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Bauerngärten und Felder

Bauerngärten und Felder – im Freilichtmuseum werden die unterschiedlichsten Getreide-, Gemüse- und Kartoffelsorten angebaut.

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Schweizer Kulturerbe – die Gartenkultur Ballenberg

Vielfältig und fragil – das Schweizer Kulturerbe gilt es zu pflegen und zu schützen. Das langjährige Engagement des Freilichtmuseums Ballenberg wurde vom Schweizer Heimatschutz am 30. Juni 2018 im Aargauer Werkhofschopf auf dem Ballenberg mit einem besonderen Preis feierlich gewürdigt – dem Schulthess Gartenpreis 2018.

Das Freilichtmuseum Ballenberg im Berner Oberland hat gleich doppelten Grund zum Feiern. Im europäischen Kulturjahr 2018 feiert die Stiftung Ballenberg ihr 50-jähriges Bestehen und wird für das besondere Engagement für den Erhalt und die Pflege ländlicher Garten- und Landschaftskultur vom Schweizer Heimatschutz (SHS) mit dem Schulthess Gartenpreis (vgl. Kasten) ausgezeichnet. «Der Ballenberg pflegt wie kaum ein anderes Gartenprojekt in der Schweiz die langfristigen Dimensionen und stellt die sorgfältige Pflege und Weiterentwicklung der ländlichen Garten- und Landschaftskultur in den Mittelpunkt», betonte der Landschaftsarchitekt und Präsident der Schulthess-Gartenpreis-Kommission Stefan Rotzler in seiner Ansprache anlässlich der Preisverleihung.

Die Würdigung soll, so Rotzler, ein Aufruf an uns alle sein, den gesellschaftlichen Wert der aufwendigen Pflege traditioneller Gärten und Landschaften noch vermehrt anzuerkennen. Der Gartenpreis soll Lust machen, die Vielfalt der Gärten auf dem Ballenberg selbst zu erleben, seltene Gemüsesorten und Sämereien zu entdecken oder sich von dem Gärtnern wie zu Grossmutters Zeiten begeistern zu lassen. Den Glückwünschen schlossen sich in ihren Ansprachen auch die Präsidentin des ­Ber-
ner Heimatschutzes, Dorothée Schindler, der Präsident des Schweizer Heimatschutzes, Martin Killias, und der Regierungsrat des Kantons Bern, Christoph Ammann, an.

Vom Taglöhner- bis zum Villengarten

Über 100 Wohn- und Wirtschaftsbauten, die in 13 Hauslandschaften unterteilt sind, können im Freilichtmuseum Ballenberg entdeckt und bestaunt werden. Sie repräsentieren die verschiedenen Regionen der Schweiz mit ihren spezifischen Hauslandschaften. Rund um die Häuser wurden die Gärten und die Kulturlandschaft nach historischen Vorbildern aus der dargestellten Region und der gewählten Epoche gestaltet. Vom Taglöhner- bis zum Villengarten – die unterschiedlichen Gärten zeigen ein abwechslungsreiches Bild regionaler Gartenkultur. So finden sich in der ­Baugruppe Berner Mittelland schmucke Bauernhäuser aus Madiswil und Ostermundigen mit typischen Berner Bauerngärten. Mit Gemüse, das in rechteckigen Beeten gedeiht, und Blumen in geschwungenen Rabatten sind sie Nutz- und Ziergarten zugleich.

«Neben den gepflegten Kleinoden wohlhabender Hofbesitzer entstanden aber auch schlicht gestaltete Nutzgärten», berichtete die Landschaftsarchitektin Dr. sc. ETH Claudia Moll, Zürich. Sie erzählen vom harten Leben der einfachen Bevölkerung. Eine karge Gemüseauswahl zur Selbstversorgung findet sich so im Garten des Taunerhauses aus Detligen (BE). Im Villengarten des erfolgreichen Burgdorfer Textilfabrikanten Hans Schafroth spielen nicht Beete mit Kohl oder Kartoffeln, sondern exotische Gehölze die Hauptrolle. «Ein Englischer Garten en miniature mit Baumgruppen, Kieswegen und kleinen Rasenstücken umfliesst heute so wie einst das repräsentative Gebäude», erläuterte Moll.

Doch nicht nur der soziale Stand der ehemaligen Hausbesitzer ist bei der Gestaltung der Gärten bedeutend. Die unterschiedlichen klimatischen Bedingungen der Herkunftsorte spiegeln sich auch in der Wahl der Pflanzen wider. Das Jura-Bauernhaus aus den Höhenlagen von La Chaux-de-Fonds (NE) schmücken lediglich ein Holunderstrauch und ein Bergahorn. Mediterran mit einem Birnenspalier und Weinreben an der schützenden Hauswand sowie prächtigen Oleandern und Schmucklilien auf dem Vorplatz präsentiert sich hingegen der Garten des Bauernhauses aus Villars-Bramard (VD).

Die Ballenberg-Gärtnerinnen

Im Freilichtmuseum Ballenberg pflegen vier Gärtnerinnen die 13 Hauslandschaften und 7 Felder. «Gegärtnert wird wie zu Grossmutters Zeiten», berichtete Marianne Eggenschwiler. Sie arbeitet seit zehn Jahren auf dem Ballenberg und hat im Jahr 2011 die Leitung des Gärtnerinnenteams übernommen. «Unsere Setzlinge ziehen wir selbst und verkaufen das geerntete Gemüse auf dem Markt», hebt Eggenschwiler hervor und fügt hinzu: «Wir trocknen wie einst die Blüten der Färberblume, um den Flachs und die Wolle zu färben.»

Die Gärtnerinnen des Freilichtmuseums können auf fundiertes Wissen zurückgreifen, das auch Tipps aus alten Zeiten beinhaltet. Vor dem Winter werden zum Beispiel Nussbaumblätter in den Scheunen ausgelegt, um darauf den Flachs und die Dahlienknollen zu verteilen. «Die Nussbaumblätter haben einen Duft, den Mäuse partout nicht mögen – so bleiben der Flachs und die Dahlienknollen über den langen Winter bestens geschützt», erklärt die passionierte Gärtnerin.

Doch was muss wann gesät, gesetzt und wieder geerntet werden? Welche Pflanzen wuchsen tatsächlich in den Gärten der Gebäude am einstigen Standort? Darüber wacht Beatrice Tobler. Sie leitet auf dem Ballenberg den Bereich Wissenschaft. Die Wissenschaftlerin ist stellvertretende Betriebsdirektorin und trägt die Informationen zusammen, damit die 15 Hausgärten typisch für ihre Herkunftsregion angepflanzt werden können. «Alle Erkenntnisse haben Landschaftsgärtner auf Bepflanzungsplänen festgehalten», erläuterte Tobler. Doch hier seien auch Anpassungen nötig, wie die Bepflanzung der Seilerei zeige. An ihrem ursprünglichen Standort in Unterägeri (ZG) schmückte diese ein prächtiger Rosenstock. «Fotografien zeigen, dass die Seilerei und der imposante Rosenstock eine Art Ensemble bildeten», erklärte die Wissenschaftlerin. ImJahr 2015 wurde die alte Rose, die weiterhin am alten Standort wuchs, von Unterägeri auf den Ballenberg gezügelt. «Sie wird wohl bereits in ein paar Jahren wieder vollends in ihrer alten Prachterstrahlen», freut sich die Leiterin des Gärtnerinnenteams.

Der Schulthess Gartenpreis

Das Stifterehepaar Marianne und Dr. Georg von Schulthess aus dem aargauischen Rheinfelden sind grosse Gartenliebhaber. Dank ihnen wird der unter der Schirmherrschaft des Schweizer Heimatschutzes stehende Schulthess Gartenpreis bereits seit 1997 verliehen. Neben der Erhaltung und Pflege historisch wertvoller Gärten und Parkanlagen wird mit dem Preis die Realisierung besonders qualitätsvoller, zeitgenössischer Grünanlagen gewürdigt.

Eine preiswürdige Leistung muss botanisch und architektonisch innovativ, ökologisch fortschrittlich und für längere Zeit angelegt sein. Der Preis ist mit 25 000 Franken dotiert. Die Auswahl der Preisträger wird durch eine Fachkommission vorbereitet. In diesem Jahr wurde der Schulthess Gartenpreis zum 20. Mal verliehen.SHS

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