Rotterdam wurde nach dem Krieg wieder aufgebaut und war zunächst sehr autodominiert mit einigen wenigen Velowegen und wenig Platz für Bäume. Im Jahr 2000 wurde ein Handbuch verfasst, das festhält, was bei öffentlichen Flächen zur Verbesserung der ästhetischen Qualität und der Immobilienwerte zu erfolgen habe. Im Fokus stehen bei Green & The City in Rotterdam vor allem die Stadtbegrünung, die Balance der Nutzung und die Basisqualität für die ganze Stadt. In einer schönen Stadt, so die Überzeugung der politisch Veranwortlichen, bleiben auch die Besucherinnen länger und geben mehr Geld aus.
Die Strassenbahntrassen Rotterdams wurden mit Rasen begrünt. Auch sonst wurde die Stadt grüner gemacht, u. a. durch den Bau attraktiver öffentlicher Grünanlagen und eine standortgerechte Baumwahl sowie ein Begrünungsprojekt an einem der Wasserwege. Alle Strassenbäume der Stadt sind heute registriert und nummeriert. Auch in den nächsten Jahren will die Stadt die Begrünung weiterentwickeln. Als Trends der letzten Jahre nennen die Stadtvertreter Dach- und Fassadenbegrünungen, temporäre Begrünungen, Wechselflorbepflanzungen sowie das Urban Farming. Es gibt zudem sozial-ökonomische und private Initiativen. Überdies versucht die Stadt neue Strategien zur Finanzierung zu entwickeln, beispielsweise die Zusammenarbeit mit Firmen.
Vom Boden in den Mund
Das städtische Landwirtschaftsprojekt «Hotspot Hutspot» steht unter dem Motto «Vom Boden in den Mund». Freiwillige bereiten Speisen zu aus Produkten aus dem eigenen Garten. Dies mit drei Gängen und einem wöchentlich wechselnden Menü zum festen Preis von 7 €. Durch das Projekt wird nicht nur die Wohnumgebung schöner, sondern die Bewohnerinnen können sich auch gesund ernähren.
Grüne Oase
Ein Kleinod in der Stadt ist De Schat van Schoonderloo, ein ehemaliger Kirchengarten. Ursprünglich wollte die Stadt auf dem Gelände ein Wohnhaus bauen, doch kritisierten einige Quartierbewohnerinnen dieses Vorhaben. Vor rund zwölf Jahren wurden eine Mauer und ein Tor gebaut. Gepflegt wird der auf städtischem Boden liegende Garten von rund 80 Personen aus der Umgebung. Sie haben u. a. einen Staudengarten, einen Rosengarten und einen Teich angelegt, aber auch Palmen gepflanzt. Einige der Aktiven beteiligen sich bereits seit ihren Kindheitstagen an der Pflege dieses Gartens.
Spielplatz der Elemente
Ein weiteres spannendes Projekt ist Binnestebuiten & De Speeldernis, ein Spielplatz, zu dem die Anwohnerinnen die Idee hatten und der jetzt seit zehn Jahren besteht. Kinder können hier die Elemente Wasser, Feuer, Wind und Boden erleben – Brücken bauen, im Wasser plantschen oder bei Aktionen wie Brotbacken teilnehmen. Kinder bezahlen 50 Cent pro Tag und Eltern 2 €. Das 2 ha grosse Areal ist naturbelassen.
Gestärkte Zusammengehörigkeit
Das neueste Projekt wurde an einem sozialen Brennpunkt, bei einem Wohnblock am früheren Hafen realisiert. Hier wurde zwischen Wohnblock und Wasserstrasse ein Garten, der Tuin aan de Maas, angelegt, den die Anwohnerinnen bepflanzen und nutzen können. Diese haben das Angebot sehr gut angenommen. Sie pflegen den Garten selber und haben sogar Gartenmöbel gebaut. Am Wochenende sollen sich immer fünf oder sechs Leute mit Gartenarbeit beschäftigen, wurde berichtet. Insgesamt sind im Tuin aan de Maas rund 30 Personen aktiv. In der Gemeinschaft wird geplant und darüber abgestimmt, was angebaut werden soll. Sind die Gemüse oder Früchte reif, können sie von den Anwohnerinnen geerntet werden, ohne dass es Probleme gibt. Durch den Garten scheinen sich das soziale Umfeld und das Zusammengehörigkeitsgefühl in der Nachbarschaft verbessert zu haben. So kamen beim Besuch des Gartens – im Rahmen einer von Plant Publicity Holland organisierten Pressereise – sofort einige Anwohner auf uns zu und liessen sich über die Hintergründe der Besichtigung informieren.
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