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Auf Spurensuche im Workshop

Auf Spurensuche im Workshop «Pflanzenparcour Stauden» mit anschliessender Diskusion der notwendigen Massnahmen.

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Problematische Krankheiten und Schädlinge an Freilandpflanzen

«Pflanzen vitalisieren», «Vitale Pflanzensysteme» sowie «Pflanzenkohle als Hoffnung für die Gesunderhaltung des Bodens» waren u. a. Themen der diesjährigen Pflanzenschutztagung an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) in Wädenswil. Organisiert wurde die Veranstaltung von JardinSuisse.

Über 100 Teilnehmende konnte Inge Forster, JardinSuisse, Leiterin der Fachstelle Umweltschutz, am 25. August 2016 zur bereits 10. Pflanzenschutztagung in Wädenswil begrüssen. Durch die Tagung leitete Dr. Jürg Grunder, Leiter Fachstelle Phytomedizin, ZHAW.

Workshops zur Schadbilderkennung

Auch dieses Jahr bot sich in den Workshops «Pflanzenschutzparcours Stauden» und «Pflanzenschutzparcours Gehölze» die Gelegenheit, die Erkennung von Schadbildern zu trainieren und mit Spezialisten zu besprechen. Pilzkrankheiten, in diesem feucht-warmen Sommer besonders häufig, an Lilien (Alternaria sp.) und Baumnuss (Marssonia juglandis) wurden im Staudenparcours ebenso diskutiert wie der Milbenbefall bei Geum und Tomaten.

Im Bereich Gehölze standen unter anderen der Buchsbaumzünsler, der Asiatische Laubholzbockkäfer, der Buchenspringrüssler sowie die Braunflecken- und die Rotbandkrankheit auf der Themenliste. Wichtige Informationen zu den einzelnen Schadinsektenarten und Schadbildern sind zu finden auf der Website von Waldschutz Schweiz: www.waldschutz.ch -> Diagnose online.

Hilfe zur Selbsthilfe: vitale Pflanzen und Pflanzsysteme

Sind die Schadbilder analysiert und ist der Schädling erkannt, werden Massnahmen ergriffen: Pflanzenschutzmittel kommen zum Einsatz. Um diesen Einsatz zu reduzieren, schlug Dipl. Ing. FH Sonja Stockmann von der Landwirtschaftskammer Steiermark, Graz, in ihrem Referat die Vitalisierung von Pflanzen vor. Ziel eines weitblickenden Pflanzenschutzes müsse es sein, durch vitale Pflanzen Pflanzenschutzprobleme im Voraus zu reduzieren und der Pflanze zu helfen, sich selbst zu schützen. Dies werde getan, indem man die Pflanzenvitalität fördere und den Pflanzenstress vermeide.

Ansatzpunkte für die Vitalisierung von Pflanzen sieht Stockmann u. a. in einem gesunden Wurzelraum sowie in der ­Unterstützung des Mikrobioms durch Reduktion des chemischen Pflanzenschutzes und Anwendung flüssiger, ­organischer Pflanzenhilfsmittel. Denn das pflanzeneigene Mikrobiom (Mikroorganismen, die sowohl die gesamte Pflanzenoberfläche als auch das Zellinnere von Pflanzen besiedeln) trägt im Wesentlichen zur Steuerung von Stoffwechselprozessen und Abwehrreaktionen bei. Durch einen aggressiven Pflanzenschutz könne dieses pflanzeneigene Mikrobiom empfindlich gestört und ins Ungleichgewicht gebracht werden.

Die Vitalität einer Pflanze habe zudem einen grossen Einfluss auf die Möglichkeiten der Kommunikation der Pflanzen untereinander. Pflanzen würden nicht nur mit der Umwelt korrespondieren, sondern auch durch Abgabe flüchtiger Duftstoffe mit Artgenossen Informationen (beispielsweise Attacke durch einen Schädling) austauschen. Abschliessend forderte Stockmann die Anwesenden auf, Pflanzen vermehrt wieder als Lebewesen denn als Produkt zu verstehen.

Vitalität war auch das zentrale Thema des Referates von Axel Heinrich, Forschungsgruppe Pflanzenverwendung, ZHAW. In seinem Referat «Vitale Pflanzensysteme dank neuen Ansätzen der Pflanzenverwendung» zeigte er verschiedene Beispiele erfolgreich realisierter Mischpflanzungen. Dazu gehörten «gräserbetonte» Unterpflanzungen (Turbinenplatz, Zürich) ebenso wie gehölzbetonte Pflanzensysteme im Stras­sen­begleitgrün der Stadt Basel. Gehölzbetonte Pflanzensysteme werden auch auf dem Campus der ZHAW in Wädenswil erforscht (vgl. dergartenbau 19/2015: Die Zukunft der Gehölze im urbanen Raum).

Heinrich sieht in Mischpflanzungen u. a. eine Pflegeoptimierung durch alterungsfähige und gesunde, samenvermehrte Zielarten sowie eine bessere Bodendurchlüftung dank tiefwurzelnder Stauden. Eine lebende Bodendecke garantiere zudem minimales Bodenleben zur Nährstoffversorgung der Zielarten. Eine Beschreibung vieler Beispiele vitaler Pflanzensysteme findet sich im Buch «Staudenmischpflanzungen» von Axel Heinrich und Uwe Messer (Ulmer 2012).

Pflanzenkohle – Einsatzmöglchkeiten im Gartenbau

Einen gesunden Wurzelraum bzw. Boden sieht Stockmann als wichtige Voraussetzung für vitale Pflanzen. Einen Beitrag dazu könnte Pflanzenkohle leisten, wie Andrea Gion Saluz in seinem Referat «Pflanzenkohle – Hoffnungsträger zur Bodengesunderhaltung» erläuterte. Saluz schreibt zurzeit eine Masterarbeit zum Thema an der ZHAW in Wädenswil.

Pflanzenkohle wird aus Grünpflege- und Küchenabfällen sowie Exkrementen hergestellt. Sie hat eine grosse Wasserhaltefähigkeit und kann langfristig CO2 in Böden speichern. Sie trägt zudem zur Bodenlüftung bei und steigert die mikrobielle Aktivität im Boden. Für die Anwendung im Gartenbau sieht Saluz folgende Möglichkeiten:

•  Bodenverbesserung,

•  Kompostierung (geringere N-Verluste, weniger Geruchsemissionen),

•  Herstellung von Nährhumus.

Er wies jedoch darauf hin, dass es noch viele offene Fragen gebe. So sei beispielsweise nicht geklärt, wie lange sich die Pflanzenkohle im Boden hält und ­welche Böden am besten auf die Pflanzenkohle ansprechen. Zudem müssten auch Qualitätsstandards definiert werden. Dies – Sicherung von Qualitätsstandards und Labeling – ist ein Bereich, an dem zurzeit an der ZHAW geforscht wird. Weitere Forschungsthemen sind Biokohleherstellung mit Exkrementen (Urban Loops) und die Entwicklung eines Substrates für den urbanen Grünraum.

Pflanzenschutzberatung online

Um dem Kundenwunsch nach einer möglichst schnellen, effizienten und kompetenten Beratung nachzukommen, werden an der ZHAW Beratungskonzepte mit digitalen Mitteln erarbeitet. Zum Schluss der Tagung präsentierte Jürg Grunder die Ergebnisse einer Umfrage bei Gärtnern zu Pflanzenschutz-Online-Beratungsmöglichkeiten. Hier sein Fazit:

  • Weiterbildung ist wichtig und muss praxisnah sein.
  • Die Vorbehalte gegenüber Internetplattformen sind kleiner als angenommen.
  • Regionale Kompetenzzentren werden als interessante Idee angesehen.
  • Die Kosten für die Beratung sind ausschlaggebend.
  • Persönlicher Kontakt bei der Beratung steht nicht an erster Stelle.
  • Nutzung von modernen digitalen Medien wird benutzt und gewünscht, ist jedoch noch nicht allzu stark verbreitet. O. Gut

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