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Im Freien platziert, geben Wind, Regen und Jahreszeitenverlauf den Objekten die silberglänzende Farbe.

Das Zusammenspiel von Schutz und Öffnung zeichnet viele Landschaftsobjekte von Thomas Rösler aus. Die «Schote» ist um 360 Grad drehbar. Sie lässt sich je nach Aussicht, Windrichtung oder Sonnenstand ausrichten.

Teamkollege Wolfram Mathijssen beim Ausgestalten einer Kugel.

Die Holzarbeiten führt Thomas Rösler händisch mit speziell für ihn gefertigten Kettensägen aus. Alle sind elektrisch betrieben; die kraftvollsten haben eine Leistung von 16 und 19 kW.

Seit 2004 erschafft der 1968 in Friedrichshafen am Bodensee geborene Thomas Rösler aus Eiche gefertigte Landschaftsobjekte.

Sechs Tonnen schwer ist die 2016 gefertigte Nuss.

Zwei Liegen im Schloss Vullierens in Morges, zehn Kilometer westlich von Lausanne am Genfersee.

An der Giardina 2012 stellte Thomas Rösler dieses neun Meter lange Tischobjekt aus. Heute befindet es sich in der Baumschule Solitair in Belgien.

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Holz, monumental

In der Werkstatt von Thomas Rösler entstehen einzigartige Landschaftsobjekte aus Eiche, die mit gängigen Holzbearbeitungsregeln brechen. Meterlang, tonnenschwer und nur mit der Kettensäge bearbeitet, sind sie Inbegriff einer Zeit, die nach urwüchsiger Natürlichkeit sucht.

Kein Garten, in dem der Baustoff Holz nicht in der einen oder anderen Form gegenwärtig wäre. Holz ist vielseitig, kostengünstig, ökologisch und dauerhaft. Doch weder der Sichtschutz noch der geschnitzte Adler erinnern in ihrer bearbeiteten Form an das, was sie einmal waren: eine Fichte, eine Lärche – oder eine Eiche. 

Thomas Rösler aus dem baden-württembergischen Markdorf gibt dem Rohstoff die Identität zurück. Seine Landschaftsobjekte sind massiv, gewaltig, monumental; sie können Tore sein, in der Gestaltung an Muscheln erinnern oder als zehn Meter lange Tisch-Bank-Kombination einer Grossfamilie Platz bieten. Allen ist gemein, dass sie komplett aus einem – oft mehreren – Eichenstämmen geformt sind. Teils sind diese Bäume über 150 Jahre alt, der älteste 220 Jahre. Manche Stämme wiegen über fünf Tonnen und haben einen Durchmesser von mehr als einem Meter. Aus ihnen «schält» Rösler mit der handgeführten Kettensäge die Objekte heraus. Abschliessend werden die Kanten geglättet und die Oberflächen gebürstet, wodurch sie geschmeidiger werden. Im ersten Jahr entweicht den Holzobjekten noch viel Gerbsäure. Dann erhalten sie ihre charakteristische grauglänzende Farbe.

Die Baumhaftigkeit des Baums

Diese Landschaftsobjekte stehen an der Schnittstelle zwischen Handwerk und Kunst. Bei der Formgebung verstösst Rösler bewusst gegen die gängigen Gebote des Holzhandwerks. «Ich habe eine Arbeitsweise gefunden, die teils radikal ‹falsch› ist, damit aber erst die Umsetzung meiner Ideen ermöglicht», erklärt er. Dazu kommt ein gewisser künstlerischer Anspruch: «Ich möchte die Baumhaftigkeit des Baums bewahren, ihn nicht nur als Rohstoff ansehen, sondern als Individuum.»

Im Schaffensprozess kann er bei jedem Werkstück, jeder Idee und jeder Form nur über das Volumen verfügen, das im Kernholz der Eiche steckt. Dies sei, neben den Eigenschaften der Kettensäge, der Hauptfaktor, der seine Arbeit limitiere. «Mit diesem Volumen gehen wir unterschiedlich um: Entweder suche ich den zum Entwurf passenden Stamm. Dann dient das Holz der Verwirklichung der Idee. Spannender ist es anders herum: Ich passe das Objekt den Eigenheiten des Stammes an. Dann unterwirft sich die Idee dem Holz.» In der Ausführung treffen geometrische Präzision und herstellungsbedingte Unregelmässigkeit aufeinander. Jeder Formunterschied, jede Maserung ist gewollt; Äste, Risse und Kettensägespuren sind erlaubt. Sie sind es, die dem Objekt seine Unverwechselbarkeit verleihen. «Je grösser das Projekt, desto mehr soll der Baum mitsprechen dürfen», so der gelernte Drechsler. «Damit kommt der Baum zu seinem Recht.»

Besonderes Markenzeichen von Rösler sind die Kugel-, Muschel- und Schotenformen. An ihnen lässt sich gleichsam sein künstlerischer Entwicklungsprozess nachzeichnen. 

Neun Stämme für eine Muschel

Die erste Muschel – vier Meter lang, fast zwei Meter hoch und eineinhalb Meter tief – baute er 2010. Insgesamt neun Baumstämme hat er dafür verwendet, jeden in eine Art Bananenform gesägt und dann passgenau aneinandergefügt. Gehalten werden sie durch in die Gehrungsfläche eingelassene Stahlzapfen. So entsteht ein lang gezogenes, halb offenes Objekt, dessen zwei Enden sich verjüngen. Andere Muschelformen erinnern in ihrer Form an ein «C» mit verlängertem Dach- und Bodenbereich. «In diesen Schalenformen fühlt man sich geborgen. Gleichzeitig öffnen sie den Blick nach draussen. Beides spricht für das menschliche Schutz- und Öffnungsbedürfnis.» 

Im Herzen der Eiche

Die Schotenform ist eine Fortführung des Muschelkonzepts – schmaler, gedehnter und mit weicheren Linien. In der 2016 gebauten Nuss beginnt Thomas Rösler, den Raum zu schliessen. Zur einen Seite hin weit geöffnet, zur anderen sich kreisförmig zuspitzend und mit höhlenartigem Innenraum, ist diese Skulptur ein Rückzugsort, an dem das Herz der Eiche schlagen könnte. Für die Form kamen 18 Einzelsegmente zum Einsatz, das Gewicht liegt bei sechs Tonnen. Archaisch sind diese Bauwerke, wie Überbleibsel aus einer fernen, längst vergessenen Zeit.

In den Sitzskulpturen, Astgabeln, Toren und asymmetrischen Pflanzinseln tritt die Baumform wieder stärker hervor. Die Sitzbänke finden vor allem im öffentlichen Raum Verwendung, wo sie weitere Funktionen erfüllen: Sie ermöglichen Kommunikation, trennen Bereiche ab, fügen andere zusammen, sind Kontrapunkt zu Beton, Glas und Stahl. 

Je nach Objekt, Lastart und Baubedingungen verwenden Rösler und sein Team verschiedene Fundamenttypen, beispielsweise Schraub- oder Betonfundamente. Letztere errichtet der Landschaftsgärtner. «Wir bauen und liefern dazu Stahlteile als ‹Adapter› zwischen Beton und Holz. Bei hohen Lasten wie den Toren setzen wir Statiker zur Fundamentplanung ein.»

Die Authentizität zählt

Zu Anfangszeiten war Röslers individualistische Herangehensweise an Baum und Objekt für Kunden, die komplett gleichartige Formen wünschten, eher gewöhnungsbedürftig. «Wer sich für eine bestimmte Liege interessiert, findet sie in exakt dieser Form kein zweites Mal.» Doch in den letzten zehn Jahren sei die Erwartungshaltung auf firmengleiches Design kleiner geworden – eine Entwicklung, die auch dem generellen Wunsch nach mehr Natürlichkeit und Vielfalt im Garten entspricht. «Die individuellen Unterschiede der Bäume, ihre Eigenheiten und auch Macken werden stärker geschätzt. Unsere Formen dürfen zunehmend vom geometrischen, men- schengemachten CAD-Optimum abweichen.» Da sei sie wieder, die Baumhaftigkeit des Baums, erklärt er. «Sie scheint auch für andere Menschen spürbar zu sein – und stellt auch für sie eine Qualität dar.» 

 

Thomas Rösler

Der gelernte Drechsler hat sich 1992 im Holz-Kunsthandwerk selbstständig gemacht. Auf der GaLaBau 2004 in Nürnberg präsentierte er erstmals seine Landschaftsobjekte. Seit 2005 stellt er regelmässig an der Zürcher Gartenmesse Giardina aus, wo er bereits elf Medaillen für seine Präsentationen gewonnen hat. Hier generiert er zwei Drittel seiner Aufträge durch Privatpersonen sowie Landschaftsplaner und -architekten. Sein Team – zwei gelernte Holzhandwerker – und er sind vor allem in Deutschland und der Schweiz unterwegs. In Ausnahmefällen wird bis in die USA oder Griechenland geliefert, stets im Beisein des Kunsthandwerkers. Die Eichenstämme bezieht Thomas Rösler über den Holzhandel aus einem Umkreis von 200 Kilometern rund um Markdorf. Je nach Objekt liegen die Lieferzeiten zwischen zwei und zwölf Monaten. J. Supper 

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