Eine dichte, kräftige Narbe, hohe Strapazierfähigkeit, schnelle Regeneration, perfekte Grünoptik und eine hohe Krankheitsresistenz sind nur einige der Ziele
der heutigen Rasenzüchtung. Die züchterische Arbeit vieler Jahre hat dazu geführt, dass mittlerweile rund 300 Sorten weltweit zur Rasennutzung angemeldet sind. «Die richtige Mischung der geeigneten Rasengräser ist entscheidend für einen gesunden Rasen», erklärt Stephan Beerli, Leiter Rasen und Begrünung der Otto Hauenstein Samen AG, Rafz. Ein Rasen besteht in der Regel aus drei bis vier Grasarten. «Gute Mischungen enthalten zudem mehrere Sorten der gleichen Art», fügt Beerli hinzu. Dadurch werde die Anpassungsfähigkeit der Mischung an unterschiedliche Standorte verbessert.
Die richtige Mischung
Zu den drei wichtigsten Gräserarten für den Zierrasen, Spielwiesen oder Grünflächen rund um Wohnsiedlungen zählen das Englische Raigras (Lolium perenne), die Wiesenrispe (Poa pratensis) und der Rotschwingel (Festuca rubra). «Bei der Auswahl kommt es darauf an, dass die richtigen Gräserarten in den jeweiligen Mischungen enthalten sind», betont Beerli. Das Englische Raigras bildet im Rasen ein Grundgerüst und eignet sich dank seiner hohen Strapazierfähigkeit ideal für den Hausrasen.
Es läuft schnell auf, bildet Horste und verdrängt Unkraut sehr gut. Die Wiesenrispe hat eine sehr grosse Regenerationskraft, macht unterirdische Ausläufer und wächst so in Lücken hinein. Das Englische Raigras und die Wiesenrispe bilden zusammen einen strapazierfähigen, dichten Rasen mit kräftigem Wurzelwerk. Durch seine sehr geringen Nährstoff- und Feuchtigkeitsansprüche zeichnet sich der Rotschwingel aus. «Die Wahl und die Mischung der einzelnen Komponenten richten sich nach der jeweiligen Nutzung, der Bodenart, dem Klima und der beabsichtigten Dünge- und Pflegeintensivität aus», erklärt der Rasenexperte.
Die optimale Aussaatmenge
Als praxisgerechte und optimale Aussaatmenge rechnet man bei Rasenmischungen mit 20 bis 30 g / m². «Je nach Anzahl Samen pro Gramm einer Grasart und ihrem Anteil in der Mischung ergeben sich unterschiedliche Saatmengen», erläutert Alberto Picece, Rasenberater der Otto Hauenstein Samen AG, Rafz. Eine zu niedrige Saatmenge würde die Bodendeckung verzögern und zur Verunkrautung oder in Hanglagen zur Erosion führen.
Bei einer zu hohen Aussaatmenge stehen, so Picece, die Rasenpflanzen zu dicht und stören sich gegenseitig im Wachstum. Das Englische Raigras kann beispielsweise durch zu hohe Saatmengen oder Anteile in der Mischung andere Arten zu stark konkurrenzieren. «Durch die verhältnismässig grossen Samen hat es zu-dem eine raschere Jugendentwicklung mit starker Verdrängungskraft und darf diesbezüglich nur in beschränkter Menge in Mischungen enthalten sein», rät der Rasenberater.
Das Pflegeprogramm für einen gesunden Rasen
Rasenflächen gedeihen, weil der Mensch die Bedingungen so beeinflusst, dass diese optimal für das Gräserwachstum der gewählten Rasensorten sind. Ohne eine regelmässige Pflege wird die Rasenfläche ihr ursprüngliches Aussehen verändern. Das regelmässige Mähen alle sieben bis zehn Tage ist eine der wichtigsten Pflegemassnahmen für den Hausrasen. Dabei beeinflusst die Schnitthöhe die Rasenqualität massgeblich.
«Je nach Rasentyp und Nutzung muss beim Mähen die Schnitttoleranz der verwendeten Rasengräser beachtet werden», erklärt Picece. Die optimalen Schnitthöhen betragen beim Englischem Raigras 35 bis 50 mm, bei der Wiesenrispe 30 bis 60 mm und beim Rotschwingel 15 bis 40 mm. Mögliche Folgen einer zu tiefen oder zu hohen Schnitthöhe sind eine Grasnarbe mit Lücken infolge Ausfall einzelner Arten oder eine erhöhte Krankheitsanfälligkeit.
Als Faustregel für die Bewässerung gilt: selten, dafür gründlich wässern, damit der Rasen bis einige Zentimeter unter den durchwurzelten Horizont durchfeuchtet wird. Je nach Bodenart und Wurzelhorizont ergibt sich daraus in der Regel eine Beregnungsmenge von rund 20 Litern pro m².
Eine schwache Bewässerung, kühles Wetter, zu hohes Mähen und einseitige Gaben von raschwirkenden Stickstoffdüngern fördern die Filzbildung. Faserreiche Grasarten wie der Rotschwingel tragen ebenso zur erhöhten Filzbildung bei. «Beim Vertikutieren darf die Arbeitstiefe nicht zu niedrig eingestellt werden, damit der ganze Filzhorizont herausgearbeitet werden kann und der Mutterboden nur leicht angeritzt wird», betont der Rasenberater. Beim Aerifizieren wird zusätzlich die Bodendurchlüftung optimiert und der Filzabbau gefördert. Für die Verbesserung der Hausrasenflächen und bei Renovationen empfiehlt Picece den Einsatz einer Fertigsubstratmischung als Topdressing. Unebenheiten könnten so ausgeglichen werden und eine optimale Keimung bei einer Nachsaat könnte gewährleistet werden. Damit der Rasen nicht erstickt, empfiehlt sich pro Durchgang eine Schicht von 20 bis 25 mm. Eine Nachsaat wird notwendig, wenn der Rasen schwach und lückig ist und die gewünschten Grasarten nicht vorhanden sind. «Der Rasen verjüngt sich und die Grasnarbe wird kräftiger und widerstandsfähiger gegen Krankheiten und Hitzestress», fügt Picece hinzu.
Rasendüngung mit System
Die jeweilige Düngestufe wird anhand des Stickstoffbedarfes der vorhandenen Gräser bestimmt. Den höchsten Stickstoffbedarf weisen strapazierte Rasenflächen mit Gräsern wie dem Englischen Raigras oder der Wiesenrispe mit einem Jahresbedarf von 30 g Reinstickstoff pro m² auf. Der Rotschwingel benötigt bei normalen Schnittbedingungen am wenigsten Nährstoffe (Jahresbedarf: 12 g pro m²).
«Bei der Ermittlung des proportionalen Bedarfes der übrigen Nährstoffe N: P2O5: K2O: MgO hat sich das Nährstoffverhältnis 1:0,3:0,8:0,2 bewährt», erklärt Oswald Pfiffner, Rasenberater der Otto Hauenstein Samen AG. Der Frühling ist eine wichtige Regenerationsphase für den Rasen, und die Gräser haben in diesem Zeitraum den höchsten Nährstoffbedarf. «Nach einer ersten Düngung im März kann der Frühsommer zur Regeneration belasteter Flächen durch gezielte Düngung genutzt werden», empfiehlt Pfiffner. Im Oktober sollte eine Düngepause eingelegt werden, da in dieser Zeit die Verwendung leichtlöslicher Stickstoffdünger eine erhöhte Gefahr von Schneeschimmelbefall bewirken kann. Die Herbstdünung sollte anfangs bis Mitte September erfolgen. Wurde dieser Zeitpunkt verpasst, kann eine kalibetonte Winterdüngung anfangs November nachgeholt werden. «Der Rasen kommt dadurch ideal durch den Winter und hat für den Frühling mehr Kraftreserven», betont der Rasenberater.
Praktischer Parcours und Betriebsbesichtigung
Der Nachmittag der Weiterbildungsveranstaltung stand ganz im Zeichen, die Otto Hauenstein Samen AG bei einer Betriebsbesichtigung kennenzulernen und das Erlernte des Kursvormittages in die Praxis umzusetzen. Ein praktischer Parcours auf dem Aussengelände des Unternehmens umfasste neben der Applikation von Pflanzenschutzmitteln die fachgerechte Düngung und die Demonstration einer Rasenrenovation. Die Rasenexperten Oswald Pfiffner, Heiko Moser und Gallus Ottiger gaben im
Parcours in praktischen Vorführungen wertvolle Tipps zur Pflege für einen gesunden Rasen.
Bacillus subtilis – Natürlicher Schutz vor Rasenkrankheiten
Das Bakterium Bacillus subtilis siedelt sich im Wurzelbereich von Gräsern an. Es ernährt sich von Wurzelausscheidungen und ummantelt die Gräserwurzeln mit einem Schutzschild. Das Bakterium scheidet Stoffe aus, die die Ausbreitung von Schadpilzen erwiesenermassen hemmen. Entsprechend schwer haben es Pilze, die Wurzel zu befallen oder zu zerstören. Die Pflanzen werden somit widerstandsfähiger gegenüber Schadorganismen. Im Verlaufe der Zeit stirbt Bacillus subtilis im Boden ab. Wichtig ist es, dass die Gräser in regelmässigen Abständen mit neuen Bakterien versorgt werden. Bacillus subtilis wurde zu diesem Zweck den Rasendüngern und Nachsaatmischungen beigemengt. In Kombination mit Dünger und Nachsaat entfaltet der natürliche Schutzschild seine ganze Kraft.Ch. Huld
Kommentare und Antworten