Alle Jahre wieder schmücken sich öffentliche Gebäude des Kantons Bern mit Geranien der Gartenbauschule Oeschberg (GSO). Sie werden von den Lernenden der GSO kultiviert, eingepflanzt und ausgeliefert.
Herrengasse, Gerechtigkeitsgasse oder Münsterplatz sind Bestimmungsorte für die von Lernenden am Oeschberg ab Woche 4 produzierten 1500 Geranien (Pelargonium) für den Fensterschmuck an öffentlichen Gebäuden des Kantons Bern. An diesen touristischen Hotspots der Bundeshauptstadt treffen die «Oeschberger Geranien» den Sommer über auf zahlreiche bewundernde Blicke und gehen als beliebtes Fotosujet um die Welt.
‘Schöne von Rheinberg’
Die Farbwahl ist kein Thema. Die Berner Geranien blühen selbstverständlich in der Landesfarbe. Mit 16 000 Pelargoniensorten besteht eine enorme Vielfalt. Daraus gewählt wurde nicht etwa die‘Schöne von Bern’, sondern zum Zug kam die ‘Schöne von Rheinberg’. Sie zeigt sich auch bei ungünstigeren Lichtverhältnissen auf der Nordseite blühwillig und wird an den Fenstern der Gassen der Altstadt verwendet. ‘Elara’ bewährt sich seit Jahrzehnten als Fensterschmuck an den nach Süden ausgerichteten Fassaden.
Die Woche 17 ist für die Lernenden und Berufsbildner der GSO ein gesetzter Termin. Etwa die Hälfte der 20 Lernenden ist beim zweitägigen Arbeitseinsatz mit dem Bepflanzen der 363 Blumenkisten und der Auslieferung der Geranien beschäftigt. Eine weitere Equipe steht anschliessend am Graniummärit im Einsatz, der dieses Jahr bereits zum 60. Mal durchgeführt wird. Weiter gilt es, in dieser Woche den Stand der GSO an der BEA aufzubauen.
Markus Hert, Betriebsleiter Zierpflanzen und Berufsbildner der GSO, weist die Lernenden an: «In die 90er-Kisten setzen Sie wieder fünf Pflanzen.» Die Abmessungen der Blumenkisten variieren abgestimmt auf die Fenstersimse der historischen Gebäude. Die Blumenkisten aus Eternit, von denen einige schon über 30 Jahr alt sind, passen gut zu den Sandsteinfassaden. Wie sich Markus Hert vom Bundesamt für Umwelt versichern liess, ist die Verwendung unbedenklich. Das gesundheitsschädliche Asbest werde nur beim Zerreiben freigesetzt.
Die erforderliche Anzahl Kisten in passender Länge an den richtigen Ort zu bringen, ist immer wieder eine logistische Herausforderung. «Das Geraniumprojekt ist ein dankbarer und guter Lernplatz für die Lernenden, den die GSO nicht missen möchte», so Markus Hert. Für die Lernenden ist der Arbeitseinsatz in der Stadt Bern stets eine willkommene Abwechslung, wie Markus Hert aus seinen Erfahrungen seit den 1990er-Jahren weiss. Möglich ist dies durch die gute Zusammenarbeit mit Stadtgrün Bern. Für die Pflanzarbeiten gewährt Stadtgrün Bern der GSO Gastrecht im Werkhof, wo auch das Substrat vorrätig ist. Angeliefert werden lediglich die Geranien. Nach dem Abräumen werden die nach bewährtem System des Betriebsmechanikers der GSO, Manfred Wüthrich, palettierten Blumenkisten bei Stadtgrün Bern eingelagert.
Rund um «Geranium City»
Bis zum 30. September 2016 ist Bern «Geranium City»:
• Die Ausstellung «Out of Africa» im Alpinen Museum informiert über Herkunft und Bedeutung der Geranien. Dauer der Ausstellung bis 14. August 2016 (Mi. bis So. 10 bis 17 Uhr, Di.
10 bis 20 Uhr, Mo. geschlossen).
• Der Botanische Garten der Universität Bern zeigt die Artenvielfalt der Storchschnabelgewächse.
• Historische Geranien gibt es in der Ausstellung in der Orangerie Elfenau zu entdecken.
•Geranien bilden diesen Sommer den Schwerpunkt der Schalenpflanzungen von Stadtgrün Bern.
Eine Übersicht aller Veranstaltungen findet sich unter www.geraniumcity.ch
Unser Geranium. Sorten, Botanik, Geschichten
In Zusammenarbeit mit den vier Berner Institutionen Alpines Museum der Schweiz, Botanischer Garten der Universität Bern, Kornhausbibliotheken Bern und Stadtgrün Bern ist ein Geraniumhandbuch entstanden, das nicht nur einen konkreten Überblick über 66 aktuelle und historische Geranium-sorten, sondern auch einen spannenden Einblick in die bewegte Kulturgeschichte dieses Storchschnabelgewächses bietet: von seiner afrikanischen Herkunft und Einreise in die Schweiz über die Bedeutung der Geranie in der Literatur bis hin zum traditionellen Bärner Graniummärit.
Unser Geranium. Sorten, Botanik, Geschichte. Von Beat Hächler, Beat Fischer, Christoph Schärer, Christine Eggenberg. Softcover, mit rund 70 Abbildungen, 120 Seiten, 14,3 x 21,4 cm, gebunden. April 2016, Werdverlag.ch
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