Seit 1996 fördert die Stadt Lausanne das Konzept der «Plantages», das im städtischen Raum gemeinschaftlich genutzte Kleingärten zur Erholung und zur Nachbarschaftsarbeit schafft. Das Resultat dieses langfristigen Engagements sind aktuell 11 beliebte, aktiv genutzte nachbarschaftliche Pflanzgärten mit gut 300 verpachteten Parzellen.
Pragmatisch und bürgernah, aber zugleich mit lenkender Hand, aktivierte die Stadt Lausanne nach und nach schlecht genutzte Areale im urbanen Umfeld – nicht bebaubare Zwischenräume, Teile eines historischen Gartens oder ungenutzte Freiflächen von Grosssiedlungen.
Durch eine beständige Betreuung sowie die Verpflichtung auf verbindliche Spielregeln wird mehrheitlich nach den Regeln des der biologischen Anbaus gegärtnert. Ebenso fehlen typische Merkmale von Familiengärten wie Grills, private Sitzplätze oder Gartenhäuschen. Im Zentrum stehen in allen "Plantages" das Aufziehen und die Pflege von Gemüse und Blumen für die Selbstversorgung. Nur wer in Gehdistanz wohnt, kann sich um ein Grundstück bewerben.
Die gemeinschaftliche Landnutzung vor Ort
Die «Plantage du Désert» steht sinnbildlich für das Vorgehen in Lausanne. Ein barocker Gemüsegarten, der einst zur Versorgung eines Landgutes diente, war durch eine relativ grobe Bebauung beschnitten und als Gartendenkmal beeinträchtigt worden.
Mit der Umnutzung in eine «Plantage» konnte 1999 die ursprüngliche Funktion des Hausgartens wieder verwirklicht werden. Im Gegensatz zu früher dient der Garten heute nicht mehr einem einzelnen Eigentümer, sondern über 60 Pächterinnen und Pächtern aus der Nachbarschaft.
Die 2013 eröffnete «Plantage du Cerisier» zeigt beispielhaft das Neben- und Miteinander von unterschiedlichen Wünschen an ein bescheidenes Gartenfeld inmitten einer dichten Bebauung.
Wie in allen «Plantages» steht der Eingang jederzeit für jedermann offen. Ob Pflanzgärtner oder nicht: die Bevölkerung ist eingeladen, das Restgrundstück zu nutzen. Die Pächter ziehen Tomaten, Kartoffeln oder Blumen, und die Nachbarschaft kann sich auf bereitgestellten Bänken dem urbanen Leben ein Stück weit entziehen. Dazu gesellen sich Hochbeete, die sich auch vom Rollstuhl aus bewirtschaften lassen.
Keine Patentrezepte, aber eine langfristige Planung
Jede «Plantage» ist einzigartig in ihrer Entstehungsgeschichte, ihrer Funktion und in der Art der Nutzung. So erschloss die «Plantage Bourdonnette» ein Stück Land zwischen Autobahn und Grosssiedlung und leistet einen Beitrag an die Integration von Migrantinnen und Migranten. Mit der «Plantage Florency» konnte in einem Gebiet mit mangelnder Grünraumversorgung ein schmaler, kaum bebaubarer Streifen Land aktiviert und damit für die Bevölkerung zugänglich gemacht werden.
Die Stadt Lausanne will das erfolgreiche Konzept der «Plantages» weiterführen. Eine entsprechende Planung zeigt auf, wo Bedürfnisse nach Pflanzgärten bestehen und wo das entsprechende Potential vorhanden ist. Damit sind die Weichen gestellt. Die konkrete Umsetzung der Pläne entsteht letztlich aber nur in Zusammenarbeit mit der Bevölkerung und den Grundeigentümern.
Kommentare und Antworten