Artikel

Höchstleistung, der viel

Höchstleistung, der viel Anerkennung gezollt wird: Der New Yorker High Line Park ist inzwischen eine der grössten Attraktionen der Stadt.

Park des Campus Novartis:

Park des Campus Novartis: Jungwaldsystem mit Geröllwiesen im Wald – Ausschnitt aus der künstlich geschaffenen Auenlandschaft.

Park Campus Novartis: Struktur

Park Campus Novartis: Struktur der ausgewaschenen Lehmwand.

  • Stadtgrün

Loblied auf gärtnerisches Handwerk und hochwertiges Stadtgrün

Gärtnerische Höchstleistungen in städtischen Gebieten wurden an der Grünflächenmanagementtagung der ZHAW in Wädenswil am Beispiel aktueller Projekte vorgestellt. Dabei waren die Entwicklungs- und Erhaltungspflege für diese Juwelen im Stadtgrün zentrale Inhalte. Rund 170 Fachleute aus der Grünen Branche nahmen an der Tagung teil, die dieses Mal ihr 10-Jahr-Jubiläum feiern konnte.

An der Tagung angestimmt wurde das erste Loblied von Thomas Kimmich, Staudengärtner aus Leidenschaft. Er ist verantwortlich für den Unterhalt der Pflanzungen an der ZHAW und repräsentierte die Gärtnerinnen und Gärtner an der Tagung. Vor diesem Hintergrund fordert er: «Hochwertiges Grün verlangt fachkundige Gärtner. Sie müssen die Kunst und die Poesie des Jätens verstehen und ein Gespür für Pflanzenzusammenstellungen haben.» Das Staudenwissen eignete sich Kimmich in den Lehrjahren bei Gräfin von Zeppelin in Laufen an. Ein Praktikum bei Beth Chatto verschaffte ihm einen Einblick in die Arbeitsweise der Quereinsteigerin, die wie Gertrude Jekyll (1843–1932) als nicht ausgebildete Gärtnerin viele professionelle Gärtnerinnen und Gärtner beeinflusste. Chatto habe zehn Mal in Folge eine ­Medaille an der Chelsea Flower Show ­gewonnen, unterstrich Kimmich das Ausnahmetalent. Der von ihr über viele Jahre entwickelte Kiesgarten hat die Pflanzenverwendung beeinflusst. Chatto verbindet Gärtnerisches mit der Pflanzensoziologie. Damit liegt sie in der Linie von Richard Hansen, der dieses Jahr 100 geworden wäre und aus diesem Anlass im Schlussreferat von Jean Bernhard Bächtiger, Institutsleiter ZHAW, gewürdigt wurde. Das von Hansen mitverfasste Lehrbuch «Stauden und ihre Lebensbereiche» für die Systematik der standortgemässen Staudenverwendung kennt wohl jeder Pflanzenverwender. Das Standardwerk ist wahrscheinlich bis heute Grundlage und Ansporn für viele gärtnerische Höchstleistungen.

Natürliche Pflanzengesellschaften im städtischen Grün

Hansen, der bei Karl Foerster eine Gärtnerlehre absolvierte und danach Pflanzensoziologie studierte, orientierte sich an natürlich vorkommenden Pflanzengesellschaften. Wie Bächtiger ausführte, verfolgte Hansen das Ziel, diese natürlichen Pflanzengesellschaften in die Städte zu übertragen und Gärten und Anlagen zu schaffen, die nicht an das Beet gebunden sind. Hansen strebte lebendige, sich selbst regulierende Bodendecken an mit züchterisch kaum bearbeiteten Wildstauden. Bächtiger mass das zu Lebzeiten von Hansen vorherrschende Ideal des harmonischen Landschaftsbildes ­am gegenwärtig gültigen. Spannend sei das Forschungsprojekt «BiodiverCity» der WSL. Dabei wurden die Zusammenhänge zwischen urbaner Biodiversität, bebauter Umwelt und deren Wahrnehmung durch die Einwohner untersucht. Bemerkenswert sei, dass unter den Bildern mit unterschiedlicher Begrünungsintensität die am intensivsten begrünte Umgebung am meisten Zuspruch fand.

Der Überflieger: High Line Park

Der High Line Park in New York kann mit Sicherheit das Prädikat hochwertiges Stadtgrün für sich beanspruchen – allein schon durch seine Lage. Die High Line ist eine über 2,33 km erhaltene, aber nicht mehr als solche genutzte Hochbahn­trasse im Westen von Manhattan. Sie wird seit 2008 in Etappen zu einer Parkanlage, dem High Line Park, umgebaut. Der erste Abschnitt wurde im Juni 2009, der zweite im Juni 2011 der Öffentlichkeit übergeben. Jetzt ist der Park, zu dessen gärtnerischen Höchstleistungen die von Piet Oudolf gestalteten Pflanzengesellschaften zählen, auf einer Länge von über 1,6 km (1 Meile) ausgebaut. Der Gegend um High Line, am westlichen Rand von Manhattan, hat der lineare Park einen unerwarteten Aufschwung gebracht: Der Park zieht jährlich Millionen von Menschen an. In der Nachbarschaft der Gleise entstehen Hotels und Restaurants, die Immobilienpreise steigen.

Tim Marshall, Landschaftsarchitekt, war über Internet an der Tagung zugeschaltet. Er schilderte die «Höchstleistungen», die nötig sind, um einen Park zu unterhalten, der mehr als neun Meter (30 Fuss) über Strassenniveau liegt und über neun rollstuhlgängige Aufgänge erschlossen ist. Der Material- und Maschinentransport ist die eine Herausforderung, die andere die Abfallentsorgung. Im Einsatz sind Velos mit Anhänger sowie mobile Stationen für die Abfallentsorgung.

Der Unterhalt erfordert viel Handarbeit. Dank einem Programm freiwilliger Helfer lässt sich die Parkpflege aufrecht erhalten. Einen wichtigen Part hat die Non-Profit-Organisation «Friends of the High Line» (FHL) . Sie beschafft 70 % der Mittel für den Unterhalt und ist mit der Stadt New York für die Leitung des Parks zuständig. Bestimmte Bereiche wie derjenige an der 23 Street Lawn müssen zeitweise geschlossen werden, damit sich z. B. der Rasen erholen kann. Im ganzen Park verboten sind Velos, Skates und Trottinetts. Zum Schutz der Pflanzungen gibt es zudem ein Hundeverbot. Parkwächter überwachen die Einhaltung dieser Regeln.

Entwicklung des Parks Campus Novartis

Grünräume sind auch Standortfaktor für Firmen. Hochwertiges, aktuelles Beispiel ist der Park im Campus Novartis in Basel. Lars Ruge von Vogt Landschaftsarchitekten SA beschrieb, wie auf dem Dach einer Tief­garage eine aus der Abfolge der Hangwälder des Juras und der Rheinaue hergeleitete Auenlandschaft entstand und welche pflegerischen Massnahmen nötig sind, um dieses Landschaftsbild langfristig zu entwickeln. Die Landschaft sollte das Gefühl vermitteln, dass man sich zum Rhein bewegt. Dies wird durch Einschnitte in Form einer ausgewaschenen Lehmwand erzeugt. Für einen möglichst authentischen Eindruck wurde zusammen mit der Firma «Lehm Ton Erde» aus Voralberg viel getüftelt.

Wie Ruge ausführte, geht es in der Pflege nicht darum, ein Landschaftsbild zu konservieren, vielmehr verändere sich das Bild ständig. Die Unterhaltsgärtner mussten zunächst darauf eingestimmt werden. «Sie sollten nicht das Landschaftsbild leerputzen», so Ruge. Heruntergefallene Äste oder Laub gehören zu einer Auen­landschaft. Der Park wird künstlich bewässert. Nach nunmehr drei Jahren Entwicklungszeit wird der Wasserbedarf Jahr für Jahr zurückgefahren.

Der Park werde intensiv genutzt, zum einen als informeller Treffpunkt, zum anderen als temporärer Arbeitsort. Ein Magnet für die Mitarbeitenden im Frühjahr ist die Iris-Pfeifengras-Wiese auf einer der Terrassen. Nach drei Jahren Entwicklung haben sich dort auch Rote-Liste-Arten angesiedelt. In naher Zukunft wird der Park zum Rhein hin verlängert.

Kommentare und Antworten

×

Name ist erforderlich!

Geben Sie einen gültigen Namen ein

Gültige E-Mail ist erforderlich!

Gib eine gültige E-Mail Adresse ein

Kommentar ist erforderlich!

Google Captcha ist erforderlich!

  • Stadtgrün
  • Landschaftsarchitektur

Der Remisepark ist ein attraktiver Grünraum, versteckt im Zentrum der Wohnsiedlung Urbanplanen in Kopenhagen. Zwischen den grossen Gebäuden wachsen…

Weiterlesen

  • Stadtgrün
  • Biodiversität
  • Ausstellungen

Ab Mitte April 2025 zeigt eine Ausstellung in der Stadtgärtnerei Zürich, wie wertvolle Lebensräume in der Stadt für Pflanzen und Tiere geschaffen,…

Weiterlesen

  • Stadtgrün
  • Biodiversität

Die Baumarktkette Bauhaus engagiert sich zu ihrem 65. Firmenjubiläum für mehr Natur und Artenvielfalt. Eine erste Waldinsel wurde kürzlich in Köln…

Weiterlesen

  • Garten- und Landschaftsbau
  • Stadtgrün
  • Landschaftsarchitektur

Bei «Wildnis» an weite Wälder in Kanada zu denken, ist sicher nicht verkehrt. Es geht jedoch auch näher. Die Stiftung Natur & Wirtschaft informiert…

Weiterlesen

  • Stadtgrün
  • Maschinen und Geräte

Oberkirch setzt auf Elektromobilität: Der vollelektrische Rigitrac SKE40 ersetzt ein Diesel-Fahrzeug und überzeugt mit leisem Betrieb und einfacher…

Weiterlesen

  • Stadtgrün
  • Umwelt
  • Biodiversität

Im Rahmen ihres 150-jährigen Bestehens engagiert sich die AXA Schweiz für mehr Biodiversität in Winterthur. Gemeinsam mit Stadtgrün Winterthur pflanzt…

Weiterlesen

  • Stadtgrün

Die Stadt Zürich hat das Leitbild von 2001 überarbeitet, mit dem Ziel, die Vielfalt der Flora und Fauna, die für die Stadt von grosser Bedeutung ist,…

Weiterlesen

  • Stadtgrün

Stadtgrün Winterthur hat in einer koordinierten Aktion etwa zwölf Rehe aus dem Friedhof Rosenberg in den angrenzenden Wald zurückgetrieben. Grund…

Weiterlesen

  • Garten- und Landschaftsbau
  • Stadtgrün

Das Netzwerk Bodenseegärten feiert dieses Jahr mit dem Landschaftspark des Hotels Seegut Zeppelin und dem ehemalige Kloster St. Katharinental zwei…

Weiterlesen

  • Garten- und Landschaftsbau
  • Stadtgrün
  • Umwelt
  • Biodiversität

Pro Natura informiert über den Beginn der Wanderzeit für Amphibien. Mit dem Beginn der wärmeren Nächte und der niederschlagsreicheren Saison wagen…

Weiterlesen

  • Weiterbildungsinstitutionen
  • Garten- und Landschaftsbau
  • Stadtgrün
  • Umwelt
  • Biodiversität
  • Aus- und Weiterbildung

Alles auf die Nachhaltigkeit: sanu future learning bietet Weiterbildungen und Kurse im Bereich der Nachhaltigkeit und Biodiversitätsförderung.

Weiterlesen

  • Pflanzenverwendung
  • Stadtgrün
  • Biodiversität

Im Rahmen des vom Schweizerischen Nationalfonds (SNF) geförderten Forschungsprojekts «Plants and People in Urban Green Space» (PAPPUS) wird…

Weiterlesen

  • Stadtgrün
  • Biodiversität

Das regionale Biberkonzept Thun West, entwickelt von der Stadt Thun und den Gemeinden Amsoldingen, Thierachern und Stocken-Höfen, soll den Umgang mit…

Weiterlesen

  • Stadtgrün
  • Auszeichnungen

Die Stadt Schaffhausen hat die höchste Auszeichnung des Labels Grünstadt Schweiz erhalten und wurde für ihre herausragende Pflege und Gestaltung von…

Weiterlesen

  • Stadtgrün
  • Umwelt

Am Donnerstag, 23. Januar, findet die erste Zürcher Klimatagung zum Thema Schwammstadt statt. Verschiedene Referierende informieren über inspirierende…

Weiterlesen

  • Schwammstadt
  • Baumschutz
  • Stadtgrün
  • Forschung

Eine Studie des Royal Melbourne Institute of Technology (RMIT University) mit Beteiligung der Technischen Universität München (TUM) hat den Zugang zur…

Weiterlesen

  • Landschaftsarchitektur / Planung
  • Stadtgrün
  • Landschaftsarchitektur
  • Auszeichnungen

Aus Grau mach Grün: Was aus einem denkmalgeschützten Gebäude werden kann, zeigt sich am Beispiel des früheren Flakbunkers im Herzen Hamburgs. In 58 m…

Weiterlesen

  • Stadtgrün
  • Organisationen

Ab dem 1. März 2025 übernehmen Friederike Meinhardt und Pascal Bossert die Leitung der Abteilung Stadtraum in der Dienststelle Städtebau & Architektur…

Weiterlesen

  • Stadtgrün

Die Husqvarna Group hat den Urban Green Space Report 2024 veröffentlicht. Darin wird ein besorgniserregender Rückgang der städtischen Grünflächen…

Weiterlesen

  • Stadtgrün
  • Biodiversität

Die Vogt Landschaftsarchitekten AG hat einen Masterplan für einen Naturpark auf dem Areal des ehemaligen Flugplatzes entwickelt. Dieser sieht viel…

Weiterlesen

Aktuelle Ausgabe

06/2025

Giardina 2025: Impressionen und Gewinner der Awards 

Delegiertenversammlung: JardinSuisse wappnet sich für die Zukunft 

Gehölze mit Zukunft: Gummibaum des Nordens 

Grünräume Special: 
Klimaanpassung: Beispielhafte Lösungen 

 

Zur Ausgabe E-Magazine

Newsletter Registration

Frau  Herr 

Agenda

Lehrgang Vegetationstechnik in der Klima- und Schwammstadt
ZHAW Life Sciences und Facility Management, Campus Grüental, 8820 Wädenswil

Im Fokus stehen gesamtheitliche Konzepte, für resiliente, hitzemindernde und wassersensible Freiraumgestaltung. Der Lehrgang zur Fachperson Vegetationstechnik in der Klima- und Schwammstadt (6 ECTS) dauert 12 Monate (inkl. Projektarbeit). Die 24 Präsenztage fallen voraussichtlich auf den Donnerstag. Der Unterricht findet von 9 bis16 Uhr statt (6 Lektionen à 45 Minuten). Kosten: Fr. 5900.–.
Weitere Infos und Anmeldung

09.01.2025  –  09.12.2025
Sportplatztag
Stadion Letzigrund, Badenerstrasse 500, 8048 Zürich

Fachvorträge zu aktuellen Themen wie Anpassung der Sportrasenpflege an den Klimawandel, Bekämpfung des Japankäfers mit Nematoden sowie neue Aufbauten im Sportplatzbau. Das Nachmittagsprogramm dreht sich um konkrete Praxisanwendungen und innovative Entwicklungen rund um die Sportrasenpflege. Die Teilnehmerzahl ist auf 140 beschränkt. Die Kurskosten betragen 129 Franken.
Detailprogramm und Anmeldung

06.05.2025
Deutsche Baumpflegetage
Messe Augsburg

Grösste europäischen Baumpflegefachtagung mit 40 Fachvorträgen sowie praktischen Demonstrationen. Die Zukunft der Veteranenbäume/Uraltbäume ist ebenso ein Thema wie Baumdiagnostik mit 3D-Scanning und KI oder die Haftung für Schäden durch Baumwurzeln. Am zweiten Tag steht die Obstgehölzpflege im Mittelpunkt, inkl. Praxisvorführungen zum Obstbaumschnitt im Aussengelände. Einige Vorträge widmen sich den Baumkrankheiten und Schädlingen: Berichtet wird sowohl über Erfolge bei der Bekämpfung von Schadorganismen wie dem Asiatischen Laubholzbockkäfer als auch über neu entstandene Probleme, darunter der Japankäfer und das Blausieb sowie ein neuartiges Eichensterben. Die Ergebnisse der Veitshöchheimer Studie «Lebensraum Stadtbaum – Artenvielfalt in den Kronen heimischer und nicht-heimischer Baumarten» sind ein weiteres aktuelles Thema, das an der Baumpflegefachtagung aufgegriffen wird.  Kosten: Teilnahme gesamter Kongress, drei Tage: 460 Euro, zwei Tage: 365 Euro, ein Tag 265 Euro. Ermässigter Eintritt für Lernende und Studierende: 50%.  

 Weitere Informationen

06.05.2025  –  08.05.2025

Submissionen

Schulraumerweiterung Herrenhof Uzwil
Angebotsfrist: 05.05.2025
Umgebungsarbeiten Pflegezentrum
Angebotsfrist: 05.05.2025