Mit der Entdeckung der Ziergräser als optisch attraktives Verkaufselement und der Schaffung von Vermarktungskonzepten haben sie sich als eigenständige Produktgruppe etabliert. Die Gräser sind dem Allerlei der Staudenabteilungen entwachsen und werden im Handel vielerorts als attraktiver Impulsartikel speziell im Spätsommer und Herbst angeboten. Besonders reizvoll sind in diesem Zusammenhang Solitärgräser im 2- oder 3-Liter-Container oder im dekorativen Keramikgefäss. Aber auch im Frühjahr und Sommer wirken Ziergräser als Blickfang. Neuere Sorten bieten eine Reihe von Blattfarben und das frische Grün vonGräsern im Frühjahr vertreibt den grauen Winteralltag.
Es wird bunt
Seit einigen Jahren wird das Sortiment der Gräser vor allem durch sehr farbige Vertreter erweitert. Beispiel hierfür sind die Vertreter der Carex oshimensis und Carex hachijoensis, Hakonechloa macra ‘Aureola’ oder Imperata cylindrica ‘Red Baron’ mit dem leuchtend rot gefärbten Austrieb. Zu der Gruppe zählt auch Carex comans ‘Bronze Form’, ein horstiges Gras aus Neuseeland mit dünnen, elegant gebogenen Halmen. Wirkungsvoll ist hier besonders der warme Bronzeton, der das Gras für den Verkauf im Herbst prädestiniert und einen idealen Partner für farblich abgestimmte Pflanzkombinationen abgibt. Ähnlich verwendbar sind auch Carex buchananii oder C. secta var. tenuiculmis. Sie alle stammen aus Neuseeland und können daher unter Umständen im Winter unter extremer Kälte leiden. Mit der Vermarktung als Saisonartikel spielt das allerdings keine Rolle mehr.
Winterhart oder nicht winterhart – die Frage stellt sich immer öfter
Am Beispiel der Pennisetum zeigt sich, wie sehr sich die Sortimente innerhalb der Ziergräser aufspalten. So ist in den letzten Jahren mit P. setaceum eine nicht winterharte Art als attraktive Ergänzung der Herbstsortimente etabliert worden. Sie zeichnet sich durch ihre intensive Färbung aus, wobei immer wieder Verbesserungen auf den Markt kommen. Die neue ‘Fireworks’ unterscheidet sich z. B. deutlich durch ihre Blätter in verschiedenen leuchtenden Rot-, Gelb- und Grüntönen von der bisher bekannten Sorte ‘Rubrum’, die mit ihrer rötlichbraunen Tönung nicht so farbintensiv ist. Problematisch ist bei dieser Entwicklung, dass keine klare Trennung zwischen winterharten und nicht winterharten Vertretern erfolgt. In Gartencentern stehen die ebenfalls als Lampenputzergras bezeichneten Arten oftmals direkt neben den Staudengräsern (z. B. Pennisetum alopecuroides mit bewährten Sorten wie ‘Compressum’ oder ‘Hameln’ ). Laien können keine Unterschiede feststellen und sind dann schwer enttäuscht, wenn ihr intensiv gefärbtes Lieblingsgras im Frühjahr nicht mehr austreibt.
Dauerbrenner im Sortiment
Nach wie vor Dauerbrenner im Sortiment der Ziergräser sind die Gattungen Miscanthus und Cortaderia. Beides sind recht stark wachsende und grosse Gräser, denen in einer gärtnerischen Anlage ein besonderer Platz zusteht. Es gibt zwar von beiden Gruppen auch schwachwüchsige Sorten (z. B. Miscanthus sinensis ‘Gracillimus’ und ‘Kleine Fontaine’, Cortaderia selloana ‘Pumila’ und ‘Evita’ ), aber die Pflanzenhöhe übersteigt auch hier die Marke 120 bis 150 cm. Das ist nichts für kleine Gärten. Mit Miscanthus sinensis ‘Little Zebra’ ist kürzlich eine neue Chinaschilfvariante auf den Markt gekom-men. Das Ziergras verfügt wie die Sorte ‘Zebrinus’ über ein längliches Blatt mit gelben Querstreifen. Es unterscheidet sich jedoch durch die geringere Höhe und den kompakten Wuchs von ‘Zebrinus’, was es vor allem für die Topfkultur interessant macht. Die Neuheit blüht im September und Oktober mit rotbraunen Ähren. Auch bei den Pampasgräsern gibt es eine Form mit weiss gestreiften Blättern: ‘Comet’/span>besitzt eine normale Wuchshöhe, nimmt aber aufgrund der Blattfärbung eine Sonderstellung ein.
Innerhalb der Gattung Stipa befinden sicheinige Arten, die sehr dekorativ aufgebaut sind und sich für die Einzelstellung eignen. Am elegantesten ist wohl Stipa pennata, das Federgras, mit seinen silbergrauen Blütenständen. Ebenso eigenen sichS. barbata ‘Federspiel’ mit silbrigen Grannen oder S. capillata‘Brautschleier’, geprägt von einem Blütenstand mit weit abstehenden und lang begrannten Samen. Mit sehr feinen und langen Grannen ausgestattet ist S. tenuissima (umbenannt in Nassella tenuissima). Das dekorative Gras ist auch im grösseren Bestand eine Zierde. Es verfärbt seine haarfeinen Grannen von hellgrün im Juni bis zu strohgelb im Herbst.
Einjährig oder mehrjährig?
Das Sortiment der Ziergräser ist inzwischen enorm gross und enthält sowohl mehrjährige als auch einjährige Arten. Beide Gruppen sind für die Topfkultur geeignet. Letztlich ist die Verwendungsform entscheidend, welche Arten zum Einsatz kommen. Wenn kein Anspruch auf eine mehrjährige Kultur im Garten oder als Kübelpflanze besteht, lassen sich die einjährigen Gräser gut in Kombination mitdem Beet- und Balkonpflanzensortiment verwenden. Darüber hinaus gibt es viele einjährige Arten für den Einsatz im Schnitt- und Trockenblumenbereich. Ein schönes Beispiel dafür ist wiederum Pennisetum setaceum ‘Rubrum’ mit seinen langen, aufrecht stehenden und schlanken Ähren.Von Vorteil für die Kultur ist die frühe Aussaat bereits ab November oder Dezember und späteres Pikieren.
Ebenfalls interessante Entwicklungen gibt es im Bereich der Bromus und Deschampsia. Bromus inermis ‘Skinners Gold’ ist eine Neuzüchtung mit gelben Blättern und grünen Streifen in Längsrichtung. Die Pflanze wird etwa 60 cm hoch und bildet die Blütenähren im Juli. Gleichfalls um eine buntblättrige Auslese handelt es sich bei der Deschampsia cespitosa ‘Northern Lights’. Auch sie wird etwa 60 cm hoch und bildet ihre Blüten im Juli. Interessant ist die Farbvariation des Blattes in Gelb, Grün und Rosa.
Auch in Zukunft wird das Sortiment der Ziergräser an Umfang zunehmen. Insbesondere neue Züchtungen aus Grossbritannien und den USA sowie Entdeckungenaus Neuseeland bereichern die Farben-und Formenpalette. Damit halten die kompakten Ziergräser auch Einzug in die Sortimente der Beet- und Balkonpflanzen sowie Topfpflanzen (z. B. Pogonatherum paniceum, der Zimmer-«Bambus») und bleiben nicht nur dem Staudenbereich vorbehalten.
Lichtbedürftige Kultur
Ziergräser als Bestandteil des Topfpflanzensortiments sind auch immer wieder mal Objekt gärtnerischer Versuchsfragen. Im Gartenbauzentrum in Köln-Auweiler sollte beispielsweise geklärt werden, wie sich einige ausgewählte Arten am besten als Topfpflanzen kultivieren lassen. Grundsätzlich sind mehrjährige und einjährige Arten gleichermassen geeignet, wenn kein Anspruch auf eine mehrjährige Kultur im Garten oder als Kübelpflanze besteht. Vor Kulturbeginn sollte daher die Abnehmergruppe genau analysiert werden. Darüber hinaus ist eine genauere Beobachtung der einzelnen Arten ratsam, um Überraschungen vorzubeugen. So reagieren beispielsweise einige Arten mit blühenden Trieben, die leicht umfallen. Die lassen sich als Topfpflanzen dann natürlich nicht mehr vermarkten.
Gräser stellen recht hohe Ansprüche andas Lichtangebot. Darüber hinaus verlangen sie einen geregelten Wasserhaushalt, wobei die Ansprüche der einzelnen Arten unterschiedlich sein können. Kritisch ist eine kurzzeitige Trockenheit. Die Pflanzen reagieren dann mit vergilbten Blättern. Das führt zu Kulturverzögerungen oder sogar zu unverkäuflichen Pflanzen. Als Vermehrungsverfahren kommen bei den Ziergräsern die Teilung oder die Aussaat infrage. Vorteil bei der Teilung ist das gleichmässigere Material und das verringerte Kulturrisiko. Allerdings ist die aufwendige Mutterpflanzenhaltung Voraussetzung. Und einjährige Gräser fallen bei dieser Methode natürlich heraus. Bei der Aussaat stehen viele Arten zur Verfügung. Die Methode ist manchmal preiswerter. Allerdings ist das Saatgut teilweise ziemlich teuer, weil es aufwendig gereinigt und von Grannen oder Spelzen befreit werden muss. Zudem ist abhängig von der Art die gute Keimung nicht immer gewährleistet. Insgesamt gesehen ist das Kulturrisiko bei der Vermehrung durch Aussaat oft höher als bei der Teilung.
Kleinere Staudengräser und Seggen, die nicht blühend verkauft werden, lassen sich gut den Sommer über im Gewächshaus kultivieren. Nicht bewährt hat sich eine Sommerkultur einjähriger Gräser im Gewächshaus. Sie wuchsen vielfach zu stark oder bildeten keine Blüten.
Bei den grossen Staudengräsern entstand oft das Problem, dass sie bei der Aussaat im März im gleichen Jahr nicht oder noch nicht ausreichend zur Blüte kamen. Inwieweit das Pflanzen (etwa im April bis Mai) schaffen, die durch Teilung vermehrt wurden, ist sicherlich interessant, wurde aber in dem Zusammenhang nicht untersucht.
Bei dem Versuchsaufbau im Gartenbauzentrum Köln-Auweiler wurde nur eine sehr begrenzte Artenzahl ausgewählt, deren Habitus und Wuchsverhalten einigermassen bekannt waren. Es zeigte sich, dass die Pflanzen vor allem bezüglich der Kulturdauer ein recht unterschiedliches Verhalten zeigten. Die im Gewächshaus kultivierten Arten Koeleria glauca, Stipa tenacissima und Agrostis nebulosa wurden direkt in die Töpfe ausgesät. Bei Aussaat in der zweiten Maihälfte und der Gewächshauskultur waren die Pflanzen Ende August verkaufsfertig. Allerdings kam von den genannten Arten nur Agrostis nebulosa im Aussaatjahr zur Blüte. Da es sich bei den anderen Arten aber auch im Laubzustand um recht attraktive Pflanzen handelt, ist der Umstand nicht tragisch. Sie lassen sich auch ohne Blüten problemlos vermarkten.
Anemanthele lessoniana gilt als Kaltkeimer. Die Art wird bereits im Januar ausgesät. Nach einer Warmphase mit 18 °C für etwa zwei Wochen folgt eine Kühlphase bei etwa 5 °C, in der die Pflanzen dann keimen. Aufgrund der häufig
recht ungleichmässigen Keimung ist für diese Art die Anzucht in Multiplatten sinnvoll.
Achnatherum calamagrostis neigt recht früh zur Bildung von Blütenständen. Die Versuche haben gezeigt, dass es wenig Sinn macht, diese abzuschneiden, weil sich die Pflanzen dann nur sehr schlecht regenerieren.
Ziergräser besitzen zwei Blühschwerpunkte: im Juni und Ende August bis September. Sollten die stärker wachsenden Arten als blühende Pflanzen angeboten werden, dann bietet sich eine zweijährige Kultur oder der Start mit Teilpflanzen an.
Ziergras mit grosser Zukunft
Kürzlich wurde Chasmanthium latifolium ‘River Mist’ vorgestellt. Die Art selber ist bereits seit langem als wertvolles Schattengras Bestandteil des Sortiments. Die Halme sind bambusähnlich belaubt und bilden überhängende Rispen mit platt gedrückten, aparten Ähren. Diese blühen zunächst rosafarben auf und gehen dann in einen Kupferton über. Neu bei ‘River Mist’ ist das gestreifte Blatt in Cremeweiss und Grün. Chasmanthium latifolium ist winterfest.
P. Springer
Kommentare und Antworten