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Die Gärtnerinnen Elsbeth Honegger und Jasmin Senn entfernen nach der Schneeschmelze das alte Gras, damit auch die kleinsten Blümchen genug Licht bekommen.

Während im Tal die Heuernte auf Hochtouren läuft, wird im Alpengarten Schnee geschaufelt.

An den Südhängen blühen schon Alpenanemonen im saftigen Grün.

An den Felsen blühen Alpenhahnenfuss und Aurikel («Flüeblüemli»).

Wo der Schnee schmilzt, blühen Krokusse.

Die Kugelblumen gehören zu den ersten, die nach der Schneeschmelze blühen – zur Freude von hungrigen Schmetterlingen und Bienen.

Schwefelanemonen sind auf saure Böden angewiesen. Auf der Schynige Platte, die eigentlich aus Kalkgestein besteht, wachsen sie in den versauerten Böden der Borstgrasweide.

  • Botanische Gärten

Der Bergfrühling beginnt mit Schneeschaufeln

Im Alpengarten Schynige Platte ist Bergfrühling – mit viel Schnee, vielen Blumen und viel Arbeit für das Gartenteam und seine freiwilligen Helfer.

An den Felsen und steilen Südhängen über dem Bahnhof Schynige Platte und dem Alpengartengebäude grünt und blüht es. Die Schattenhänge und flacheren Stellen in der Umgebung stecken zum Teil noch im Winter. Dort schaufeln Paul Brunner vom Alpengartenteam und seine freiwilligen Helfer nun schon seit Tagen Schnee.
Damit möglichst bald der ganze Garten zugänglich wurde, hatten sie zuerst schmale Gänge gegraben, die die heisse Junisonne nun schnell verbreitert. Nach jeder Etappe heisst es: «Mobiliar» montieren. Bänke, Wegweiser, das Fernrohr und das Panorama werden aufgestellt, die Wege instand gestellt und zum Schluss ein Zaun um den ganzen Garten gezogen – als Schutz vor den Kühen, die im Sommer auf die Alp kommen und nicht unterscheiden würden zwischen den Blumen auf ihrer Alpweide und den Blumen im Alpengarten.

Die ersten von 750 Arten
Noch blüht erst eine Handvoll der rund 750 Arten, die im botanischen Alpengarten zu sehen sind. Soldanellen und Krokusse strecken ihre Knospen durch den schmelzenden Schnee; gelbe Aurikel und weisser Alpenhahnenfuss säumen jeden noch so kleinen Felsvorsprung; zwischen frischen grünen Kräutern leuchten Enziane, erste Alpenanemonen und zahllose violette Kugelblumen; und überall versprechen unzählige Blütenknospen, dass es nach dem vielen Schnee einen üppigen Bergfrühling gibt.

Der Alpengarten zeigt die Blumen der Schweizer Alpen nach Möglichkeit in ihren natürlichen Pflanzengesellschaften, die während vielen hundert Jahren durch das Zusammenspiel von Natur und Alpwirtschaft entstanden sind. Doch während ausserhalb des Gartenzauns den ganzen Sommer über die Kühe das Gras abweiden, muss im Garten gemäht, geharkt und gerupft werden, damit die zierlicheren Kräuter und Blümchen nicht von schneller wachsenden Nachbarn überwuchert werden. Wo Ende letzten Sommer nicht gemäht wurde, entfernen die Gärtnerinnen Jasmin Senn und Elsbeth Honegger jetzt im Frühling mit feinen Rechen sorgfältig das alte, braune Gras, das nach der Schneeschmelze zum Vorschein kommt. So bekommen auch die winzigsten Pflänzchen genug Licht zum Wachsen und Blühen.

Die Vögel jubilieren, erste Schmetterlinge lassen sich vom warmen Wind über die Schneefelder von einer Blumeninsel zur andern tragen. Das Gartenteam arbeitet zügig und macht noch weniger und kürzere Pausen als sonst. Denn nach dem langen Winter ist die Zeit für die Vorbereitung auf die Saisoneröffnung besonders knapp. Und alle sind froh, dass sich Esther Brunner nicht nur um die Einrichtung der Ausstellung über Geologie und Pflanzengesellschaften kümmert, sondern auch für alle z’Mittag kocht.

Eröffnung am 19. Juni
Am 19. Juni nahm die Schynige-Platte-Bahn ihren fahrplanmässigen Betrieb auf und der Alpengarten wurde eröffnet. Am 20. Juni bot das Gartenteam die erste öffentliche Sonntagsführung an. Die Führungen können während der Saison auch unter der Woche gebucht werden. Die Themen sind vielfältig und reichen vom Überblick über verschiedene Pflanzengesellschaften bis zu besonderen Eigenschaften von Heilkräutern und anderen Alpenpflanzen, vom Einfluss des Klimawandels auf die Alpenflora bis zum traditionellen Wildheuen, das bis heute eine wichtige Rolle für die Erhaltung der Biodiversität spielt.
 
 

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