Man spricht Berndeutsch, so lautete der Tenor an der Diplomfeier der Techniker Höhere Fachschule (HF) 2018–2020 an der Gartenbauschule Oeschberg. Das galt zwar nicht für den Kreis der Diplomanden, bei denen sich Aargauer, Appenzeller, Luzerner, Solothurner, St. Galler und Zürcher Dialekt mit dem Berndeutsch vermischte, jedoch für die Reden der Schulleitung. Sie standen im Gleichklang mit den Mundartliedern im Stil der Troubadoure von Rolf Marti. Der als «Hommage an alle Workaholics» angekündigte Mundartsong über Angebot und Nachfrage verweist auf den Humor der «fadegraden» berndeutschen Texte.
In diesem Rahmen fand die engagierte Rede von Markus Spiegel, Abteilungsleiter bzemme, ihren Widerhall. «Sozialkompetenz», wie Spiegel aus einem im Bulletin Höhere Fachschule erschienenen Fachartikel zitierte, «ist nebst der fachlichen Kompetenz entscheidend für den wirtschaftlichen Erfolg.» So allgegenwärtig der Begriff ist, so schwer fass- und messbar sei er auch. Mit freundlich grüssen sei es jedenfalls nicht getan, sagte Spiegel. Er stellte ein Modell vor, das sechs Schlüsselkompetenzen definiert.
Woran erkennt man Sozialkompetenz?
Basis ist das Vertrauen, die Fähigkeit, sich anderen Menschen zu öffnen. Der Antrieb sagt etwas darüber aus, mit welcher Leidenschaft und Energie jemand ein Projekt angeht, wie er das Ziel zu erreichen
versucht, eine Sache analysiert statt «drieschiesst». Intelligenz, so Spiegel, zeigt sich daran, wie ein Mensch an ein Problem herangeht und wie er mit Komplexität umgeht. «Finden Sie Ihren individuellen Lösungsstil», wandte er sich direkt an die Diplomanden. Sozialkompetenz wird weiter durch den moralischen Kompass geprägt. Freundschaft, die Fähigkeit, längerfristige Beziehungen auch unter Berufskollegen zu pflegen, ist ebenfalls elementar. Für das Kollegiale im Betrieb bestehe noch viel Potenzial, gab Spiegel dem Führungsnachwuchs, der die Unternehmenskultur mitprägen wird, als Tipp mit auf den Weg. Dies trägt zur Zufriedenheit bei, der sechste von Spiegel vorgestellte Punkt, der Sozialkompetenz ausmacht. «Nichts ist drinnen, nichts ist draussen; denn was innen, das ist aussen», wählte er als Zitat von Goethe, um seine Ausführungen zu bekräftigen. «Sie haben als Menschen einen grossen Weg absolviert. Sie sind zu Persönlichkeiten gereift.» Mit diesen Worten entliess der Schulleiter die Diplomanden ins Berufsleben. «Ich werde Sie vermissen.» Damit übergab er das Wort an Michael Flühmann, den «Bildungsgangleiter mit Leib und Seele», wie Spiegel betonte.
Projektorientiertes Lernen im Fokus
Flühmann nahm die Diplomanden und die Gäste mit auf eine Fotosafari und warf Blitzlichter auf die zweijährige Vollzeitausbildung. Das Studium beginnt traditionell mit einem 25 km langen Marsch und anschliessenden Lagerfeuer. In der ersten Woche setzten sich die zwölf Studenten mit dem Rollenwechsel vom Arbeits- in das Studentenleben auseinander. «Sie haben sich ab Tag 1 auf dem Oeschberg zurechtgefunden. Sie waren eine zufriedene, stets gut gelaunte Truppe», berichtete Flühmann. Begeistert zeigte sich der Bildungsgangleiter, «wie die Klasse von Beginn an auf das projektorientierte Unterrichten aufgesprungen ist». In allen Lernfeldern wurden Reisen und Exkursionen unternommen und Realprojekte ausgearbeitet – vom Kundengespräch über die Situationsanalyse und die planerische Umsetzung mit CAD bis hin zur bautechnischen Ausführung und organisatorischen Abwicklung. Die traditionelle Studienreise am Ende des ersten Studienjahres führte nach Antwerpen. Die Studenten besichtigten den grössten europäischen Hafen, gewannen einen Einblick in die Produktion von Klinkersteinen, besuchten eine der grössten europäischen Baumschulen und setzten sich mit der Pflanzplanung im Privatgarten des bekannten Landschaftsarchitekten Chris Ghyselen auseinander. «Sie haben sich gegenseitig gepusht, interagiert im positiven Sinn. Das hat alle weitergebracht und einen Mehrwert generiert», zog Flühmann als Résumé und prognostiziert: «Der Jahrgang 2018/2020 gibt, wenn er ausgereift ist, einen Bombenjahrgang.» Alle zwölf haben bestanden sowie ein weiterer Kandidat, der die Prüfung wiederholte. Für die beste Diplomprüfung ausgezeichnet wurde Mathias Hollenstein. Drei weitere Preise wurden vergeben: für die Diplomarbeit von Per Schönenberger in Bauführung/Bautechnik (Teilbereich des Projektes «Circle», Flughafen Kloten), die Diplomarbeit in Betriebswirtschaftslehre von Florin Gerber (Marketingkonzept für den Familienbetrieb) sowie Patrick Jost für seinen Einsatz als Klassenchef.
Die Grussworte von JardinSuisse überbrachte Geschäftsführer Carlo Vercelli. Er gratulierte den zwölf jungen Männern zu ihrem Diplom, auf das sie zu Recht stolz sein dürften. «Ihr bringt die Branche in der Zukunft weiter.» Hierfür wünscht sich der Geschäftsführer künftig mehr Frauen, die diesen Weg einschlagen. Und mit Blick auf die Gegenwart und die gute Auftragslage sagte Vercelli: «Die Branche ist in Coronazeiten noch sympathischer als vorher geworden – ein wunderbarer Beruf, eine wunderbare Branche.» |
Die erfolgreichen Diplomanden Techniker HF 2018/2020:
• Pascal Arnosti, Luzern (LU)
• David Flury, Zuchwil (SO)
• Nick Fuhrer, Büetigen (BE)
• Jan Gattiker, Längenbühl (BE)
• Florin Gerber, Lyss (BE) (beste Diplomarbeit BWL)
• Mathias Hollenstein, Jonschwil (SG) (beste Diplomprüfung)
• Mike Hürlimann, Jona (SG)
• Patrick Jost, Ranflüh (BE) (ausgezeichnet als Klassenchef)
• Ivan Kuster, Appenzell (AI)
• Pino Müller, St. Gallen (SG)
• Lucien Schoch, Windisch (AG)
• Per Schönenberger, Zürich (ZH) (beste Diplomarbeit Bauführung/Bautechnik
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