Wie viele Blumenbörsen mit gleichem Geschäftsmodell und denselben Kundenzielgruppen braucht das Land? Wohlkaum so viele, wie es heute gibt. Jetzt aber macht der umsatz- und ertragsseitige Druck möglich, was lange undenkbar schien: eine Bündelung der Kräfte. Die Blumenbörsen Bern (BBB), Rothrist (BBR) und Zürich (ZBB) jedenfalls sind gewillt, eine Fusion zu einer einzigen Genossenschaft, der Blumenbörse Schweiz, ernsthaft anzugehen. Ein Kernteam, bestehend aus Teamleiter Roland Mensch (ZBB) und je einem Vertreter von BBB und BBR, ist dabei, die Entscheidungsgrundlagen und den Fusionsvertrag zu erarbeiten. Darüber abgestimmt werden soll im Juni 2018. Nicht mitmachen will die Blumenbörse Mörschwil. Ihre Genossenschafter mochten sich nicht für die Fusionsidee erwärmen. Als Diskussions- und Grundlagenpapier für den wegweisenden Entscheid lag den vier Genossenschaften ein «Bericht zur Machbarkeit der Blumenbörse Schweiz – Masterplan» vor. Erarbeitet hatte diesen eine Projektgruppe, die aus je zwei Vertretern pro Genossenschaft bestand.
Stärkung der Wettbewerbs- und Zukunftsfähigkeit
Ziel der Fusion ist es, in einem herausfordernden wirtschaftlichen Umfeld schlagkräftiger zu werden. «Mehr Miteinander statt Gegeneinander», bringt es Roland Mensch auf den Punkt. Die beteiligten genossenschaftlichen Börsen – gegründet als Selbsthilfeorganisationen für die Vermarktung von Eigenproduktion – erhoffen sich positive Synergieeffekte und Kosteneinsparungen in der Beschaffung, dem Marketing, der IT und der Verwaltung. Man will als Blumenbörse Schweiz Marktleader sein für den Grünen Fachhandel und mit einem attraktiven Vollsortiment, hoher Warenverfügbarkeit, modernsten Vertriebskanälen und optimalen Dienstleistungen punkten. Den Genossenschaftern eröffnet sich mit der Fusion die Möglichkeit, jeden Standort zu beliefern.
«Abholmarkt +» im Grossraum Bern
Bis 2025 – das die Vision – sollen die Hauptstandorte in der Deutschschweiz bereinigt und den Marktbedürfnissen anpasst sein. Anstelle der heutigen Standorte Bern, Heimberg und Rothrist, derenGrösse auf längere Sicht als «kritisch» für eine erfolgreiche Zukunftsbewältigung eingeschätzt wird, würde ein neuer Standort im Grossraum Bern entstehen; es ist hier von einem «Abholmarkt +» die Rede. Zudem wird ein Markteintritt in die Westschweiz angepeilt. Vorerst aber sollen die bestehenden Standorte weitergeführt sowie das Dienstleistungsangebot und die Kundenbearbeitung ausgebaut werden.
Anspruchsvolles Vorhaben
Die angestrebte Fusion der drei Blumenbörsen ist ein ambitioniertes Projekt, bei dem nicht nur die Finanzierung, sondern auch das Zusammenführen der verschiedenen Firmenkulturen und die Standortbereinigung Klippen sind, die es sicher zu umschiffen gilt. Roland Mensch ist zuversichtlich, dass das gelingen wird. «Die Chancen sind grösser als die Risiken», meint der Kernteamleiter. Definitiv darüber entscheiden werden die Genossenschafter – man darf gespannt sein.
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