Eine Rolltreppe führt aus den Häuserschluchten von Hongkong Central hinauf zum Victoria Peak, vorbei an in den Hang geklebten Apartementblocks. Bei den letzten Bauten endet die Rolltreppe. Von hier führen mehrere Wanderwege hinauf auf 552 m ü. M. Der Victoria Peak ist der Hausberg von Hongkong, benannt nach der britischen Königen Victoria. Sein chinesischer Name ist Tai Ping Shan, was «Berg des grossen Friedens» bedeutet.
Subtropischer Wald von eindrücklicher Dichte und botanischer Vielfalt
Hongkong, ab 1842 britische Kronkolonie, gehört seit Juli 1997 wieder zu China. Die Lage im Südchinesischen Meer, nahe der Mündung des Perlflusses, war für die Briten von strategisch wichtiger Bedeutung. Zu jener Zeit war der Victoria Peak weitgehend abgeholzt. Oben auf dem Berg wohnten reiche Briten, die weniger wohlhabenden Chinesen und Engländer in der Mitte des Berges. Die meisten Portugiesen und andere Einwanderer wohnten bescheiden am Fusse des Peak, während die Chinesen hauptsächlich in Slums in der Nähe der Sümpfe hausten.
Heute ist der Victoria Peak dicht bewaldet. Die tropischen Pflanzen bilden einen eindrucksvollen Kontrast zu den Hochhäusern, die hinter den Baumkronen aufragen. Durch Aufforstung und natürliche Begrünung entwickelte sich der Abhang des Bergs zu einem subtropischen Wald von eindrücklicher Dichte und botanischer Vielfalt, durchzogen von Spazierwegen. Viele Menschen fahren mit der Standseilbahn hoch und wandern hinunter zu den Wolkenkratzern von Central. Der Aussichtspunkt auf dem Gipfel des Berges gilt als erstrangige Touristen-attraktion, ein Muss für alle Hongkong- Besucherinnen.
Viele Parks – höchste Bevölkerungsdichte
Mit der Trockenlegung und der Urbarmachung des Landes auf Hongkong Island, Kowloon sowie in den angrenzenden New Territories wurde Bauland gewonnen. Innert eines halben Jahrhunderts verdreifachte sich die Bevölkerung auf beinahe 330 000 Menschen. Hongkong misst mit den New Territories rund 1100 km2 (entspricht in etwa der Fäche des Kantons Thurgau), auf denen heute über sieben Millionen Menschen wohnen. Das ist der Grund, warum man in Hongkong mehr Wolkenkratzer baut als sonst irgendwo. Zudem sollen möglichst viele Grünflächen erhalten werden. Die Küste, an der Hongkong liegt, ist teils zerklüftet und gebirgig, sodass längst nicht alle Gebiete für die Besiedelung geeignet sind. Die Wohn- und Geschäftsquartiere liegen an flacheren Küstenstrichen und in einigen Talsenken. Landaufschüttungen an der Küste schaffen weiteren Siedlungsraum; so ist der 1998 in Betrieb genommene neue Flughafen auf einer künstlichen Insel gebaut.
Es ist sehr erstaunlich, dass Hongkong, trotz einer Bevölkerungsdichte von rund 6500 Personen pro Quadratkilometer (in Kowloon sind es gar 44 000 Personen), über grosse Grünflächen und auch über Wälder verfügt. Selbst in den dicht überbauten Stadtteilen Kowloon und Central gibt es manche Parks.
Der Cheung Kong Park
Mitten im geschäftigsten Teil von Central Hongkong liegt der Cheung Kong Park. Über Felsen hängen Orchideen, tropische Bäume klammern sich mit ihren Wurzeln ans Gestein. Im Hintergrund ragen Fassaden von Banken und Handelshäusern in die Höhe. Am Mittag verpflegen sich hier Sekretärinnen im tropisch duftenden Grün, Geschäftsleute telefonieren im Schatten der ausladenden Bäume und Touristen fotografieren die Naturoase inmitten der Wolkenkratzer. Wasserfälle und Teiche ziehen Insekten und Vögel an. Es ist erstaunlich, wie ein so kleines Stück Natur die Luft inmitten einer hochverdichteten Stadt spürbar verbessert.
Benannt nach einem Geschäftskomplex in der Nähe, wird der Park privat von den Cheung Kong Holdings unterhalten. Dies wird als eine Dienstleistung an der Öffentlichkeit verstanden, wie sie in Hongkong nicht selten ist.
Der Kowloon Park an der Nathan Road
Die Nathan Road, Hauptgeschäftsstrasse des Stadtteils Kowloon, pulsiert Tag und Nacht. Neonreklamen flackern, Menschenmassen bewegen sich hektisch über die Trottoirs, nervöse Taxifahrer hupen.Und nebenan liegt der Kowloon Park – eine grüne Oase im Grossstadttrubel.
Früher war die Fläche mit Baracken der britischen Armee belegt. Später entschied sich die Stadtregierung, das zentrale Areal zu einem Park umzugestalten. Im Juni 1970 wurde der Park eröffnet und von den Stadtbewohnerinnen und Touristinnen/span>sofort in Beschlag genommen. Trotz reger Bautätigkeiten in der nahen Umgebung (neuer Bahnhof der Untergrundbahn MTR, was den Park in den 1970er-Jahren stark beeinträchtigte) entwickelte sich die Vegetation sehr gut.
1989 erfuhr die Anlage eine nächste, aufwendige Umgestaltung. Nebst der Neubepflanzung, selbst ein Rosengarten ist angelegt worden, entstanden neue Toilettenanlagen und Aufgänge, am Nordrand ein Sportzentrum mit Swimming-Pool und zur Nathan Road hin, unter dem erhöht liegenden Park, eine Shopping-Arkade.
Eine grosse Zahl Vögel bevölkert den Park, darunter mehrere Entenarten, Papageien und tropische Tauben. Sogar Flamingos wurden in den meist quadratischen, mit Steinen eingefassten Teichen schon gesichtet. In einem mit Steinplatten belegten Platz sind Bäume in regelmässigen Abständen gepflanzt. Die Sträucher sind zum Teil in Form geschnitten und als Labyrinthe angelegt. Der Park wirkt sehr beruhigend und ist blitzsauber. Wie in allen Parks von Hongkong ist auch hier das Rauchen verboten; wer zudem Abfall wegwirft, muss mit einer saftigen Busse rechnen.
Der Kowloon Park ist heute eine der Hauptattraktionen der Stadt und wirkt trotz der vielen Besucherinnen ruhig und entspannend. Am frühen Morgen betreiben hier Hunderte von Einheimischen die Tai-Chi-Gymnastik. Gepflegt wird der Park vom Leisure and Cultural Services Departement der Stadt.
Schattenspendende Bäume und Fussballfelder im Victoria Park
Einer der belebtesten Parks in Hongkong ist der Victoria Park im Stadtteil Causaway Bay. Ursprünglich ein Schutzplatz für Boote während Taifune wüteten, wurde die Bucht in den 1950er-Jahren aufgefüllt und überbaut. Ein grosser Teil wurde frei gehalten, als Park gestaltet und teils mit Palmen bepflanzt. Am Haupteingang steht eine Statue von Queen Victoria.
Mit Bäumen bepflanzt ist der Park bloss an den Rändern, denn grosse Teile der Anlage sind mit Fussball- und Tennisfeldern belegt. Dennoch gilt der Victoria Park als wichtige grüne Lunge, wo sich vor allem am Sonntag viele Einheimische zum Picknick oder zu sportlichen Aktivitäten treffen. Auch all die grossen Feste wie das Laternenfest vor dem chinesischen Neujahr oder die Hongkong-Blumenschau gehen hier über die Bühne.
45 Parks in der City von Hongkong
Hongkongs 45 Parks werden mehrheitlich durch die öffentliche Hand verwaltet und gepflegt, vereinzelt durch private Institutionen. Zu diesen 45 Parks gehören grosse Anlagen wie der Botanische Garten mit über tausend einheimischen Pflanzenarten, namentlich auch Bambus, Kamelien, Magnolien, Orchideen und Azaleen. Als kleinere Anlage sei der Chater Garden neben dem historischen Legislative-Council-Gebäude in Hongkong Central genannt. Der attraktiv gestaltete Park liegt nahe dem Regierungssitz und ist darum immer wieder Schauplatz von Demonstrationen.
Überraschend auch, dass in dieser dicht besiedelten Stadt viele Alleebäume und auch Einzelbäume, teils mitten in chinesischen Märkten, Platz finden. Vermehrt haben Firmen begonnen, die Dächer zu begrünen, und bepflanzen sie mit Bäumen oder legen Bambushaine an. Im Bankenviertel in Hongkong Central versammeln sich auf den üppig bepflanzten Dachterrassen die Raucher. Trotz Bauboom kann man sagen: Hongkong wird grüner.
Hongkongs Klima
Hongkong liegt in der subtropischen Klimazone. Im Sommer ist es feucht und bis zu 35 °C heiss mit häufigen monsunähnlichen Niederschlägen. Von Mitte Mai bis November verzeichnet die Region immer wieder Taifune. Frühling und Herbst sind die angenehmsten Reisezeiten. Dann ist der Himmel oft wolkenlos und die Feuchtigkeit eher gering. In strengeren Wintern kann die Temperatur bis auf plus 10 °C fallen, was jedoch für die tropische Vegetation kein Problem bedeutet. W. Catrina
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