Im Mittelpunkt stand dieses Jahr der Garten als Verknüpfung von Architektur, Ökologie und Landschaft, als Ort der Gestaltung, Inspiration und Produktion, als Lebensraum, der Geschichten erzählt. Von den 104 Einreichungen aus 26 Ländern wurden 29 Projekte nominiert. Aus dem Finale gingen drei Preisträgerinnen und zwei lobende Erwähnungen hervor. Der einzige aus der Schweiz nominierte Beitrag stammt von Augusto Calonder, Maracon.
1. Preis: «Garden Labyrinth» – Mann Landschaftsarchitektur, Fulda
Ein verfremdetes Heckenlabyrinth findet sich in einem rund 1500 m2 grossen Garten in Erfurt. Ungefähr 7000 immergrüne Liguster wachsen zwischen den Obstbäumen, Relikte des ehemaligen Nutzgartens im Innenhof eines gründerzeitlichen Blocks, und bilden zahlreiche, ein bis zwei Meter hohe Hecken. Neu gepflanzte Felsenbirnen (Amelanchier) ergänzen den alten Baumbestand. Die Rasenflächen zwischen dem dicht gepflanzten Liguster dienen als Wege oder Gartenplätze. «Der Garten ist sowohl Bild als auch körperliche, räumliche Erfahrung. Durch den ständigen Wechsel von Volumen und Räumen bietet er mit einem Mindestmass an Mitteln eine grosse Vielfalt», schreibt die Jury. Das Projekt hole das Beste aus einem schwierigen Grundstück mit Gefälle heraus und binde wichtige Elemente aus seiner Geschichte ein.
2. Preis: «Trnka Garden» – Ewa Wagnerová, Brno (CZ)
Die klare räumliche Organisation die behutsame Verbindung von Altem und Neuem beeindruckte die Jury bei diesem Projekt und kommt zum Schluss: «Es ist ein harmonischer Garten, der zugleich aussergewöhnlich und einfach erscheint (...) der Spiegelteich und die langen Pflasterplatten bilden eine poetische Komposition im Herzen des Gartens.» Der Garten im tschechischen Brünn liegt versteckt hinter einer hohen Eibenhecke. Die Besitzer restaurierten ein abbruchreifes Haus und gestalteten den Garten neu. An den Sitzplatz unter vier Kirschbäumen grenzt ein seichtes Wasserbecken. Dunkle Schieferplatten liegen am Boden des Bassins und liegende Granitquader ragen schräg von der Seite ins Wasser. Die dunkle Schieferoberfläche, die durch das Wasser schimmert, lässt an einen dunklen Spiegel denken.
3. Preis: «Angerdorf» – Christine Rottenbacher, Geras (A)
Ein Angerdorf ist laut Wikipedia ein planmässig um einen Platz (in Form eines Auges) angelegtes Dorf, dessen bezeichnendes Merkmal der Anger, ein im Gemeindebesitz befindlicher Platz, ist. Der jahrhundertealte Dorfanger von Unterretzbach geht auf die typische Siedlungsentwicklung im niederösterreichischen Weinviertel zurück. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts graste dort Vieh. Die gemeinschaftliche Weidefläche entwickelte sich nach und nach zu einer vielfältigen Gartenlandschaft, die sich heute als buntes Bild aus Gemüsegärten, Blumengärten, gestalteten Gärten und weitläufigen Flächen mit Parkcharakter präsentiert. Seit einiger Zeit beschäftigen sich engagierte Bewohnerinnen mit der lokalen Gartenkultur. Selbstversorgung, Haltbarmachen, Veredeln und Geniessen sind wichtige Aspekte. Dementsprechend wurden einzelne Gärten umgestaltet und neu angelegt. Der neu entstehende «Garten der verrückten Proportionen» zieht Kinder und Erwachsene an und der «Barfussgarten» präsentiert Kräuter aus der ganzen Welt. In der Jurybegründung heisst es: «Der Grundgedanke des Gartens ist ein Prozess, der das Alltagsleben der Menschen verändert, sodass Gartenarbeit Teil des Lebens wird und dieses durch Gesundheit und Vergnügen bereichert. Schönheit allein ist nicht genug.»
Katalog
Im zweisprachigen Katalog «best private plots – Die besten Gärten 2012: Internationale Beispiele zu Gartenarchitektur» sind die 29 nominierten Projekte porträtiert. Die Publikation enthält weiter Essays aller Jurymitglieder und Symposiumsreferentinnen. Katalogbestellung: www.privateplots.at.
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