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Visualisierung des Gartenhochhause

Visualisierung des Gartenhochhauses «Aglaya».

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Schub für die Gebäudebegrünung

Ein Vorzeigeprojekt der Gebäudebegrünung steht derzeit im «Suurstoffi»-Areal in Risch-Rotkreuz im Bau. Die Mitglieder der Schweizerischen Vereinigung für Gebäudebegrünung (SFG) besichtigten das Gartenhochhaus «Aglaya» im Rahmen ihrer Jahresversammlung. Berühmter Vorreiter ist der «Bosco verticale» in Mailand. Das erste begrünte Hochhaus der Schweiz hat eine Signalwirkung für die Vision der grünen Städte, wie sie die SFG vorantreibt.

«Wir befinden uns in einer Zeit, in der Gebäudebegrünung immer mehr Bedeutung erlangt.» Kaum jemand wird dieser Aussage von Erich Steiner, dem Geschäftsführer der SFG, widersprechen. Verstädterung, Verdichtung nach innen und der Klimawandel sind treibende Kräfte für diesen Aufwind. Bester Beleg für den Trend zur vertikalen Begrünung, bei dem das Know-how der prosperierenden Sparte voll zum Tragen kommt, ist das Gartenhochhaus «Aglaya», ganz in der Nähe zum Versammlungsort der SFG, dem Golfpark Holzhäusern, gelegen. Die Popularität widerspiegelte sich auch in der Teilnehmerzahl. Bei der ersten Mitgliederversammlung unter seiner Leitung konnte SFG-Präsident Beat Ellenberger eine Rekordbeteiligung verbuchen. Über 40 der insgesamt 109 SFG-Mitglieder folgten der Einladung. Sie erfreuen sich gefüllter Auftragsbücher. Wie Ellenberger einräumte, entsprechen das Tempo auf dem Markt und die wachsenden Aufgaben nicht dem Mitgliederzuwachs der SFG, der zwar stetig, aber langsam verläuft. Die SFG vereint unter ihrem Dach alle Systemanbieter der Gebäudebegrünung. Sie positioniert sich jedoch nicht als reiner Wirtschaftsverband, sondern setzt sich «mit Leidenschaft für die Vision der Grünen Städte ein». Hierfür sollen «Allianzen geschmiedet» werden. Im Aufbau begriffen ist das Netzwerk «Bauwerkbegrünung» im deutschsprachigen Raum. Im Inland strebt die SFG den Aufbau in der Westschweiz an. Gesucht wird hierfür eine gut vernetzte Identifikationsfigur.

Neue Aufgaben bringt die Digitalisierung mit sich. Die SFG ist seit diesem Jahr Mitglied bei «Bauen digital Schweiz». Zusammen mit JardinSuisse wird die Digitalisierung der Grünen Branche und die Einführung von BIM (Building Information Modelling) koordiniert. Die neu geschaffene Arbeitsgruppe steht unter der Leitung von Erich Steiner.

EnergieGrünDach

Zu den insgesamt acht Arbeitsgruppen der SFG zählt das EnergieGrünDach. Neu aufgelegt wurde ein Flyer. Grün, Strom, Wasserrückhalt, Biodiversität und Kühlung werden als Vorteile des Energie­GrünDaches genannt. Um die erfolgreiche Koexistenz von Gründach und Solar mit Messwerten belegen zu können, wird die SFG zusammen mit weiteren Partnern in die Forschung investieren. Gesucht sind geeignete Versuchsflächen. Die betroffenen Verbände (Gebäudehülle Schweiz, Swisstec, Swiss Solar, JardinSuisse) aus der Grün- und Solar-Branche sollen an einen Tisch gebracht werden. In Arbeit ist zudem ein Merkblatt für die Richtlinien zum Bau eines EnergieGrünDaches.

Wegbereiter für Grün am Bau

Das Wasser auf dem Dach nicht als Feind betrachten, sondern als Chance für die nachhaltige Siedlungsentwässerung nutzen, dafür setzt sich eine weitere Arbeitsgruppe ein. Sie möchte Wissenslücken bei den Planern schliessen und regt u.a. dazu an, anstelle von aufwendigen Retentionsbecken am Boden die Dachflächen als Wasserspeicherbecken zu nutzen. Um ein Bewusstsein für das hochwertig begrünte Gründach zu schaffen, will die SFG vermehrt direkt an die Architekten gelangen. Der Zeitpunkt dafür ist gut. Seit die Bilder des «Bosco verticale» (senkrechter Wald) mit den begrünten Zwillingstürmen in Mailand um die Welt gehen, findet Grün am Bau bei den Hochbauplanern vermehrt Beachtung.

Der Werbeträger für Grün am Bau in der Schweiz schlechthin entsteht derzeit in der autofreien Überbauung «Suurstoffi», nahe dem Bahnhof Rotkreuz. Aglaya – die anmutige Schöne, so der Name des 21-geschossigen, 70 Meter hohen Gartenhochhauses – ist ein Novum für die Schweiz und Leutchtturm dieser Überbauung. Das «Dorf im Dorf» vereint wohnen, arbeiten (Novartis) und studieren (Hochschule Luzern). Gegen 7000 Menschen werden das Areal täglich frequentieren.

Das von Ramser Schmid Architekten entworfene Gartenhochhaus kombiniert Wohnen in der Höhe mit dem Besitz eines ­eigenen Hauses mit Garten. Die Zürcher Architekten nehmen Bezug auf die gestapelten Villen von Le Corbusier. Durch gros­se Fenster mit Panoramablick werden die Grenzen zwischen innen und aus­sen aufgelöst. Die 85 Eigentumswohnungen besitzen üppig begrünte Balkone und Dachterrassen mit Solitärgehölzen, Kletterpflanzen und Stauden. Im 17. Obergeschoss gibt es einen Dachgarten zur gemeinsamen Nutzung durch die Wohnungseigentümer. Das Begrünungskonzept für dieses prestigeträchtige Projekt wurde von Lorenz Eugster Landschaftsarchitektur und Städtebau entwickelt. Das Hochhaus trägt ein saisonal wechselndes Farbkleid mit unterschiedlichen Leitarten wie Feuerahorn oder Hopfenbuche auf den jeweiligen Gebäudeseiten. Die verwendeten Säulenformen stehen in engem Bezug zur Architektur und betonen die Vertikale. Die Pflanzen, so die Vorgabe, dürfen nicht höher als über zwei Geschosse wachsen, wie Lorenz Eugster erläuterte. Diversität ist ein wichtiger Grundsatz, damit die Gesamtwirkung bei unvorhersehbaren Ausfällen nicht leidet. Die Pflanzen wurden in der Baumschule Forster im gleichen mineralischen Material kultiviert, wie es bei der Hochhausbegrünung verwendet wird. Systemlieferant ist die Firma Forster Baugrün AG. Für die Bewässerung kommt ein ausgeklügeltes System zur Anwendung. Gedüngt wird über die Bewässerung. Das Regenwasser wird im Untergeschoss gespeichert und in die Pflanztröge gepumpt. Die Energie wird in dieser CO2-freien Überbauung über Solarzellen gewonnen.

Die Firma Ingold Gartenbau und Begrünungen AG, Oberwil-Lieli, baut die Gärten in luftiger Höhe und muss dabei etliche logistische und vegetationstechnische ­Herausforderungen meistern. Auch die Pflegearbeiten bedeuten Neuland, können doch nur wenige Arbeiten direkt von den Wohnungen aus durchgeführt werden. Im Industrieklettern geschulte Mitarbeitende von Ingold werden den Unterhalt vom Kletterseil aus bewerkstelligen. Wie Eug­s­­ter betonte, kann eine derartige Begrünung nur erhalten werden, wenn sie professionell aus einer Hand und nicht durch die Wohnungseigentümer gepflegt wird. Die ersten Gehölze seien bereits soweit, dass ein Rückschnitt erforderlich ist. Gerechnet wird mit vier Pflegedurchgängen pro Jahr. Entgegen des Vorurteils der hohen Unterhaltskosten für derartige Begrünungen erscheint der Aufwand gering. Auf den Einzelnen umgerechnet sind es laut Eugster schätzungsweise 80 Franken für den jährlichen Unterhalt. In drei bis vier Jahren wird die SFG ihre Mitgliederversammlung in der «Suurstoffi» abhalten und dann ein hoffentlich gut durchgrüntes Gartenhochhaus vorfinden.I

Einsatz von Drohnen für Geländeaufnahmen

Ob die Vitalität der Begrünung des Gartenhochhauses dereinst mit Aufnahmen durch Drohnen überwacht wird, ist ungewiss. Zur Palette der möglichen Anwendungen, wie sie Erich Steiner den SFG-Mitgliedern zum Abschluss der Versammlung vorstellte, würde sie jedenfalls passen. Steiner verfügt über eine grosse Drohnenflotte (Flugroboter), die er beim Überfliegen je nach Gelände- bzw. Kartierungsaufgabe mit verschiedenen Kameras wie Multispektral- oder Wärmebildkameras ausstattet. Mit Drohnenüberflügen liessen sich Geländeaufnahmen schnell, gut und günstig abwickeln, so Steiner. Aus den Aufnahmen können zudem mit geringem Aufwand digitale Modelle generiert werden. Mittels Wärmebildkameras aufgenommene Luftaufnahmen von Dachbegrünungen liefern zum Beispiel Bilder, anhand derer sich der Deckungsgrad einer Dachbegrünung berechnen liesse. Darüber hinaus unterstützen Luftaufnahmen und digitale Modelle die Kommunikation mit der Bevölkerung. Den SFG-Mitgliedern empfahl Steiner, die Augen vor der Digitalisierung nicht zu verschliessen und die «Werkzeuge der Zukunft» zu nutzen. wab

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