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Der Alpengarten Schynige

Der Alpengarten Schynige Platte zeigt nicht nur die Pflanzen in ihren natürlichen Pflanzengesellschaften, sondern bietet auch ein schönes Panorama.

Alpinum Schatzalp, Davos:

Alpinum Schatzalp, Davos: Pflanzen-lebensräume gehen ineinander über.

Medizinalpflanzengarten Gentiana,

Medizinalpflanzengarten Gentiana, Leysin: Hier werden Medizinal- oder toxische Pflanzen in ihrem natürlichen Rahmen vorgestellt.

Alpengarten Maran: wertvolle

Alpengarten Maran: wertvolle Sammlung alter Kartoffelsorten.

  • Botanische Gärten

Lebendige Sammlungen in luftiger Höhe

Anfang Juni ist für die meisten Alpengärten der Schweiz Saisonstart. Viele dieser botanischen Gärten beteiligen sich auch an der «Botanica 2013». Im Vorfeld dieser «Woche der botanischen Gärten der Schweiz» gibt dergartenbau einen Einblick in das Angebot der Alpengärten, die sicher auch nach der «Botanica» ein Besuch wert sind.

«Der Saisonstart der Bahn wird neu um eine Woche auf Samstag, 8. Juni 2013, wegen zu viel Neuschnee verschoben. Der Bergfrühling lässt also weiterhin auf sich warten.» Dies berichtet Jasmin Senn, leitende Gärtnerin, von der aktuellen Situation im Alpengarten Schynige Platte. Ähnlich tönt es auch aus Davos. Klaus Oetjen, Gärtnermeister im Alpinum Schatzalp, schreibt: «Ja, das Wetter ärgert uns ..., obwohl es bei uns nicht so schlimm ist wie andernorts. Hier hat es gerade immer so viel geschneit, wie es nötig war, die Pflanzen vor Nachtfrösten zu schützen. Doch die Nässe macht auch uns zu schaffen und Paeonien, Papaver-Orientale-Hybriden, Delphinium sowie Euphorbien finden den Schneedruck gar nicht gut ...» Wie in Davos wird dieses Jahr in vielen Gärten die Zeit fehlen. «Denn», wie Oetjen weiter schreibt, «einen Monat Zeitverlust holt man in den Bergen noch weniger auf als im Tal, da die Saison recht kurz ist.»

Doch die «Botanica» ist «erst» in vierzehn Tagen und darüber hinaus wird die Sommersaison bestimmt noch ein paar Gelegenheiten bieten, die Wanderroute so zu legen, dass ein Besuch in einem Alpengarten möglich wird. Darum hier ein paar Hinweise, die bei der Tourenplanung hilfreich sein können.

La Linnaea, Bourg-Saint-Pierre

Der Alpengarten La Linnaea befindet
sich am Grossen St. Bernhard, in der Gemeinde Bourg-Saint-Pierre. Der 1889 vom Bergfloraspezialisten Henry Correvon gegründete Alpengarten ist die älteste hochalpine Anlage in den Westalpen. Er beherbergt auf einer Höhe von 1690 m ü. M. etwa 2500 Alpenpflanzen und ist nicht nur Alpengarten, sondern auch alpinökologische Forschungsstation. (www.unige.ch/sciences/biologie/plantsciences/linnaea)

Flore-Alpe, Champex-Lac

Ein weiterer botanischer Alpengarten in der Westschweiz ist Flore-Alpe und liegt auf 1500 m ü. M. Er bietet eine herrliche Aussicht über den See von Champex und die Gipfel des Combin. Dreitausend Pflanzenarten blühen auf über 6000 m2, sowohl aus der heimischen Flora wie aus den benachbarten Bergregionen Europas sowie aus anderen Kontinenten. Sammlungen von u. a. Rhododendren, Enzian, Hauswurz, Steinbrech, Mannsschild und Koniferen sind seine Spezialität. Ein Bereich ist für die geschützten Pflanzen der Schweiz und die Walliser Arten, besonders für jene der Steppen der Alpentäler, reserviert. 2007 erhielt Flore-Alpe den vom Schweizer Heimatschutz verliehenen Schulthess-Gartenpreis. (www.flore-alpe.ch)

Schynige Platte, Wilderswil

Die Schynige Platte befindet sich auf 1967 m ü. M. oberhalb von Wilderswil bei Interlaken, gegenüber von Eiger, Mönch und Jungfrau. Der Alpengarten Schynige Platte zeigt die Pflanzen in ihren natürlichen Pflanzengesellschaften, und zwar möglichst alle Pflanzen, die in der Schweiz oberhalb der Waldgrenze vorkommen (ca. 600 Arten). Im Jahr 1928 wurden gut 8000 m2 Alpweide eingezäunt und dadurch aus der jahrhundertealten Bewirtschaftung herausgenommen, d. h., der Garten ist ein Stück eingezäunte, nach wissenschaftlichen Prinzipien gepflegte Natur. Dabei sind «Pflanzengesellschaften» das wichtigste Ausstellungsgut. Die grössten Flächenanteile nehmen die Blaugrashalde, die Rostseggenhalde und die Milchkrautweide ein, die auch in der Umgebung am häufigsten anzutreffen sind. Sie wurden ergänzt mit Arten, die andernorts in der Schweiz in diesen Pflanzengesellschaften wachsen. (www.alpengarten.ch)

Alpinum Schatzalp, Davos

Das Alpinum Schatzalp liegt auf rund 1900 m ü. M. und umfasst eine Gesamtfläche von ca. 5 ha. Es besteht aus mehreren Gärten, die zum Waldpark Schatzalp zusammenwachsen: Hotelgarten, Hochzeitsgarten, historisches Alpinum, Kräutergarten und Alpinum im Guggerbachtal, dem «Neuen Alpinum». Zahlreiche unterschiedliche Lebensräume gehen ineinander über und bilden verschiedenste Standorte für Pflanzensammlungen wie Edelweiss, Enzian und Glockenblumen. Zu bestaunen sind über 3500 verschiedene Pflanzen in Arten und Sorten aus unterschiedlichen Gebirgen der Welt wie aus den Alpen, Pyrenäen, dem Himalaja,
Atlasgebirge, den Rocky Mountains, dem Kaukasus u. a. Der Garten zeigt zudem viele geschützte und gefährdete Arten. (www.alpinum.ch)

Medizinalpflanzengarten Gentiana, Leysin

Weniger unter dem schlechten Wetter zu leiden hatte der Medizinalpflanzengarten Gentiana, Leysin, wie Claude Gaulis von der Fondation Gentiana schreibt, da sich der Garten auf optimaler Höhe befinde (1100 m ü. M.), südlich orientiert und vollständig von kalten Winden geschützt sei. Die Pflanzen sind nach ihren therapeutischen Eigenschaften gruppiert. Diejenigen, die verwechselt werden können, wurden nebeneinander angepflanzt. Andere werden nach ihrer botanischen Klasse präsentiert, beispielsweise die Arten, die der Familie der Gentianaceae angehören. Laut Gaulis soll die Enzian-Sammlung mit 48 verschiedenen Enzianen aus den Alpen und der ganzen Welt einmalig sein in der Schweiz. Zu finden sind zudem Raritäten wie Actea racemosa (Trauben-Silberkerze) oder Silybum marianum (Mariendistel). www.gentiana-online.ch

Ebenfalls ein Besuch wert

Von Mai bis September sind die Ricola- Schaugärten (u. a. auf der Klewenalp, in Kandersteg und Zermatt) geöffnet.
Die Besucherinnen lernen in den Schaugärten die Kräutermischung im Naturzustand kennen und erfahren Wissenswertes über den Kräuteranbau und die Wirkung der Kräuter.

Nicht um Kräuter, sondern um Kartoffeln geht es im Alpengarten Maran. Die alpine Versuchsstation Maran auf 1850 m ü. M. wird seit 1932 für Futterpflanzen- und Kartoffelversuche genutzt. Auf dem terrassenförmigen Gelände ist eine kulturhistorisch wertvolle Sammlung alter Kartoffelsorten zu sehen. So gibt es u. a. lokale Sorten, die durch ProSpecieRara gesammelt und beschrieben worden sind. Im Alpengarten nebenan können zudem rund 450 charakteristische Pflanzenarten aus verschiedenen alpinen Lebensräumen bestaunt werden.

Kennen Sie den Alpengarten La Rambertia, der 1000 alpine Pflanzenarten auf dem Bergmassiv der Rochers de Naye auf über 2000 m ü. M. vereint – oder La Thomasia in Pont de Nant, oberhalb von Bex, der sich der Kenntnis und dem Schutz von Bergpflanzen widmet? Er liegt auf 1260 m ü. M. und zählt knapp 3000 Bergpflanzen, die nach ihrer geografischen Herkunft geordnet sind.

Mit dem Aufkommen des Interesses an der Alpenwelt gegen Ende des 18. Jahrhunderts stieg auch das Interesse an der Alpenflora, die bis heute nichts an ihrer Faszination eingebüsst haben dürfte.

Alpengärten der «Botanica 2013»

Alpengarten Schynige Platte (www.alpengarten.ch)
Alpinum Schatzalp, Davos (www.alpinum.ch)
Jardin alpin, Meyrin
Gentiana (Medizinalgarten), Leysin (www.gentiana-online.ch)
La Thomasia, Pont de Nant (www.musees.vd.ch/musee-et-jardins-botaniques (jardin-de-pont-de-nant)
La Linnaea, Bourg-Saint-Pierre (www.unige.ch/sciences/biologie/plantsciences/linnaea)
Flore-Alpe, Champex-Lac (www.flore-alpe.ch)

Woche der botanischen Gärten – www.botanica-week.org

Vom 15. bis 23. Juni 2013 laden die botanischen Gärten der Schweiz mit einem speziellen Programm zum Besuch ein. «Die Sensibilisierung des Publikums und der Auftrag zur Erhaltung der Pflanzenwelt sind für die botanischen Gärten erstrangig», schreibt Susanne Bollinger, Vizepräsidentin des Vereins botanischer Gärten und Pflanzensammlungen der Schweiz (HBH) im Programmheft zur «Botanica 2013». So werden im Botanischen Garten der Universität Basel mit verblüffenden Experimenten aus der Welt der Botanik biologische Phänomene, beispielsweise der «Lotus-Effekt», veranschaulicht oder in Bern ein 400-jähriger botanischer Schatz vorgestellt. Pflanzliche Seltenheiten aus aller Welt sind in St. Gallen zu bestaunen und in Zürich erhalten die Besucherinnen und Besucher Einblick in eine der weltweit grössten Pelargoniensammlungen. Einen ausführlichen Programmüberblick (Veranstaltungsthemen, Ort, Termin) zu den über 100 Veranstaltungen der 24 beteiligten botanischen Gärten der Schweiz finden Sie im Internet unter www.botanica-week.org. O. Gut

Schlossgarten Wildegg – Gast der «Botanica 2013»

Das Schloss Wildegg verfügt über eindrückliche Gartenanlagen. Im Rosengarten finden sich historische Strauch- und Kletterrosen. Im Nutz- und Lustgarten werden mithilfe der Organisation ProSpecieRara seltene Nutzpflanzen kultiviert. Dazu gehören rote Gartenmelde, violette Artischocke ‘Plain Palias‘, Kefe ‘Géant Suisse‘, Etagenzwiebel, Zuckerwurzel sowie weitere Raritäten.
Im Rahmen der Botanica 2013 haben die Besucherinnen die Gelegenheit, mit Pflanzen aus dem Nutz- und Lustgarten und farbiger Erde selber Farben her­zustellen und daraus ein Bild entstehen zu lassen. Zudem sind auf einer Ent­deckungsreise durch den Schlossgarten neue Geschichten über alte Gemüse und Heilkräuter zu erfahren und beim Herstellen einer Kräutersalbe gibt es wertvolle Tipps zur Anwendung von Kräutern und ihren Wirkstoffen. og.

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