wird – ein Alleinstellungsmerkmal, das akzentuiert werden soll. Wie Hans Walter Müller, Leiter Bereich Detailhandel bei Wyss, erklärt, ist das Unternehmen bestrebt, den Garten weiterzuentwickeln, zu beleben und noch bekannter zu machen. In einem längerfristig angelegten Prozess werden schrittweise weitere Elemente und neue Nutzungen integriert.
Bunte Vielfalt – Versuchsgarten
Ein Kernelement ist und bleibt der Versuchsgarten, in dem Hobbygärtnerinnen und -gärtner, aber auch Fachleute die Performance von rund 2000 generativ und vegetativ vermehrten Zier- und Nutzpflanzensorten begutachten können. Neuheiten von Züchtern aus aller Welt werden dort auf ihre Eigenschaften und die Eignung in unserem Klima geprüft. Wyss überwacht im Versuchsgarten aber auch die Qualität seines umfangreichen Samensortiments, das für den Freizeitgartenbau unter der Marke «Select» vertrieben wird.
Unmittelbare Praxis – Kursgarten
Laufend grössere Bedeutung erlangt der Schaugarten als erweitertes Kurslokal der Wyss Gartenakademie, die ein umfangreiches Programm mit jährlich über 500 Fortbildungsmöglichkeiten anbietet (wegen der Corona-Pandemie sind die Kurse bis auf Weiteres ausgesetzt). Der Park zeigt Beispielhaftes und ermöglicht Garten- und Naturerlebnisse, Beobachtungen sowie das praktische Anleiten, Arbeiten und Üben, z. B. im «Wyss Bio-Garten».
Grüner Lernort – Schulgarten
Neu wird der Wyss Schaugarten ab diesem Jahr auch als ausserschulischer Lernort für einen handlungs- und erfahrungsorientierten Unterricht angeboten. Gartenakademie-Kursleiterin Beatrice Ackermann, Primarlehrerin und gelernte Gärtnerin, hat zu diesem Zweck ein spezielles Angebot für Schulklassen der Primarschulstufe entwickelt. Es umfasst verschiedene gärtnerische und botanische Themen aus dem Unterrichtsfach «Natur, Mensch, Gesellschaft» und orientiert sich an den Kompetenzen der «Bildung für Nachhaltige Entwicklung» des Lehrplans 21. Die Kurspalette reicht von gärtnerischen Grundlagen und praktischen Gärtnerarbeiten über botanische Grundkenntnisse bis zur Naturerfahrung und -sensibilisierung. Kinder sollen bei Wyss mit Kopf, Herz und Hand lernen und die Natur mit allen Sinnen im jahreszeitlichen Rhythmus erforschen können.
Tierisches Leben – Hühnerhaltung
Das Halten von Hühnern im eigenen Garten liegt im Trend. Das hat die Wyss Gartenakademie frühzeitig erkannt und bereits im ersten Halbjahr 2019 entsprechende Kurse angeboten. Diese waren rasch ausgebucht, sodass zwei Zusatzkurse durchgeführt werden konnten. Aus den Kursen ergab sich die Idee, einen Hühnerhof im Schaugarten zu etablieren – als zusätzliche Attraktivität sowie als Anschauungsobjekt für die Kursbesuchenden in Zuchwil. In Zusammenarbeit mit der Kursleiterin wurde entschieden, dass es ein Hühnerstall mit Wintergarten und einem grosszügigen Freilauf sein sollte. Nach Genehmigung des Baugesuchs konnte dieser im letzten Herbst gebaut werden. Seit Anfang Dezember 2019 ist der Wyss-Hühnerhof von einem Chabo Hahn, sechs Chabo Hennen und fünf Zwerg Barnevelder Hennen bewohnt. Betreut wird die Zwerghühnerschar von den Mitarbeitenden des Gartencenters. Wärend der Ladenöffnungszeiten kann das Federgetier sein Freigehege geniessen. Den Sonntag verbringt es jeweils im grosszügigen Wintergarten und Stall.
Ästhetisches Schauspiel – 100 000 frühjahrsblühende Zwiebelpflanzen
Erstmals in diesem Frühjahr hat Wyss in Zuchwil eine grossartigen Tulpenschau auf die Beine gestellt. Unter dem Motto «Frühlingsauftakt mit Pauken und Trompeten» entfalten im Schau- und Versuchsgarten bis im Mai rund 100 000 Frühjahrsblüher ihre Pracht. Ausgepflanzt wurden Krokusse, Schneeglöckchen, Muscari, Tulpen, Hyazinthen, Narzissen, Zierlauch und viele andere Arten. Das von Landschaftsarchitektin Nadine Natzschka aus Dresden entworfene Konzept umfasst grosszügig angelegte Rabatten, die sich als farbige Bänder durch die Anlage ziehen, mal leuchtend-bunt, mal Ton-in Ton gehalten. Sie wechseln sich mit flächigen Pflanzungen ab, die einen wiesenartigen Charakter haben, wobei punktuell knallige «Paukenschläge» überraschen. Auf einer Schaufläche beim Gartencenter-Bistro präsentiert Wyss die spektakulärsten Sorten und Neuheiten seines Select-Blumenzwiebelsortiments in kreisförmigen Beeten mit 1 m Durchmesser. Bleibt einfach zu hoffen, dass die Gartencenter in der Schweiz bald wieder ihre Türen öffnen dürfen und die Besucherinnen und Besucher des Wyss GartenHauses in Zuchwil die Pracht im Schaugarten bewundern können.
Neu – ein Wyss Schaugarten auch in Ostermundigen
Voraussichtlich im Juni wird Wyss einen zweiten Schaugarten eröffnen. Dessen Realisierung war ein Bestandteil der Baubewilligung für das Gartencenter in Ostermundigen, das im März 2012 seinen Betrieb aufnahm. «Diese Auflage stimmt mit unseren Interessen überein», erklärt Müller, «wir sehen darin eine Analogie zum GartenHaus und Schaugarten in Zuchwil.» Ausgehend vom Grundkonzept des Landschaftsarchitekten Christoph Hüsler wurde die 4700 m2 grosse Anlage von Landschaftsarchitektin Nadine Natzschka konkretisiert. Dies mit der Absicht, die Attraktivität des Gesamtareals mit Gartencenter und Schaugarten langfristig zu steigern. Wie in Zuchwil soll das Gelände auch für Kurse der Wyss Gartenakademie genutzt werden können. Angestrebt wurde laut Müller zudem ein hoher ökologischer Wert und damit ein Beitrag zum bestehenden Naherholungsgebiet im Grüngürtel von Bern. Ziel war es auch, den Schaugarten, der gemäss Auflage öffentlich zugänglich sein muss, an das Aussenverkaufsareal des Gartencenters anzubinden und die erwünschte Verbindung an das Wegnetz der nahe gelegenen UPD (Universitäre Psychiatrische Dienste Bern) zu gewährleisten.
Die erste Etappe des neuen Schaugartens wurde im letzten Jahr gebaut, die zweite wird in diesem Frühling realisiert. Zentrales Element der Anlage ist ein grosser Platz mit einem Felsenbirne-Hain. Daneben soll zu einem späteren Zeitpunkt ein schlichter, funktionaler Pavillon als eventtaugliche Kurslokalität errichtet werden. Vom Parkplatz aus wird das etwas höher gelegene Gelände über eine öffentlich zugängliche Rampe erschlossen. Vom Gartencenter her führt eine Treppe hinauf. Links davon wird der Niveauunterschied von einer Stützmauer aufgefangen, rechts wurde eine Böschung angelegt, die mit Gräsern, Stauden und Zwiebelblumen bepflanzt ist. Extensive artenreiche Wiesen, Rabatten und Solitärgehölze prägen die Grünfläche, durch die kleinere Mergelwege führen.
Drei Themengärten
Zur Feldhecke hin, die die Grenze zum Nachbargrundstück bildet, laden vom Hauptweg abbiegend drei ovale, von Eibenformschnitthecken gefasste und je etwa 120 m2 grosse Themengärten zum Entdecken ein. Da gibt es zunächst den Falter-Goldgarten mit gelblaubigen Blütengehölzen und Raupenfutterpflanzen zu sehen. Es folgt der Bienen-Silbergarten mit silberlaubigen Blütengehölzen und Stauden, die sich als Bienenweide eignen. Den Reigen vollendet der Vogel-Bronzegarten mit herbstfärbenden Vogelnährgehölzen und orangerot blühenden Stauden.
«Wir wollen mit diesen drei Gärten eine Dauerbepflanzung zeigen, die dem jeweiligen Thema über die ganze Saison gerecht wird und sowohl Wildstauden als auch Zierstauden umfasst», erläutert Müller, der gespannt das Ende der zweiten Bauetappe erwartet und sich auf den Mehrwert für Kundschaft, Kursteilnehmende, die Bevölkerung und die Natur freut. |
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