Die Artherstrasse führt in vielen Kurven von Zug dem Ostufer des Zugersees entlang in Richtung Gotthard. 1828 erstellt, wurde die Kantonsstrasse in den 1930er-Jahren den Bedürfnissen des Automobils als neuen Verkehrsmittels
angepasst und zu einer Panoramastrasse mit einem betonten Bezug zur Landschaft ausgebaut. So schmückten die Planer die Strecke zwischen Zug und Walchwil nicht nur mit Aussichtskanzeln und kunstvollen Geländern, sondern legten auch einen Saum von Einzelbäumen und Baumgruppen an, die mittlerweile zu stattlichen Exemplaren herangewachsen sind. Einzelne dieser Bäume geben nun allerdings zu Sorge Anlass, weil ihr Gesundheitszustand angeschlagen ist und Massnahmen erfordert.
Die Baudirektion des Kantons Zug hat deshalb Ende 2012 ein Baumkonzept für die Artherstrasse in Auftrag gegeben. «Damit wollen wir zwei Ziele erreichen», so der Zuger Baudirektor Heinz Tännler an einer Medienkonferenz in Trubikon bei Oberwil (Zug). Tännler: «Vorrangig wollen wir wissen, bei welchen Bäumen aus
Sicherheitsgründen interveniert werden muss. Gleichzeitig wollten wir aber auch die Gelegenheit nutzen, den Baumbestand dieser besonderen Strasse zu dokumentieren.»
Das Baumkonzept
Das Baumkonzept ist ein Gemeinschaftswerk des LandschaftsarchitekturbürosAppert & Zwahlen GmbH, Cham, und Erni Baumpflege, Neuheim. Die Bestandesaufnahme umfasst 250 Bäume, mehrheitlich auf öffentlichem Grund. 25 Wald- und grössere Gehölzpartien wurden als Ganzes aufgenommen. Aufgrund einer sorgfältigen Begutachtung des Bestandes schlägt das Konzept für jeden Baum die notwendigen Massnahmen samt den entsprechenden Prioritäten vor.
Die Analyse des Baumbestandes hinsichtlich seiner gestalterischen Bedeutung zeigt ein wertvolles und abwechslungsreiches Gesamtbild. Ein wichtiger Teil des Baumkonzeptes sind daher Empfehlungen, was zu tun ist, wenn Bäume ersetzt werden müssen. Langlebiger und robuster sollen vor allem neue Bäume im Strassenbereich sein, ohne dabei ihr charakteristisches Erscheinungsbild einzubüssen. So empfiehlt es sich zum Beispiel, anstelle von Säulenpappeln neu Säuleneichen zu pflanzen. Trotzdem gehören auch künftig die typischen einheimischen Pappeln, Erlen und Weiden ans Ufer des Zugersees. «Mit diesem Konzept kann der Baumbestand der Artherstrasse nachhaltig gesichert und auch weiterentwickelt werden», ist Erich Zwahlen vom Büro Appert+Zwahlen überzeugt.
Pappeln als «Sorgenkinder»
Bei den Pappeln ergibt die eingehende Beurteilung besonders grossen Handlungsbedarf. Mit über 80 Jahren haben sie ihren Zenit längst überschritten. Vor allem die mangelnde Standfestigkeit und die Gefährdung durch herabfallende Äste werden als grosses Risiko eingeschätzt, sodass 22 Bäume in den nächsten ein bis zwei Jahren ersetzt und bei acht Bäumen dringende Pflegemassnahmen ergriffen werden müssen.
Zwei Pappeln müssen sogar noch in diesem Frühling gefällt werden. Bei der einen handelt es sich um das markante Exemplar auf der Aussichtskanzel Trubikon. Sie kränkelt seit längerer Zeit. «Auch mehrere Pflegeschnitte konnten die Situation nicht verbessern», bedauert Baumpflegespezialist Patrick Hugener.
Diese Pappel soll im Herbst 2013 durch eine Eiche ersetzt werden. Diese erhält nicht nur mehr Platz, das Tiefbauamt des Kantons Zug nutzt die Gelegenheit, um gleichzeitig die historische Kanzel etwas aufzufrischen. Im Jahre 2012 musste das Zuger Tiefbauamt Strasse und Gehweg im Gebiet Bella Vista in Oberwil sanieren. Die Begutachtung durch Erni Baumpflege ergab, dass der Baum im Innern Holzfäule entwickelt hat. Neu gepflanzt wird, gemäss Baumkonzept, nun eine Säuleneiche.
Baumkonzept als «Leitschnur»
Das Baumkonzept ist eine gut fundierte Grundlage für das Tiefbauamt des Kantons Zug, aber auch für die Gemeinden, Korporationen oder Private. Es hilft, die notwendigen Pflegemassnahmen zu planen und geeignete Baumarten für Ersatz- oder Neupflanzungen auszuwählen, auch bei künftigen Strassensanierungen. «Das Baumkonzept Artherstrasse ist also eine eigentliche Leitschnur für den Umgang mit dem landschaftlich so wichtigen Baumbestand, vor allem für die öffentliche Hand. Aber, so die Hoffnung, auch für andere, die dazu beitragen können, dass diese einzigartige Panoramastrasse ihren Reiz auch in Zukunft behält», betont Tännler.
Kommentare und Antworten