S aisonaler Blumenschmuck ist vielerorts zur Rarität geworden im Stadtgrün. Die Wechselflorpflanzungen mussten sich – oft zum Unmut der Bevölkerung – dem Spardruck beugen. In Thun hat der saisonale Blumenschmuck einen hohen Stellenwert und gehört zum Standortmarketing. Die Innenstadt putzt sich im Frühling und Sommer mit wechselnden Bepflanzungen für die Bevölkerung und vor allem auch für die Vielzahl der Touristen heraus. Der Blumenschmuck ist Visitenkarte von Stadtgrün Thun. Er wird bevorzugt an touristischen Hotspots wie den beiden Aare-Holzschleusen in der Innenstadt angebracht. Die Bepflanzungen werden mit jährlich wechselndem Farbkonzept gestaltet.
Erneuerungsbedarf bestand für die auf Plätzen und entlang von Strassen platzierten Waschbetongefässe, die etwa an der touristisch stark frequentierten Schifflände platziert werden. Als Ersatz für in die Jahre gekommenen Betongefässe gesucht wurde ein Pflanzengefäss, das Eleganz gepaart mit Funktionalität bietet. Bei der Evaluation wurden Standardgefässe und Lösungen anderer Städte geprüft. Aus Platzgründen kamen nur lineare Pflanzengefässe infrage. Weil am Markt keine Pflanzengefässe zu finden waren, die sämtliche Bedürfnisse abdeckten, wurde eine Eigenanfertigung angestrebt. Die in der betriebseigenen Schlosserei hergestellten Gefässe aus Roststahl boten keine optimale Lösung, wie Projektleiter Niklaus Götti, stellvertretender Leiter Stadtgrün Thun, berichtet. Die Gefässe stehen auf Plätzen mit Gefälle. Aufgrund der Streusalzeinwirkung traten unschöne Roststreifen am Boden auf.
Um eine effektive Bewirtschaftung zu ermöglichen, sollte nur ein System zum Zug kommen. Die Flexibilität sowie die Langlebigkeit, indem die Gefässe repariert werden können, gaben den Ausschlag für die Wahl des «Trogi» der Firma Hugo Wolf AG, Seftigen, als Basiselement. Von den individuellen Massen abgesehen, gesucht wurde ein Pflanzengefäss mit grossem Volumen, unterscheidet sich das für Stadtgrün Thun entwickelte Pflanzengefäss kaum vom Standardmodell. Entscheidend sind das adaptierte Innenleben sowie weitere Details, die eine einfachere Handhabung ermöglichen. Die einheitliche Farbgebung unterstützt die Wirkung im Stadtbild. Die Gefässe bleiben permanent draussen. Vom Hersteller garantiert wird die Winterfestigkeit.
Wasserbevorratung als Muss
Ist in der professionellen Innenraumbegrünung die Wasserbevorratung seit geraumer Zeit Standard bei den Pflanzengefässen, so wird dies bei der mobilen Begrünung in den Städten derzeit noch eher selten angewandt. Im Hinblick auf die immer heisseren Sommer und die Vereinfachung des Unterhalts durch längere Giessintervalle war für Stadtgrün Thun die Wasserbevorratung ein Muss bei der Beschaffung neuer Gefässe. Im Fokus stand eine Wasserbevorratung ohne Staunässe, die ohne Computersteuerung und Leitungen auskommt. Kernstück der Entwicklung für Stadtgrün Thun ist ein doppelter Boden mittels Lochblechen. So entsteht ein Wasserreservoir, das durch die einlaminierten Wasseranschlüsse ausgespült werden kann. Auf den Lochblechboden kommt ein Vlies, um den Humus und den 14 cm hohen Wasserstand abzutrennen. An den bodenbündigen Spülstutzen wird das Schmutzwasser abgelassen. Der höher angebrachte Anschluss für den Wasserschlauch ist gegengleich angeordnet. Dies hat den Vorteil, dass die Tröge enger aneinandergerückt werden können und so je nach Anzahl der Elemente als langes Blumenband wirken. Zudem wurde in der Form ein unbehandelter Eisenrahmen einlaminiert, der als Verstärkung für die Hebevorrichtung dient. Dabei wurde die Verstärkung so angeordnet, dass auch grössere Ballen von Kübelpflanzen ausreichend Platz finden. Dies ist auch für die Dauerbepflanzungen mit Stauden und Kleingehölzen von Belang.
Mit Abmessungen von 65 x 65 cm und unterschiedlichen Längen von 1 m, 1,5 und 2 m besteht relativ zur Grundfläche ein grosses Erdvolumen. Als Substrat verwendet wird ein Fertigsubstrat von Ökohum. Langfristig soll von torfreduziertem Substrat auf torffreies Substrat umgestellt werden. Die Umstellung auf biologischen Pflanzenschutz ist bereits erfolgt.
Als Prototyp wurde 2014 im Werkhof ein erster Trog installiert und bepflanzt. Die Erfahrungen wurden in der ersten, 2015 an der Schifflände platzierten Serie von 11 Gefässen berücksichtigt. Ergänzt wurden das eingelassene Gewinde für die Hebevorrichtung und die exzentrischen Spül- und Auslaufstutzen. «Wir sind zufrieden mit dieser Lösung. Wir fahren weiter so», zieht Götti Bilanz nach dem Einsatz in der vergangenen Saison. Im Vergleich zu einem Normprodukt seien die Gefässe zwar etwas teurer. Gemessen am funktionalen Mehrwert und dem üblicherweise hohen Preis für Eigenentwicklungen handele es sich jedoch um eine kostengünstige Lösung. Die Beschaffung wird im Rahmen des jährlichen Unterhaltsbudgets über mehrere Jahre abgewickelt. Dieses Jahr wurden fünf Gefässe ersetzt. Der Gesamtbedarf beläuft sich auf 50 Pflanzentröge, davon werden 25 für den saisonalen Blumenschmuck verwendet und die andere Hälfte für Dauerbepflanzungen.
Stadtgrün Thun produziert den Grossteil des Wechselflors in der betriebseigenen Gärtnerei. Die ganze Kette der Arbeitsabläufe von der Anzucht über die Pflanzung bis hin zum Unterhalt ist auch wichtiger Bestandteil in der Ausbildung der fünf Lernenden.
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