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Übergabe der Ausweise an

Übergabe der Ausweise an die Absolventinnen und Absolventen des Lehrgangs Naturnaher Garten- und Landschaftsbau (NGL).

Reichhaltiges Angebot: Der

Reichhaltiges Angebot: Der diesjährige Naturgartentag war gut besucht, bot viel Anregendes und Raum für Erfahrungsaustausch.

«Gurtengärtli» im Park

«Gurtengärtli» im Park im Grünen der Migros: eines der derzeit 68 «Gartenkind»-Projekte.

Lässt das Forscherherz höher

Lässt das Forscherherz höher schlagen: Orchideen auf der vor rund 20 Jahren angelegten Dachbegrünung des Kantonsspitals St. Gallen.

Baumhäuser – Spiellandschaft

Baumhäuser – Spiellandschaft auf der Insel Mainau mit den für die Firma Kukuk typischen Holzkonstruktionen.

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Impulse am Naturgartentag

Die Naturgartenidee ist in die Jahre gekommen, ihre Protagonisten sind dennoch beweglich geblieben, wie dies auch das offen gestaltete Programm des von Bioterra veranstalteten Naturgartentags an der ZHAW in Wädenswil zeigte. Den Referaten über

Blackbox Gardening, 5-D-Design, Schattenkonstruktionen, Trockenmauerbau, Dachbegrünung und das «Garten­kind-Projekt» konnten einige Impulse entnommen werden.

«Blackbox Gardening» – dieser trendige Begriff geistert seit Kurzem durch die Fachwelt: Jonas Reif, Mitverfasser des gleichnamigen Buches, stellte zum Auftakt des Naturgartentages vor, was dahinter steht. Er präsentierte Gärten aus England, den Niederlanden und Deutschland – allesamt geprägt von wildromantischer Ästhetik, wie sie naturnahen Gestaltungen eigen ist und im Kreis der zahlreich erschienenen Naturgärtnerinnen und Naturgärtner auf Bewunderung stiess.

Beim Blackbox Gardening werden die Pflanzen nicht nach Plan gesetzt. Vielmehr wird die Versamung als inszenierendes Element eingesetzt und man lässt die Pflanzen ihren Platz selbst finden. Gelenkt wird der Pflanzenbestand durch Standortbearbeitung. Stil­ikone ist der Garten von Derek Jarman in Dungeness an der britischen Küste. Der britische Regisseur zog sich in den 1980er-Jahren in das Fischerhaus Prospect Cottage zurück, wo er kurz vor seinem Tod einen Kiesgarten anlegte, der durch ein Mosaik unterschiedlicher Standorteigenschaften und eine grosse Vielfalt sich versamender Pflanzen geprägt ist. Dieses letzte Vermächtnis des Künstlers wurde zum ästhetischen Leitbild für viele Gartengestalter und Pflanzenverwender. «Einer der schönsten Gärten», so Reif. Begeistert zeigte sich der «Blackbox Gardner» und Chefredaktor des Pflanzenmagazins «Gartenpraxis» zudem vom weniger bekannten Garten Het ­Vlackeland von Madelien van Hasselt im Südwesten der Niederlande.

Mit der Strategie der Versamung werden Gartenbereiche erschlossen, die bislang brachlagen. Unter Bedingungen beispielsweise einer Lichtung wird das im Boden schlummernde Samenpotenzial des Roten Fingerhutes (Digitales purpurea) reaktiviert, dessen Samen 100 Jahre keimfähig bleiben können. Andere Samen hingegen verlieren schnell an Keimfähigkeit. Je nachdem werden die Pflanzen durch Samen oder Initialpflanzung ausgebracht. Reif zeigte ein Beispiel aus Great Dixter: Eine im Topf gepflanzte Initialpflanze wurde auf einer Trockenmauer platziert. Die sich in den Fugen ansiedelnden Pflanzen ergaben ein attraktives Bild. Der Referent warnte aber auch: «Versamung lässt sich nicht immer steuern. Manche Pflanzen lassen sich schwer eliminieren.» Im Gegensatz zum naturnahen Gartenbau beschränkt sich die Artenkollektion beim Blackbox Gardening nicht auf einheimische Gewächse. Es besteht die Gefahr, dass gewisse Pflanzenarten als Gartenflüchtlinge Umweltschäden verursachen. Sich dessen bewusst, erklärte der Referent, dass viele der verwendeten Arten zu den R-Strategen gehören und demnach auf offenen Boden angewiesen sind, was meist als Barriere auf der Flucht über den Gartenzaun wirke. Was mit Leichtigkeit anfliegt, ist nicht unbedingt pflegeleicht. Der Pflegeaufwand hängt von der Artenvielfalt ab. «Beobachten macht einen Grossteil der Pflege aus. Beginnen Sie mit einigen wenigen versamenden Arten», lautete die diesbezügliche Empfehlung.

Handwerk und Ästhetik im Vordergrund
Der Pflege des «Hunderte Jahre alten Handwerks» des Trockenmauerbaus hat sich Simon Winzenried verschrieben. Für den Fachmann für naturnahen Gartenbau sowie Mitinhaber und Geschäftsführer der Salamandra GmbH steht die Ästhetik des Handwerks im Vordergrund. Sein Betrieb führt die meisten Trockenmauerbau-Projekte in der Landschaft aus. Eine Trockenmauer kann eine Lebensdauer von 100 Jahren haben. Wie der Trockenmauer­spezialist betonte, relativiert sich der Preis für den Bau einer Trockenmauer, wenn man ihn in Relation zur im Vergleich zu einer konventionellen Mauer vielfachen Lebensdauer setzt. Auch im Garten könne das Handwerk als Wert verkauft werden. Für den Stabilitätserhalt ist ein regelmässiger Unterhalt erforderlich: Steine richten, defekte Steine flicken, von Gehölzbewuchs freihalten. Seinen Ausführungen konnten Leitlinien im Trockenmauerbau und Empfehlungen für den fachgerechten Bau entnommen werden. Als «No-Gos» im Trockenmauerbau bezeichnete Winzenried die Verwendung von Beton im Fundament oder hinter den Mauersteinen sowie der Einsatz von Kies hinter den Mauersteinen. «Der Mauerkörper ist aus Stein und nicht aus Kies», verdeutlichte der Trockenmauerbau-Spezialist einen wesentlichen Grundsatz. Er plädierte dafür, bereits bei der Ausschreibung vom Schweizerischen Verband der Trockensteinmaurer (SVTSM) anerkannte Betriebe beizuziehen.

Den Schatten ins rechte Licht rücken
«Unsere Branche ist prädestiniert, mit dem Schatten zu arbeiten und gute Lösungen anzubieten», so Peter Petschek. Der Professor für Landschaftsarchitektur lehrt unter anderem Konstruktives Entwerfen an der HSR Rapperswil. Er ermunterte die Teilnehmenden, sich mit den verschiedenen Schattenformen zu befassen und Schattenmuster wie die Sonnentaler unter Schatten werfenden Konstruktionen zu entdecken. Petschek zeigte das Beispiel einer eigenen aufwendigen Schattenkonstruktionen aus den Anfängen seiner Tätigkeit und meinte: «Heute würde ich stattdessen einfach Bäume pflanzen.» Die Konstruktion solle stets mit Blick auf die Pflanze entworfen werden. Wie der Referent, Verfasser eines Fachbuches über Schattenkonstruktionen, an Beispielen aus dem In- und Ausland zeigte, ist die Ausbeute fehlerhafter Schattenkonstruktionen ergiebig. Petschek warb für die vermehrte Verwendung von Treillagen als ein Element historischer Gärten. Vom Referenten hervorgehoben wurde zudem die innovative Seiltechnik der Firma Jacob. Zur Besichtigung von ihm empfohlen wurden die vor Kurzem sanierte, zur G 59 von Walter und Niklaus Leder errichtete Rahmenpergola im Wassergarten des Belvoirparks im Zürcher Enge-Quartier sowie die von Paul Rutishauser entworfene Pergola im Botanischen Garten in Frauenfeld. Der MFO-Park in Oerlikon ist laut Petschek die vermutlich stärkste pflanzenunterstützende Konstruktion weltweit. Die aufwendige Konstruktion, das Begrünungskonzept und die Entwicklungspflege wurden vom Büro Raderschall Partner in Zusammenarbeit mit Grün Stadt Zürich in einem Buch dokumentiert. Den Teilnehmenden bot sich die Gelegenheit, von Sibylle Aubort-Raderschall aus erster Hand mehr über den Werdegang dieses mehrfach ausgezeichneten Leuchtturmprojekts zu erfahren, bei dem über 1000 Kletterpflanzen in über 100 Arten und Sorten verwendet wurden.

Spielplätze mit 5-D-Design entwerfen
Als Geschäftsführer der vor zwei Jahren neu gegründeten Firma Kukuk Schweiz GmbH realisiert Pascal Hänggi Spiel- und Sinnesgärten. Individuelle Spiel- und Kletterlandschaften aus Robinienholz sind das Markenzeichen der von Kukuk gebauten Spielplätze, wie sie z. B. im Erlenmattpark und Kannenfeldpark in Basel, in der Elfenau in Bern oder beim Sinnesparcours beim Schulhaus Manegg in Zürich zu finden sind. Als Vorzeigeprojekt, das von der Mutterfirma in Stuttgart realisiert wurde, stellte Hänggi die Baumhäuser auf der Insel Mainau vor.

Der Inhaber der naturnahen Gartenbaufirma Lashaia öko.logisch bezieht sich in seiner Arbeit auf die Permakultur: «Permakultur hat ein höheres Podest verdient, als sie in der Welt wahrgenommen wird», gab sich Hänggi, Diplom-Permakulturdesigner, überzeugt. Hierzu zählt die aus dem Industriedesign stammende, nach den Gesichtspunkten der Permakultur abgewandelte Planungsmethode «5-D-Design». Hänggi stellte diese «von jedermann leicht anzuwendende Fünf-Schritt-Methode» vor:
Dream: die visionäre Phase. Mindmap, Brainstorming, partizipativer Prozess durch die Befragung von Kindern.
Discover: Entdecken von Mensch und Ort. Wichtig dabei: «in Qualitäten und nicht in Produkten denken».
Develop: Elemente definieren, die den Traum erfüllen und sie zueinander in Beziehung setzen.
Design: Integration der Elemente, positionieren, Plan zeichnen.
Deliver: Präsentation und Umsetzung.

«Gartenkind» macht Schule
Als Alternative zum Spielplatz stellte Pascal Pauli das von ihm bei «Infoklick – Kinder- und Jugendförderung Schweiz» entwickelte, von Kulturprozent der Migros unterstütze Projekt «Gartenkind» vor. Schweizweit bestehen derzeit 68 Gärten. Die Trägerschaft des 2013 gestarteten Projektes ist 2015 an Bioterra übergegangen. «Warum nicht anstelle der betreuten Robinsonspielplätze einen Erlebnisgarten schaffen, der Kinder zum Pflanzen animiert?», warb Pauli für das gemeinsame Gärtnern unter Kindern. Auf dem Hausberg von Bern, im Gurtenpark, einem von vier Parks im Grünen der Migros, wurde das «Gurtengärtli» realisiert. Die Grundstrukturen des mit naturnahen Gestaltungselementen ausgestatteten Gartens wurden von einer Gartenbaufirma erstellt. Die Kinder halfen z. B. bei der Einsaat von Wildblumenwiesen mit. Ein animiertes System für die Beschilderung wurde im Rahmen einer Abschlussarbeit für den Lehrgang Naturnaher Garten- und Landschaftsbau (NGL) erarbeitet. Das «Gartenkind» begibt sich in die Rolle eines bestimmten Tieres und läuft mit dieser «Brille» durch den Garten. Pauli betonte die Nachhaltigkeit der Umwelt-Natur-Beziehung: «Ein Kind das gepflanzt hat, bewahrt diesen Fussabdruck.»

Dachbegrünungen der anderen Art
Mut zu einer veränderten Art der Dachbegrünung sprach Rafael Schneider, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Forschungsgruppe Stadtökologie der ZHAW, den Teilnehmenden zu. Schneider zeigte zunächst das Potenzial von Dachbegrünungen in der Stadt auf. Sie können Korridore bilden und den genetischen Austausch der Arten ermöglichen, um der sogenannten Inzuchtdepression entgegenwirken. Bedingt durch den Stickstoff­eintrag durch die Luft gibt es immer weniger Magerwiesen. Wie Schneider erläuterte, wird der Stickstoffeintrag aus der Luft auf Dachbegrünungen schlechter fixiert. Dachbegrünungen können deshalb ein Refugium für Arten der Trocken- und Feuchtwiesen sein.

Das Seewasserwerk Moos in Wollishofen verfügt über eine mehr als 100 Jahre alte Dachbegrünung. Auf der 20 000 m² gros­sen Dachfläche wurden 30 000 blühende Orchideen registriert und 175 verschiedene Pflanzenarten. Der Aufbau ist denkbar einfach: Auf einer einschichtigen Bitumenschicht wurden 20 bis 25 cm Erdaushub aufgebracht. «Ist ein Dach abgedichtet, braucht es nicht mehr», so Schneider. Für technikliebende Forscherkollegen aus den USA sei diese Erkenntnis ein Schock gewesen. Wie der Forscher generell feststellt, ist es schwierig zu kommunizieren, dass auf technisches Zubehör verzichtet werden kann.

Fasziniert berichtete Schneider über die jüngste Entdeckung auf den Dächern des Kantonsspitals: Als Orchideen-Feuchtwiese (siehe dergartenbau Sonderbeilage grün + raum 2/2017) handelt es sich bei dieser Dachbegrünung um das Gegenstück zu den Dächern in Wollishofen. Sie ist extrem infiziert mit Mykorrhizapilzen als Voraussetzung für die Ansiedlung von Orchideen. «Auf den Dächern gedeiht zudem Drosera rotundifolia: Das einzige Dach mit einem solchen Vorkommen, das wir weltweit kennen», so Schneider. Die Arten haben sich spontan angesiedelt.

Schneider empfiehlt, anstelle von Lava, Bims und Ziegelschlag einheimischen Boden zu verwenden, der ansonsten auf der Deponie entsorgt würde. Für die Ausbringung auf dem Dach wird der Boden in Silos abgefüllt und mit Greifer oder Kran auf das Dach gefördert. Auf unterschiedliche Profil- und Horizonthöhen ist bei der anschlies­senden mechanischen Bodenverteilung zu achten. In Bezug auf das höhere Gewicht des Bodenaushubs erwähnte Schneider, dass Architekten umgestellt hätten und heutzutage Häuser mit fast doppelt so hoher Dachlast bauten (200 bis 300 kg/m²).

Lehrgang Naturnaher Garten- und Landschaftsbau (NGL)

Am Naturgartentag wurde den erfolgreichen Absolventinnen und Absolventen des 24. Lehrgangs NGL die Ausweise durch Jean Bernhard Bächtiger überreicht. Er brachte den NGL 1987 «als Mitgift» an die ZHAW Wädenswil. Der NGL sei als einziges Bildungsangebot über all die Jahre seiner Tätigkeit als Institutsleiter bestehen geblieben. Im Vergleich zur neu geschaffenen Obergärtnerausbildung Naturgartenspezialist sei der NGL, mit Bioterra als institutionellem Träger, freier im Konzept und Angebot, so Bächtiger. Der Anteil naturnaher Umgebungsgestaltungen sei nach wie vor gering. «Wir sind längstens nicht am Ziel», so das Fazit des Pioniers. Der 25. NGL startet im August 2017.

Weiterführender Link

Unterlagen, Präsentationen und Pressespiegel unter www.bioterra.ch/ngt2016

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