Seit nunmehr 46 Jahren vereint die Schweizer Forstmesse Aussteller aus Waldwirtschaft, Forsttechnik und Holzenergie. Die alle zwei Jahre stattfindende, einzige Schweizer Forstmesse lockte dieses Jahr rund 26 000 Besucherinnen und Besucher nach Luzern, wo 280 Aussteller eine umfassende Leistungsschau der Branche boten. Vertreten waren dabei die Hersteller grosser Baumaschinen ebenso wie die wichtigsten Produzenten von Forst- und Gartenbaugeräten sowie mehrere Interessenverbände.
«Schweizer Holz»
Auf Anfrage bestätigte Urs Wehrli, Leiter Kommunikation beim Waldwirtschaftsverband, dass sich die Waldwirtschaft noch keineswegs vom Euroschock von Anfang Jahr erholt habe. «Damals sind über Nacht Aufträge storniert worden und die Preise um bis zu zwanzig Prozent gesunken.» Seit diesem Preiszerfall aber sind die Kosten für die Holzernte nicht mehr abgedeckt. «Die Hälfte der Forstbetriebe war zudem schon zuvor im Minus und besitzt keine Reserven.»
Der Waldwirtschaftsverband reagiert auf die Herausforderung mit Werbemassnahmen für Schweizer Holz. Das seit 2009 bestehende «Herkunftszeichen Schweizer Holz» wird hierfür mit einer eigenen Plattform online gehen; auf Facebook ist das Label bereits präsent. So will man «Schweizer Holz» breiter bekannt machen. Den Leuten sei oft nicht bewusst, dass sie zum Beispiel bei Umbauten überwiegend Holz aus dem Ausland kaufen würden, so Wehrli. «Wenn mehr Schweizer Holz nachgefragt wird, hält dies die ganze Waldwirtschaft am Leben.»
Eine echte Neuheit und eine aktuelle Entwicklung
Eine echte Neuheit stellte der US-Hersteller Vermeer vor: die Baumstrunkfräse SC40TX – die erste, die von einer Standplattform aus bedient werden kann. Dazu schafft sie immerhin 90 m in der Minute und ist also rasch beim nächsten Strunk. Der Bedienstand ist zudem ausschwenkbar, was einen stets optimalen Sichtwinkel auf das Arbeitsfeld ermöglicht.
Im Bereich der Kletterausrüstung, die bei der Baumpflege zum Einsatz kommt, waren an der Messe keine revolutionären Neuerungen zu bestaunen. Dafür aber einige aktuelle Entwicklungen wie das Zigzag-System des Herstellers Petzl. Marc Audeoud vom Westschweizer Händler «freeworker» erläutert: «Es handelt sich um einen mechanischen Prusik (Der Prusikknoten, auch Prusikschlinge, ist laut Wikipedia ein Klemmknoten, der sich unter Belastung zuzieht und bei Entlastung wieder lockert), den man anstelle des Klemmknotens zur Sicherung verwendet.» Das Gerät sei sehr leicht im Gebrauch und deshalb für die Anwender geeignet, die wie die Landschaftsgärtner nicht jeden Tag in Bäumen arbeiten.
Grössere Akzeptanz für Akkugeräte
Seit rund drei Jahren auf dem Markt sind bei Stihl Motorsägen mit Elektromotor und Akku, wobei man zwischen verschiedenen Akkugrössen und damit Betriebszeiten wählen kann. Zudem hat der Hersteller ein «AkkuSystem» entwickelt: Die Batterien lassen sich auf jedem elektrisch betriebenen Gerät des Herstellers montieren. Insgesamt nehme die Akzeptanz der Akkugeräte zu, heisst es bei Stihl, da sie im Betrieb leiser sind als die benzinbetriebenen Maschinen und ihre Leistung laufend gesteigert wird. Ein Faktor dabei ist der neue, rücktragbare Akku mit der Typenbezeichnung AR 3000, der nur etwa 7 kg wiegt. Ihn bewirbt Stihl zum Beispiel in Kombination mit einem neuen, handgetragenen Blasgerät, dem BGA 100. Dieses ist trotz massiv gesteigerter Blaskraft so leise, dass eine ganztägige Benutzung ohne Gehörschutz möglich ist. Ebenfalls neu beim traditionsreichen Hersteller sind im AkkuSystem ein Hochentaster mit einer Gesamtlänge von 2,4 m und eine Strauchschere, die trotz minimem Gewicht fast zwei Stunden Laufzeit hat.
Ein Spezialist für Lösungen mit wieder aufladbaren Batterien ist auch der japanische Konzern Makita, der in Luzern sein eigenes vollständiges Elektrowerkzeugprogramm für die Stein- und Betonbearbeitung, den Trockenbau, die Holzbearbeitung, die gesamte Metallbranche und für den Garten präsentierte. Makita hat die «X18V-Maschinen» entwickelt, die jeweils zwei Akkus à 18 Volt verwenden und deshalb 36-Volt-Motoren antreiben können. Am Stand waren auch Elektrogeräte der Marke Dolmar zu sehen, die seit gut 20 Jahren zur Makita-Gruppe gehört. Dolmar hat Heckenscheren und -trimmer, Rasenmäher und -trimmer, Druckspritzen, Sägen, Sensen und verschiedene Gebläse im Sortiment.
Wettbewerb der Kettensägenartisten
Auf dem Aussengelände warteten auf die Messebesucher nicht nur viele grosse Maschinen, welche die Augen der Fans zum Leuchten brachten, sondern auch ein sportlicher Wettkampf der besonderen Art. Die Besten der Besten an der Motorsäge trugen die Schweizer Meisterschaft im Holzhauen aus. Vor einigen Wochen hatte die erste Disziplin, das Fällen, in einem Wald bei Niederbipp stattgefunden. Nun folgten auf dem Gelände in Luzern die vier weiteren Disziplinen: Kettenwechsel, kombinierter Schnitt auf Bock, Präzisionsschnitt und Entasten eines Stammes. Die ersten drei Disziplinen wurden jeweils einzeln absolviert, wobei es darum ging, die Aufgabe möglichst schnell und ohne Fehler zu absolvieren.
Bei der letzten Disziplin, dem Entasten, kam es zu einem regelrechten Finale. Jeweils vier Männer mit Motorsäge massen sich in einer Art Wettrennen an den neun mal drei künstlichen Ästen, die auf einem Baumstamm angebracht waren und die es auf 5 mm genau abzusägen galt. Der Schnellste der Kettensägenartisten schaffte dies in gerade mal 15,7 Sekunden.
Nachwuchsförderung
Einen Fokus richtete die Forstmesse 2015 auf die Nachwuchsförderung. Die von Codoc, der Fachstelle «Koordination und Dokumentation Bildung Wald», organisierte Sonderschau «Waldberufe – Berufe mit Zukunft» warb für die vielfältigen Arbeitsmöglichkeiten, die der Wald bietet. Der Waldwirtschaftsverband und weitere Institutionen wiesen zudem mit verschiedenen Veranstaltungen darauf hin, wie wichtig gut ausgebildetes Personal für eine nachhaltige und zukunftsträchtige Waldwirtschaft ist.
«Bei den Lehrstellen haben wir zwar eine stabile Situation», sagt Urs Wehrli, der Leiter Kommunikation beim Waldwirtschaftsverband. In der Schweiz würden pro Jahr 300 Forstwarte ihren Abschluss machen. «Das Problem ist, dass viele Lehrabgänger danach den Beruf wechseln, anstatt sich zum Förster oder Forstingenieur weiterzubilden.» Der Verband befürchtet deshalb einen Fachkräftemangel in Führungspositionen, weshalb man an der Messe sehr aktiv für den Arbeitsplatz Wald warb. B. Kron
Hoher Besuch aus Japan
Jährlich produziert Morooka über 1000 Raupenkipper ab einer Nutzlast von 2,5 t. Laut Medienmitteilung ist seit April 2015 die Hutter Baumaschinen AG, Altstätten, exklusiver Generalimporteur von Morooka Raupenkippern in der Schweiz und in Liechtenstein. Im Sortiment von Hutter stehen damit drei neue Hukis, die eine Nutzlast von 4,8 t (Huki 480), 7 t (Huki 700) und 11 t (Huki 1100) haben. An der Forstmesse in Luzern waren die grossen Hukis auf dem Hutter-Messestand erstmals zu besichtigen. «Diesen Anlass liess sich der Präsident des japanischen Traditionsunternehmens nicht entgehen, um höchstpersönlich in die Schweiz zu reisen und die Forstmesse zu besuchen», heisst es in einer Pressemeldung. og
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