Extensive Dachbegrünungen fit für die Herausforderungen des Klimawandels zu machen, war das Ziel eines mehr als vierjährigen Forschungsprojekts zum intelligenten Bewässerungsmanagement von Gründächern am Institut für Gartenbau der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT).
Derzeit sind extensive Dachbegrünungen in der Regel als Trockenstandorte gestaltet. Die Substratschicht ist nur wenige Zentimeter stark und sehr gut wasserdurchlässig, die Begrünung besteht aus trockenheitsadaptierten Pflanzen wie Sedum. Auf Grund ihres Konstruktionsprinzips haben diese Dächer v.a. bei Starkregen nur ein geringes Wasserrückhaltevermögen. In trockenen und heissen Phasen fehlt das Wasser, um städtischen Hitzeinseln durch Verdünstungskühlung etwas entgegenzusetzen.
In den letzten Jahren wurden deshalb bereits neuartige extensive Dachbegrünungen entwickelt, die eine deutlich grössere Klimawirkung haben. Zum einen werden verdunstungsstarke Gräser und Stauden verwendet, die über Tropfschläuche mit Wasser versorgt werden. Zum anderen wird in sogenannten Retentionsdächern unterhalb des Begrünungssystems ein Gitterelement eingebaut, in dem Wasser temporär zurückgehalten werden kann.
Allerdings besteht bei diesen neuartigen Dachbegrünungssystemen ein Zielkonflikt zwischen der Maximierung des Wasserrückhalts und der Maximierung der Verdunstungskühlung. Während für ersteres das Substrat möglichst trocken sein sollte, erfordert zweiteres eine durchgängig hohe Wasserversorgung der Vegetation. Zudem stellt sich die Frage nach einem nachhaltigen Umgang mit der Ressource Wasser, eine Herausforderung, die durch die diesjährige Sommertrockenheit verstärkt in den Fokus gerückt ist.
Im Rahmen des vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt. und Raumforschung geförderten und durch die ZinCo GmbH unterstützten Forschungsprojekts entwickelte die HSWT ein adaptives und sensorgestütztes Wassermanagementsystem für neuartige extensive Dachbegrünungen.
Positive Erfahrungen
Die über zwei Jahre hinweg durchgeführten Messserien zeigen, dass mit dem Wassermanagementsystem die thermische Belastung massgeblich reduziert werden kann. So lag die Temperatur in einem gut bewässerten Gründach 10 bis 15 °C niedriger als in einem ausgetrockneten Sedumdach. Gleichzeitig konnte durch die aktive Regulation des Regenwasserabflusses das Wasserrückhaltevermögen um ein Vielfaches gesteigert werden. In Verbindung mit Retentionselementen kann so selbst bei Extremniederschlägen die gesamte Regenmenge zurückgehalten werden.
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