Sie sind eben auf der Rückfahrt von einer dreitägigen Erkundungstour durch die Schweiz. Was war das Ziel dieser Reise?
Andreas Kopp: Wir haben die Route abgefahren, die die Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Rahmen des 53. Kongresses der Europäischen Junggärtnervereinigung (CEJH) zurücklegen werden. Dabei wurden die letzten organisatorischen Details geklärt.
Wie kommt es, dass Sie beide diesen einwöchigen Kongress organisieren?
Philipp Weber: Vor drei Jahren wurde am Kongress in Estland entschieden, dass die Schweiz die Veranstaltung im Jahr 2012 übernehmen soll.
Kopp: Deshalb nahmen wir auch am letztjährigen CEJH-Kongress in Luxemburg teil, um zu erfahren, was das bedeutet und was von uns erwartet wird. Kommt hinzu, dass die Schweiz in zwei Jahren für die Austragung des Europäischen Berufswettbewerbs verantwortlich sein wird – das ist dann eine ganz grosse Geschichte.
Die CEJH ist in der Schweiz kaum bekannt. Wie kamen Sie überhaupt in Kontakt mit dieser Vereinigung?
Kopp: Das Schweizer Siegerteam im Europäischen Berufswettbewerb 2006 in Frankreich war an den CEJH-Kongress 2007 in England eingeladen. BeideTeams und ich als ihre Betreuungsperson folgten dieser Einladung.
Weber: Mein damaliger Arbeitgeber wies mich auf die Veranstaltung hin und so meldete ich mich 2008 erstmals zusammen mit einer Kollegin für den CEJH-Kongress in Dänemark an. Vorher hatte ich noch nie etwas von einer Europäischen Junggärtnervereinigung gehört.
Kopp: Ich bin jeweils als Begleitperson am Europäischen Berufswettbewerb für junge Gärtnerinnen und Gärtner dabei. Philipp gewann diesen 2008 in Österreich, wurde an den CEJH-Kongress 2009 nach Estland eingeladen und so nahmen wird beide an diesem teil.
Weber: Das war mal was ganz anderes, eine spannende Sache – gärtnerisches Entwicklungsgebiet, vieles im sehr kleinen Rahmen, Kleingewerbe ...
Kopp: ... aber auch grosse Moore, Torf-abbau und Heidelbeeranbau. Es war sehr schön. Wir nahmen damals als Beobachter an der CEJH-Generalversammlung teil und kamen so zur Aufgabe, den diesjährigen Kongress veranstalten zu dürfen.
Was ist Ihre persönliche Motivation für dieses Engagement?
Kopp: Das würde ich nicht jedes Jahr machen, das ist kein Schleck. Aber ich war bereits an drei CEJH-Kongressen als Teilnehmer dabei, da finde ich richtig, jetzt auch mal auf der anderen Seite zu stehen. Ich hoffe, wir machen es so gut wie die anderen. Das wäre Befriedigung genug. Das Tolle ist, dass man immer wieder neue Leute aus der Branche kennenlernt. Man kann nie genug Kontakte haben.
Weber: Mich motiviert auch das Pflegen und Aufbauen von Kontakten.
Was möchten Sie Teilnehmenden des diesjährigen CEJH-Kongresses in der Schweiz vor allem «mitgeben»?
Kopp: Einen Eindruck von der Vielseitigkeit des Landes, ganz besonders auch landschaftlich.
Weber: Deshalb führt die Tour bis ins Tessin und Wallis.
Kopp: Dann wollen wir auch die kulinarische Vielfalt aufzeigen, ein gutes Essen ist bei einem solchen Anlass immer sehr wichtig.
Weber: Und natürlich werden wir das fachliche Know-how präsentieren, aber auch vieles aus den Randbereichen des Gartenbaus, nicht einfach Betriebe, sondern ebenso verwandte Nischen.
Wie viele Anmeldungen liegen bereits vor? Muss man Englisch können?
Weber: Gegenwärtig sind es über 30 Anmeldungen, davon stammen zehn aus der Schweiz und acht aus Deutschland. Es hat aber auch Kongressteilnehmer aus Dänemark, Italien, Österreich und Luxemburg. Wir haben einen Bus mit
40 Plätzen, den möchten wir gerne füllen. Kurzentschlossene können sich bei uns an der öga erkundigen, ob es noch Plätze frei hat, wir sind dort ja am Stand von dergartenbau zu sprechen (Sektor 8.12/Stand 298). Hauptsprache am Kongress wird Deutsch sein; wir übersetzen aber auf Englisch.
Sie sind als Gäste am öga-Stand von dergartenbau, um Ihren neuen Verein vorzustellen ...
Weber: Der Schweizer Junggärtnerverein bezweckt die nationale und internationale Vernetzung von jungen Leuten. Jede Gärtnerin, jeder Gärtner darf sich angesprochen fühlen, ebenso Personen aus angrenzenden Berufsfeldern oder passionierte Gartenliebhaber. Altersmäs- sig gibt es keine Grenze – jung ist, wer sich physisch und psychisch so fühlt. Die Inhalte sind eher auf junge Menschen zugeschnitten, aber 40-Jährige sollen keine Skrupel haben. Bei den Anmeldungen zum Kongress hat uns übrigens überrascht: Das River Rafting – eher für die Jungen gedacht – wurde mehrheitlich von den Älteren gewählt. Die Jüngeren im Gegenzug favorisierten den für die Älteren gedachten Ausflug auf die Schynige Platte.
Kopp: Die Mitgliedschaft im Schweizer Junggärtnerverein ist eher eine Gesinnungs- denn eine Altersfrage. Alle sollen sich angesprochen fühlen, die offen sind. Offen nicht nur für das, was sie gelernt haben, sondern auch für andere Berufszweige, andere Berufsfelder, andere Landesteile, andere Länder, soziale Kontakte und berufsunspezifische Aktivitäten.
Weber: Wir möchten Berührungspunkte schaffen und erwarten, dass unsere Mitglieder aktiv etwas dazu beitragen.
Wie ist der Verein organisiert? Was kostet die Mitgliedschaft?
Weber: Wir werden die Vereinsstatuten am Stand dabei haben und können sie allen Interessierten vorstellen. Uns ist Neutralität wichtig, wir verstehen uns weder als Arbeitnehmer- noch als Arbeitgeberorganisation. Gerne werden wir im persönlichen Gespräch über Ort und Termin unserer ersten Generalversammlung informieren, die Anfang Juli stattfinden soll. Der Mitgliederbeitrag wird von der GV festgelegt, zur Finanzierung des Vereins möchte ich aber auch noch auf Sponsorensuche gehen. Für das Präsidentenamt werde ich mich zur Verfügung stellen. Am CEJH-Kongress wird die offizielle Gründungsfeier stattfinden. Damit haben die Mitglieder bereits auch die Möglichkeit, erste internationale Kontakte zu knüpfen.
Vereine haben immer mehr Mühe, aktive und engagierte Mitglieder zu finden. Steht Ihre Idee da nicht etwas quer in der Landschaft?
Beide: Grundsätzlich ja, aber einerseits sind wir berufspolitisch neutral, das ist für Lehrabgänger attraktiv. Andererseits stehen der – auch internationale – Kontakt und Austausch im Vordergrund.
Weber: Wir möchten zudem das Internet als Informations- und Ideenaustauschplattform nutzen, die Mitglieder sollen eingebunden werden und sich aktiv einbringen können. Ziel ist nicht ein weiterer Verein, der alles den Leuten vorgibt, sondern ein Ort, wo die Informationen untereinander fliessen.
Das klingt spannend – viel Glück!
Weber: Am Anfang wird das noch nicht funktionieren, aber langfristig wollen wir dahin steuern. Wenn zwei oder drei Leute ziehen, kanns klappen.
Kopp: An der GV können die Mitglieder mitreden und Einfluss nehmen. Es ist noch offen, wohin die Reise geht. Aber es ist durchaus denkbar, dass wir auch mal zusammen mit beispielsweise den Luxemburgern einen Event organisieren. Das ist auch eines meiner Hauptanliegen: dass man über die eigenen Landesgrenzen hinwegschaut und Europa als Ganzes sieht.
Zu den Personen
Andreas Kopp, Sirnach TG
Gelernter Landschaftsgärtner, Weiterbildung bis zum Meister, seit 2000 verantwortlich für die üK-Kurse der Landschaftsgärtner in der Ostschweiz. Jahrgang: 1966.
Philipp Weber, Müllheim TG
Gelernter Zierpflanzengärtner, momentan im Studium zum Umweltingenieur Fachrichtung urbaner Gartenbau an der ZHAW. Jahrgang: 1988.
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