Ende Juni, zum Abschluss des zweiten Lehrjahres, verbringen die Berufsschülerinnen und -schüler der Fachrichtung GaLaBau und Zierpflanzen der Fachgruppe Gärtner des bzemme jeweils eine Projektwoche im Raum Stuttgart. Ein wichtiger Programmpunkt auf ihrer Route ist der eintägige Aufenthalt im Lehr- und Versuchsgarten Tachenhausen und Braike der HfWU. Bendicht Burkhalter, Fachgruppenleiter und Fachlehrer, kommt ins Schwärmen über diesen Lernort und die Gastfreundlichkeit: «Etwas Vergleichbares gibt es in der Schweiz nicht. Die Führungen sind auf höchstem Niveau. Erfahrungen werden weitergegeben.»
Mit den Jahren ist ein guter Kontakt zum Leiter des Versuchsgartens Tachenhausen Joachim Teeuwen entstanden. Gemeinsam wurde das Projekt der Gestaltung einer 4 m breiten und 16 m langen Rabatte im Bereich der Wechselflorpflanzungen im sogenannten Bauerngarten initiiert (siehe Kasten). Ermittelt wurden diese in einem Gestaltungswettbewerb unter drei Klassen. Nach dem Auftakt im vergangenen Jahr soll künftig jährlich ein Pflanzplan eines Lernenden des bzemme umgesetzt werden. Die Jury, die sich aus den Lehrern Simon Gfeller, Stefan Stadler, Markus Fiechter und Projektkoordinator Burkhalter zusammensetzte, wählte aus jeder Klasse den besten Plan aus. Diese drei Pflanzpläne wurden bei Gärtnermeister Joachim Teeuwen eingereicht. In Abstimmung mit der für den Versuchsgarten zuständigen Hochschulkommission wurde daraus ein Pflanzplan gewählt. Zur Ausführung kam der Pflanzplan von Manuel Kurt. Sein Pflanzplan wurde mit kleinen Abweichungen 1:1 umgesetzt. In ihrer Projektwoche konnten die Berufsschülerinnen und -schüler den Vergleich mit zehn weiteren Rabatten im Sommerflorgarten ziehen. Das Resultat überzeugte, die gestalterische Absicht war klar ablesbar. «Das Beet war über die ganze Saison auf konstant hohem Niveau und hat durchgeblüht. Durch die Höhenstruktur der Leitpflanzen bekam das Beet eine opulente Ausstrahlung», schreibt der Leiter des Versuchsgartens in seinem Schlussbericht.
Besondere Lerneffekte
Der Lerneffekt wird unterstrichen durch die Dokumentation. Teeuwen hielt zudem die Entwicklung im Saisonverlauf monatlich mit der Kamera fest. Dokumentiert wurden Pflanzenbedarf, Zeiterfassung von der Anzucht bis zum Abräumen sowie die Pflegedurchgänge.
Die Einfassung der Rabatte mit Buxus schafft ein gutes Mikroklima. Zudem bestehen wüchsige Bodenverhältnisse. In der Rabatte wurde im November 2013 Pferdemist eingegraben und im März 2015 mit Kalkstickstoff (60 g/m2) aufgedüngt. Ansonsten wurde keine Düngung durchgeführt.
Pflanztermin war Mitte Mai. Über das Beet wurde ein Raster mit rund 1 m2 grossen Feldern gelegt und auf den Pflanzplan übertragen. Der Pflanzplan wurde in Detailbereichen durch grossflächigere Segmente leicht abgeändert. Auf dem Beet wurden die Segmente aufgezeichnet, die Leitpflanzen gesetzt, (Canna, Cleome) danach die übrigen Sommerblumen ausgelegt und gepflanzt. Gesamthaft betrug der Zeitaufwand inklusive Anzucht und Giessarbeiten (13 Giessdurchgänge während der Saison) 24,5 Stunden. Hinzu kamen neun Stunden für die fünf Pflegdurchgänge.
Bemerkenswert sind die abweichenden Stückzahlen. Der Pflanzplan orientiert sich an den Angaben des Lehrmittels von 20 Pflanzen/m2. Demnach wären 1281 Pflanzen benötigt worden. Tatsächlich gepflanzt wurden jedoch 453 Stück. Dennoch «war die Fläche schon nach kurzer Zeit geschlossen». An Stellen mit zu engem Stand wurden Ende Juli Pflanzen entnommen (35 Stück), um Fäulnisbildung vorzubeugen. Die Standfestigkeit war insgesamt gut. Lediglich bei Cleome spinosa wurden Ende Juli Halteringe angebracht. Ausfälle wegen einer Pilzkrankheit gab es bei Rudbeckia hirta ‘Toto‘. Es wurde kein Pflanzenschutz durchgeführt.
Besondere Motivation
Inzwischen ist der Wettbewerb in die zweite Runde gegangen. 66 Lernende (43 GaLaBau, 23 Zierpflanzen) erarbeiteten einen Pflanzplan. Die Lernenden hatten Ende Januar zwei Wochen Zeit für die Ausarbeitung. So können die für die Umsetzung benötigten Pflanzen noch in der Produktionsplanung berücksichtigt werden. Wie Burkhalter feststellt, spornen der Wettbewerb und die Aussicht, dass der Pflanzplan im Versuchsgarten umgesetzt wird, ungemein an; die Resultate überzeugen. Selbst Landschaftsgärtner, die nicht zu den «Pflänzlern» gehören, seien überaus motiviert.
Angaben für den Besuch
Der Lehr- und Versuchsgarten Tachenhausen ist eine wissenschaftliche Einrichtung der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen.
Im Bauerngarten wird auf 500 m² reiner Pflanzfläche ein Sortiment von 85 bis 120 verschiedenen Einjährigen und einjährig Gezogenen in jährlich wechselnder Gestaltung präsentiert. Das nach dem System der Lebensbereiche ausgepflanzte Staudensortiment umfasst rund 1100 Stauden und das Gehölzsortiment 600 verschiedene Arten.
LVG Lehr- und Versuchsgarten Tachenhausen, HfWU Campus Tachenhausen, Hofgut Tachenhausen 14, 72644 Oberboihingen
Ganzjährig, täglich von 7 bis 22 Uhr, geöffnet.
www.hfwu.de/lvg
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