«Ich habe stets reklamiert, wenn der Lohn nicht pünktlich bezahlt wurde. Deshalb kam ich zu meinem Geld. Manche haben aber während ein bis drei Monate keinen Lohn erhalten», erzählt ein Angestellter, der seit mehr als zehn Jahren bei Beglinger arbeitet. Er möchte seinen Namen hier nicht lesen. Er war am 31. Oktober dabei, als es darum ging mit einem Warnstreik, die ausstehenden Löhne und eine Bankgarantie zu verlangen. Beides erhielten die 22 protestierenden Angestellten nicht, dafür den blauen Brief. «Diese nachgeschobenen Kündigungen sind rechtlich nicht haltbar», meint Alex Granato, zuständiger Gewerkschaftssekretär der Unia. «Wir werden die Kündigungen vor Arbeitsgericht anfechten und die Lohnausstände sammeln und einfordern.» Es sei nun genug. Verhandlungen mit dem Geschäftsführer Daniel C. Candrian brächten nichts. Er verspreche vieles und halte nichts. So gehe das nicht.
Ausstände bei Löhnen, Sozialleistungen, Lieferanten
Einem langjährigen älteren Angestellten macht noch etwas anderes Sorgen: «Wir zweifeln daran, dass das Unternehmen die Sozialbeiträge korrekt einbezahlt hat. Auch wussten wir lange nicht, welche neue Pensionskasse seit 2012 unsere Gelder verwaltet.» Inzwischen wissen es die Angestellten: Valitas will aber keine Auskunft geben; das sei Sache des Unternehmens.
Ungewissheiten und die Tatsache, dass ein Teil der Mitarbeitenden ohne Lohn arbeitet, haben in den letzten Monaten zu einer schlechten Stimmung geführt. Auf den Baustellen kam erschwerend dazu, dass Materialien oft nicht geliefert wurden und die Arbeit blockiert war. Das Unternehmen erhält von vielen Lieferanten nur noch Material gegen Barzahlung.
Jene Angestellten, die im Betrieb ausharren, machen die Faust im Sack, andere haben Angst vor einer Entlassung. Wer konnte, verliess das Unternehmen. «Die Abgänge waren seit dem Sommer zahlreich. Ich schätze, es waren ca. 40 Angestellte, die weggingen», meint Granato.
2009, als die neue, dreiköpfige Geschäftsleitung das Unternehmen von Fridolin Beglinger übernommen hatte, waren 140 Angestellte beschäftigt, die sich auf zwölf Standorte verteilten. Heute schätzt der ehemalige Patron die Angestelltenzahl auf 80 bis 100 Personen und beurteilt die finanzielle Lage als «sehr schlecht».
Gerne hätte dergartenbau mit Daniel C. Candrian persönlich gesprochen und erfahren, wie es um das Unternehmen steht. Leider war er nicht erreichbar.
In einer Aussage gegenüber der «Südostschweiz» bezifferte Candrian die Forderungen der Beglinger AG mit 12,5 Mio. Franken. Wie hoch die offenen Kreditoren (= Verbindlichkeiten) sind, hat er nicht erwähnt.
Ehemaliger Banker wird zum Gartenbauer
Kann das gut gehen, wenn ein Banker zum Gartenbauer wird? 2009 verkaufte Fridolin Beglinger seinen Gartenbau- und Planungsbetrieb «zu einem fairen Preis», wie er betont. Er hatte einen Kleinbetrieb übernommen und ihn zu einem der grössten Gartenbaubetriebe der Schweiz aufgebaut. Seine Kinder wollten nicht in den Betrieb einsteigen. Übernommen hat den Betrieb daher die IS Holding, an deren Spitze drei Männer standen.
Daniel C. Candrian ist seit 2009 in der Geschäftsführung tätig. Als Betriebswirt mit Banken- und Treuhanderfahrung trat er in eine ihm unbekannte Branche ein. Beglinger stand ihm anfangs beratend zur Seite und attestiert dem Quereinsteiger «ein ehrliches Interesse an der Sache», allerdings auch, dass er nicht auf Ratschläge höre.
Etwas irritierend sind Candrians zahlreiche weiteren finanziellen Beteiligungen an Unternehmen, die schwierig einzuschätzen sind. Heute leitet Candrian die Beglinger AG allein; kürzlich (Anfang November 2012) ist die Revisionsgesellschaft ausgestiegen (gemäss Handelsregister). Ist es ein auslaufendes Mandat oder weist es auf eine finanziell ausweglose Situation hin? Vermutungen und Gerüchte gibt es zahlreiche. Sicher ist, dass das Kapitel Beglinger noch nicht zu Ende geschrieben ist.
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