Während am Horizont die noch schneebedeckten Alpen liegen und – so die Sonne mitspielt – mitunter sogar strahlen, findet der Auftakt zur neuen Gartensaison in der Schweiz traditionell drinnen statt: mit der Giardina in der Messe Zürich. Und als ob diese Bühne nicht schon ungewöhnlich genug wäre, liegt das Ziel der grünen Branchenprofis und Gartenliebhaber dort auch noch im Untergeschoss: die Schau- und Sondergärten.
Edel, exklusiv und fein
Für Erstbesucher zunächst eher gewöhnungsbedürftig, gelten die Gärten in ihrem leicht abgedunkelten Krypto-Ambiente vielen Jahr für Jahr als das Highlight des Gartenjahres. Dabei kommen diese gerade im Kontext der Hallenkonstruktion durch die 1:1-Gestaltungen sowie ihre Beleuchtung besonders zur Geltung und Wirkung. Was vor 20 Jahren noch klein in Basel begann, hat sich in Zürich zu einem richtig grossen Event entwickelt – edel, exklusiv und fein. Vielen Eidgenossen sowie der zunehmenden Zahl der Besucher von jenseits der Landesgrenzen würde heutzutage ohne die Giardina zweifellos der ersehnte Startschuss für die neue Saison im Garten fehlen – und so wuchs im Laufe von 20 Jahren der Zuspruch für die mittlerweile längst zu einem Kultevent mutierten Messe.
Gespür für Tendenzen und Trends
Zum sichtbaren Erfolg der Giardina als nationale Institution mit weithin anerkannter Reputation beigetragen hat vor allem, dass man von Anfang an mit feinem Gespür für Tendenzen und Trends die wechselnden Jahresthemen definiert und so bis heute dabei durchweg den selbstgestellten Anspruch erhalten hat. Das hängt nicht zuletzt auch damit zusammen, dass über nunmehr zwei Dekaden hin ein motivierter Zirkel von Akteuren zusammengefunden hat und sich stets engagiert für die Messe einbringt. Das wurde unter anderem deutlich beim einführenden Podium «Der Garten gestern, heute und morgen», moderiert von Miriam Rickli, als Christoph Kamber, Direktor der Giardina, Olivier Mark, Präsident von Jardin Suisse, und Antoine Berger, sein Vorgänger im Amt, zum Jahresthema kurz vortrugen und damit zum Besuch der Gärten einluden.
Eine gute Idee war es auch, den derzeit wohl bekanntesten Gartengestalter der Schweiz, Enzo Enea, einzuladen. Inzwischen mit Büros fast rund um den Globus tätig, war es ja bekanntlich er, der als erster grosser Aussteller die Giardina in der Form von heute in die Spur setzte. 1999 baute er auf der Giardina erstmals einen Garten in Originalgrösse und lancierte somit das Herzstück der Ausstellung. Er konnte in diesem Jahr nicht nur das 25-Jahr-Firmenjubiläum feiern, sondern hatte mit seinem 600 m2-Beitrag «East meets West» auch einen der flächenmässig grossen Gärten der Messe konzipiert.
Das war allerdings nur einer von diesmal 25 Gärten, die sich auf rund 30 000 m2 den Besucherinnen und Besuchern präsentierten – wie gewohnt in einem buntgestrickten Mix von kleinen und grossen Schaugärten, die für viele zweifellos Traumgärten sind. Darauf nimmt auch der begehrte Giardina-Award Bezug, der jeweils in Gold, Silber und Bronze in insgesamt sechs Kategorien verliehen wird. Das scheint inflationär, garantiert aber zumindest, dass zwar nicht jeder, aber viele Gärten prämiert werden konnten – aufgrund ihrer oft originellen bis witzigen Ideen und der durchweg sorgfältigen Umsetzung durchaus völlig zu Recht.
Raffinierte Raumaufteilung
In Zeiten hoher, mitunter ins schier Unermessliche steigender Bodenpreise war das vorgegebene Jahresmotto zur Gestaltung der Gärten sicherlich eine anspruchsvolle Aufgabe für die Gestalter. Sie zeigten alle gekonnt, wie mit Pflanzen und raffinierter Raumaufteilung selbst noch kleinste Areale und verwinkelte Flächen sich in gross und wohnlich wirkende Gärten verwandeln lassen. Wichtig dabei sind insbesondere die Verbindung und ein fliessender Übergang von drinnen und draussen sowie die geschickte Platzierung und Verwendung der einzelnen Gestaltungselemente, die im Idealfall die Gesamtinszenierung und -wirkung nicht stören, sondern unterstützen, ja überhaupt erst erzielen. Viele der prämierten wie auch der nicht prämiert gebliebenen Beispielgärten zeigten, dass nicht nur Minimalismus, sondern die Beschränkung auf wenige, aber in sich stimmige Materialien, Formen und Farben das Bild vom Garten als Lebens- und Wohnraum, oder aktuell auch oft zu lesen, als Wohlfühlraum, prägen.
Newcomer wie Etablierte wurden ausgezeichnet
Im Jubiläumsjahr waren einmal mehr gleichermassen Etablierte wie Newcomer in den einzelnen Kategorien angetreten und im Wettbewerb mit ihren Kreationen erfolgreich. Allen voran Hansueli Kobel, im vergangenen Jahr als Newcomer bereits mit einem Award ausgezeichnet, räumte dieses Jahr gleich doppelt Gold ab mit seinem verträumten Gartenparadies auf kleinstem Raum mit originellem Details, dem «Zaubergarten». Bereits mehrfache Gewinner und daher als «alte Hasen» gelten Berger Gartenbau mit Livingdreams, Winkler Richard Naturgärten sowie Thomas Rösler mit Wolfram Mathijsen. Für Rösler gab es zum wiederholten Male einen Gold-Award, diesmal für eine fast märchenhaft anmutende Inszenierung senkrechter Holzstämme, die wie Riesenpilze mit Leuchtschirmen aussahen. Berger Gartenbau erhielt Silber für «Out of Africa», der mit Bezug auf die neue Savannenlandschaft im Zoo Zürich erste Einblicke dorthin bot. Winkler Richard wurde für den Garten «Herbert & Helen», einer Wohlfühloase mit Glaspavillon und Sauna, mit Gold in der Kategorie Sonderschau Garten ausgezeichnet. Natürlich auch Enzo Enea, dessen Garten «East meets West» mit Bezug auf und als Hommage für sein internationales Tun entstanden war und dafür mit einem Silber-Award prämiert wurde.
Daneben gab es aber auch Newcomer, die mit ihren Ideen die Jury überzeugen konnten. So zum Beispiel Züst Gartengestaltung mit ihrem Beitrag «Nachklang» oder Gartist mit «Ovum», einem durch seine abgerundeten Lehm- und Betonformen in sich stimmigen, wohnlichen Minigarten. Einen Award verdient gehabt hätte aber auch der Stand von JardinSuisse: «Le théâtre du jardin», entstanden nach einer Idee von Marco Maier, Felix Hodel, Thomas Ineichen und Benedikt Geissbühler von Hodel + Partner. Hier setzten vor allem Pflanzen Akzente auf dieses bemerkenswerten Theaters, das durch seine umlaufenden und übermannshohen, intensiv-roten Vorhänge alleine schon die neugierigen Blicke auf sich zog.
Erfolgreiche Jubiläumsausgabe
Die Jubiläumsausgabe der Giardina begeisterte laut Medienmitteilung rund 67 000 Besucherinnen und Besucher – und verzeichnet damit einen erneuten Zuwachs von 2000 Personen gegenüber der Giardina 2017. Das Leitthema «Grosse Wirkung auf wenig Raum» habe sowohl in der Branche als auch beim Publikum überaus grossen Anklang gefunden.
Informationen zu allen Preisträgern des Giardina-Awards finden Sie im Internet unter giardina.ch -> Highlights -> Impressionen. og
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