Ein sichtlich zufriedener Verbandspräsident begrüsste letzten Mittwoch Delegierte und Gäste zur 6. Delegiertenversammlung. Er, Olivier Mark, sei stolz, von den Unternehmerinnen und Unternehmern der Branche sprechen zu können, ohne gewundene Formulierungen suchen zu müssen, um ihre Verdienste zu rechtfertigen.
Mit Stolz wies Mark in seiner Eröffnungsrede auch darauf hin, dass JardinSuisse nach und nach als Vertreter der Grünen Branche der Schweiz in der Politik und in der nationalen Verwaltung gehört werde. So wurde der Verband im Bericht des Bundesrates an das Parlament zum «Torfausstiegskonzept» namentlich erwähnt. Dies sei das Ergebnis gemeinsamer Anstrengungen, betonte Mark und ergänzte: «Wir haben kultiviert und können nun ernten.»
Kultivieren als Kernkompetenz
Kultivieren sei eine anspruchsvolle Arbeit, unabhängig davon, ob wir es bildlich oder wörtlich meinen, betonte Mark. Um erfolgreich zu kultivieren, brauche es Zeit, Aufmerksamkeit und Energie. Man müsse beobachten, verstehen, korrigieren und optimieren. Mark ist überzeugt, dass das, was für die Pflanzen gilt, auch auf die Menschen übertragen werden kann. Man müsse auch menschliche Beziehungen «kultivieren».
Vorteile von Veränderungen nutzen
Einen Ausschnitt des Videoclips «Gangnam Style» des südkoreanischen Rappers Psy nutzte Mark, um auf die raschen Entwicklungen, insbesondere im Technikbereich, aufmerksam zu machen. Das Lied verdankt seine weltweite Popularität der Verbreitung als Video bei YouTube. Die Entwicklung von Internetplattformen ermöglicht laut Mark auch der Grünen Branche neue Distributionswege, die es noch vermehrt zu nutzen gilt. Gleichzeitig warnte er davor, allen Modeströmungen nachzugeben, denn «nebst den Dingen die sich entwickeln, gibt es Werte, die bewahrt werden müssen». «Wir dürfen uns den Veränderungen nicht verschliessen, sondern müssen sie so gut als möglich nutzen», empfahl Mark.
Solide Sozialpartner
JardinSuisse setze nicht nur auf eine auf solide Ausbildung, sondern wünsche sich auch solide Sozialpartner, meinte Mark. Das Verhalten der grossen Gewerkschaften in der Deutschschweiz hätten ihn betrübt. Der Verband sei bereit, verschiedene Modelle einer Sozialpartnerschaft zu studieren, um die Mitarbeitenden aufzuwerten und die Attraktivität der Branche zu steigern. Dabei müssten aber die Unterschiede zwischen einem Gärtner (Wetterabhängigkeit, Umgang mit lebendem Material, Unternehmensgrösse) und einem Maurer respektiert werden. Er zeigte sich überzeugt, dass geeignete Lösungen gefunden werden können.
Wahl in den Zentralvorstand
Die Delegierten wählten Peter Huber, Bünzen, einstimmig in den Zentralvorstand. Der 45-jährige Huber tritt damit die Nachfolge von Erwin Meier, Dürnten, an. Nach einer Ausbildung zum Landschaftsgärtner absolvierte er an der Hochschule Wädenswil das Studium zum Dipl. Ing. Gartenbau HTL / FH. Seit 1996 ist er selbstständiger Unternehmer. Die Firma Huber Gärtnerei Waldhäusern hat zwei Produktionsstandorte mit insgesamt 14 Mitarbeitenden. Von 1998 bis 2010 war Huber im Vorstand des Aargauischen Gärtnermeisterverbandes, davon sieben Jahre als Präsident.
Gefragter Dienstleister?
In seiner Abschiedsrede wies Meier auf die sinkende Bereitschaft hin, einem Berufsverband beizutreten. Trotzdem ist er überzeugt, dass JardinSuisse als organisierter Vertreter der Arbeitgeberinteressen weiterhin ein gefragter Dienstleister bleiben wird, sofern er sich durch ein ständig verbessertes Preis-Leistungs-Verhältnis und «kundengerechte» innovative Angebote den geänderten Marktgegebenheiten anpasse.
Ideen für Veränderungen lieferte Meier gleich mit; beispielsweise verbandsstrukturelle Reformen. Sie könnten laut Meier u. a. darin bestehen, den Verband nach Unternehmensgrösse und Geschäftsmodell zu organisieren, statt, wie bis anhin, ausschliesslich regional und fachspezifisch.
Eine weitere Idee dürfte die Delegierten der Romandie gefreut haben, die vergeblich bantragt hatten, dass ein «Mitgliederbeitrag à la carte» sowie ein «Gratis-Einsteiger-Jahr» geprüft werden. Meier verwies nämlich auf das «Freeconomy»-Modell aus dem Internet, bei dem sich Angebote durchsetzen, die eine Basisdienstleistung kostenlos anbieten. Erst wenn das Angebot intensiver oder gewisse Extras genutzt werden möchten, wird das Angebot stufenweise kostenpflichtig. «Was wäre, wenn die Verbandsmitgliedschaft bei JardinSuisse kostenlos wäre und das neue Businessmodell eine bedürfnisorientierte Dienstleistungsentschädigung vorsehen würde?», fragte Meier. «In Zeiten zunehmender Verbandsabstinenz könnte ein solches Modell unsere Organisationssicherheit retten», ergänzt er. So oder so, JardinSuisse sei dringend aufgefordert, neue Modelle der Verbandszugehörigkeit zu entwickeln.
In Kürze
• Thomas Schulte, Oberwil, ist neues Mitglied der Geschäftsprüfungskommission.
• Die Jahresrechnung 2012 schliesst mit einem Unternehmensgewinn von rund Fr. 45 700.– ab.
• 2012 waren 42 Eintritte und 47 Austritte von ordentlichen Mitgliedern zu verzeichnen. Verbands-total: 1640 ordentliche Mitglieder.
• Der Mitgliederbeitrag bleibt für das Jahr 2013 unverändert. og.
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