Aus deutscher Sicht zählt die Gärtnerei Engels laut Franz-Josef Viehweg, Berater für Gartenbaubetriebe bei der Landwirtschaftskammer Rheinland, zu den überdurchschnittlich grossen Betrieben. Die Regeln der Technik für die Verwendung von Regenwasser im Gartenbau hat Viehweg seit mehr als zehn Jahren geprägt, aber auch dokumentiert. «Technik im Gartenbau unter Glas, Regenwassersammelbecken» heisst das von ihm verfasste Arbeitsblatt, das im Jahr 2000 in der Serie «Gartenbau» des Kuratoriums für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft erschienen ist (vgl. Kasten).
Sechs runde Regenwasserbecken
Peter Engels führt den Familienbetrieb zusammen mit Ehefrau und Sohn. Produziert werden ausschliesslich Topfpflanzen. Die Gesamtfläche beträgt 6 ha, davon liegen 50 % unter Glas, 25 % sind Freiland. «Unser Betrieb begann mit der Kultur von Cyclamen. Inzwischen muss der Markt mit immer neuen Zierpflanzen versorgt werden, was eine extreme Flexibilität voraussetzt», stellt Engels fest. «Die Betriebswassernutzung beginnt bei uns mit dem Sammeln des auf den Dachflächen der Glashäuser und der umliegenden Wohnhäuser anfallenden Regenwassers.» Es wird in sechs offenen Becken mit einem Fassungsvermögen von je 1000 m³ aufgefangen und je nach Bedarf in vier unter den Gewächshäusern liegende Speicher mit einem Fassungsvermögen von je 30 bis 40 m³ geleitet. Überschüssiges Regenwasser, das die offenen Behälter im Freien nicht aufnehmen können, versickert auf den Freiflächen.Warum Regenwasser?
Als Grund für die Nutzung von Regenwasser nennt Engels die bessere Wasserqualität gegenüber dem Stadt- und dem Grundwasser. Regenwasser eigne sich wesentlich besser zum Giessen der Pflanzen. Das vor Ort zu beziehende Stadtwasser und auch das Grundwasser sind in Pulheim sehr hart, das heisst kalkhaltig. Trotz dem derzeit für den Gartenbau noch kostenfrei zu beziehenden Grundwassers wird in den Kulturen daher weiches Regenwasser eingesetzt.
Geschlossener Kreislauf
Die im Freien stehenden und nach oben offenen Regenspeicher haben im Zulauf keine Filter; Sedimente wurden bisher nicht entfernt. Die runden Tanks sind untereinander verbunden. Das Folienende wird mit Spannseilen über die seitlich stabilisierende Wellblechoberkante gezogen. Die Konstruktion stammt aus den Niederlanden. Zunächst greift die Pumpentechnik auf die vier je 10 m³ fassenden Ortbetonzisternen zu, die unter dem Boden der Gewächshäuser liegen. Dort sammelt sich das von den Bewässerungstischen (Ebbe-Flut-System) zurückfliessende Wasser. Es enthält noch Dünge- und andere Zusatzstoffe. Das rückfliessende Wasser wird zuerst über ein Spaltsieb geführt, dann durch einen Sandfilter geleitet und so von Erde- und Pflanzenresten befreit. Danach folgt die Desinfektion mit UV-Licht, die besonders wichtig für Wasser ist, das in Jungpflanzenkulturen verwendet wird.
Eine Rückspülung geschieht regelmässig automatisch innerhalb der UV-Kartuschen mit Salpetersäure, ebenfalls die Kontrolle von pH-Wert und Leitfähigkeit des Wassers. Das mit Salpetersäure versetze Reinigungswasser wird dem Giesskreislauf wieder zugeführt und dient den Pflanzen als Stickstoffdünger.
Einsatz von Wurzelhilfsstoffen geplant
Weil das desinfizierende UV-Licht auch einige der Nährstoffe zerstört, will die Gärtnerei Engels künftig die UV-Desinfektion durch homöopathieartig eingesetzte Wurzelhilfsstoffe ersetzen. Diese Methode wird bereits erfolgreich in niederländischen erdfreien Gemüsekulturen angewendet, erfordert aber eine 24-Stunden-Bereitschaft für Kontrollen und Betreuung.
Fazit
Weiches Regenwasser ist für Gärtnereien vorteilhaft. Die bei Grossanlagen in der Industrie übliche Pumpen- und Speichertechnik nach DIN 1989 ist in der Grünen Branche wenig bekannt. Es werden bislang noch meist eigene Bauweisen und Berechnungsverfahren eingesetzt.
KTBL-Arbeitsblatt als Download
Das fünfseitige Arbeitsblatt «Technik im Gartenbau unter Glas, Regenwassersammelbecken» kann im Downloadbereich des Kuratoriums für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft (KTBL) kostenfrei heruntergeladen werden: www.ktbl.de → Fachinfo → Downloadbereich → Gartenbau.crs.
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