Der diesjährige Ziergehölzetag fand im Verkaufs- und Schaugarten der Pflanzenschau AG am Standort Lützelsee in Hombrechtikon ZH statt. Es regnete fast pausenlos und kräftig. Trotzdem war die Stimmung in den im Garten aufgebauten Partyzelten gut. Nur kam ob all dem Grau und Nass die gepflegte grüne Kulisse ungenügend zur Geltung – schade.
Baumschulen sind besorgt
Das «heisseste» Thema an diesem Tag war die Krankheit Xylella fastidiosa. Im Rahmen des Informationsteils (siehe Kasten) stellte Caroline Föllmi, Fach-abteilung Produktion Baumschulen JardinSuisse, das gefährliche Feuerbakterium vor, dessen Wirtspflanzen bereits seit über einem Jahr pflanzenpasspflichtig sind. Ein Befall könne auch von Überwinterungspflanzen ausgehen, warnte Föllmi. Sie empfahl allen Betrieben mit Überwinterungsservice, sich bei ihren Kundschaften abzusichern und keine Pflanzen (zum Beispiel Oleander oder Olivenbaum) anzunehmen, die privat und ohne Pflanzenpass als Pflanzensouvenir in die Schweiz eingeführt wurden. Ein Befall durch einen meldepflichtigen Schaderreger wie Xylella sei für betroffene Betriebe existenzgefährdend, betonten verschiedene Versammlungsteilnehmer. Bestände könnten vernichtet oder gesperrt werden. Weil stets mehr gefährliche fremdländische Krankheiten und Schädlinge aufträten, sei es sehr wichtig, dass der JardinSuisse jetzt rasch und zusammen mit dem Bund eine Entschädigungslösung entwickle. Föllmi nahm das Anliegen entgegen und erklärte, der Verband sei bereits dabei, entsprechende Optionen zu prüfen.
Clevere Sensoren ermöglichen intelligentes automatisches Bewässern
Dr. Walter Schmidt, Gründer und CEO der PlantCare AG mit Sitz in Russikon, hält über 80 Patente. Er hat einen zuverlässigen Bodenfeuchtesensor entwickelt, der nur das pflanzenverfügbare Wasser misst. Von diesem Bodenfeuchte- und Temperatursensor sind weltweit bereits 240 000 Stück im Einsatz – über 30 davon (mit je 200 m Funkweite) im Betrieb der Pflanzenschau AG in Hombrechtikon. In seinem Vortrag am Ziergehölzetag erläuterte Schmidt die Möglichkeiten, die diese batteriebetriebenen und wartungsfreien Sensoren eröffnen: vom Monitoring (Messdaten aufzeichnen, darstellen und analysieren) über aktives Monitoring (Aufzeichnen und bei Erreichen eines Grenzwertes aktives Informieren per SMS) bis zum bedarfsgerechten automatischen Bewässern mit PlantControl CX (vgl. dergartenbau 24/2014).
Als die Pflanzenschau AG vor zwei Jahren für die Containerkulturen eine neue Bewässerungssteuerung benötigte, entschied sich Geschäftsführer Raphael Stirnimann für das intelligente Bewässerungssystem von PlantCare. «Unser Ziel war es, zu wissen, wie viel Wasser die Pflanzen wirklich brauchen und wann», erklärte er auf dem Betriebsrundgang. Weil im Verkaufsgarten sowohl kleine als auch grosse Pflanzen stehen, ist die Tropfbewässerung in diesem Bewässerungssektor besonders anspruchsvoll. Sie wird heute mit dem neuen System halbautomatisch gefahren und läuft in der Regel 5 bis 20 Minuten mit je nach Topfgrösse variabler Tropferzahl (1 Tropfer im 4-Liter-Container, 6 bis 7 Tropfer in 100- bis 200-Liter-Gefässen). Die restliche Tropfbewässerung funktioniert inzwischen vollautomatisch. Gleiches gilt für mehrere Sektoren mit Überkopfbewässerung in der Nacht (bzw. Sperrzeiten am Tag). Nur in einem Quartier mit Überkopfbewässerung klappte es nicht mitden Sensoren – die Heterogenität der Containergrössen war zu gross ist. Hier wird weiterhin mit Timer über Nacht bewässert.
Umstellungsphase ist eine Herausforderung
Stirnimann und Verkaufs- und Einkaufsleiter Christan Dückers berichteten den interessierten Kollegen von ihren Erfahrungen. Die in Etappen vorgenommene Umstellung bedeutete zunächst viel Arbeit. So mussten Bestände umgeräumt werden, um bezüglich Containergrösse möglichst einheitliche Bewässerungszonen schaffen zu können. Weiter galt es, den für das jeweilige Substrat geeignetsten Filztyp für den Sensorfühler zu finden und die je nach Containergrösse erforderliche Anzahl Tropfer zu definieren. Vor allem aber musste man sich an die richtigen Grenzwerte herantasten. Dazu wurde mit Timer und Halbautomatik gefahren. Inzwischen ist dem Unternehmen bekannt, wie viel Wasser die Pflanzen brauchen. Es kann in gewissen Kulturen Wasser gespart werden, so bei den japanischen Ahornen. Als besonders wertvoll wird der Alarm per SMS empfunden. Fällt eine Bewässerung aus, ist das bekannt, und es kann der Ursache nachgegangen werden – vielleicht wurde ein Sensor herausgerissen, oder das Ventil hat nicht aufgemacht. Hilfreich ist auch, dass der Sensor die Temperatur im Topf misst. Bei Werten über 50 °C ist klar, dass die Töpfe anders gestellt oder die Pflanzen schattiert werden müssen. Möglich und vorteilhaft ist im Weiteren die Fernwartung durch PlantCare. Baumschulen empfiehlt Schmidt, vor einer Umstellung auf die intelligente automatische Bewässerung mit mehreren zusätzlichen (geliehenen) Sensoren eine Vormessphase durchzuführen. Sie liefere Messwerte bzw. Daten zur momentanen Situation und gebe Hinweise auf Verbesserungen. Schmidt wies zudem darauf hin, dass bestehende Anlagen wie Ventile oder Leitungen oftmals veraltet seien und erneuert werden müssten.
Stabile Markt- und Preissituation
Durch den Informationsteil führte Stefan von Dach, Präsident Ausschuss Ziergehölzegruppe JardinSuisse. Er beschrieb die aktuelle Markt- und Preis-situation als im Vergleich zum Vorjahr nahezu unverändert. Erneut hat die Mitgliederumfrage ergeben, dass die Preise allgemein unter Druck stehen und der Geschäftsgang bei Randgruppen wie Bambus oder Moorbeetpflanzen schwächelt.
Caroline Föllmi informierte über das Verbandsangebot für die Preisliste 2018, das derzeit von 15 Betrieben genutzt wird. Etwa zehn Betriebe beanspruchen auch das Preislisten-App-Angebot. Die Rückmeldungen dazu sind sehr positiv. Von Dach berichtete, dass seine Kunden die App häufiger benutzten als die Preisliste. Zum Abschluss des informativen Teils zeigte Dr. Andres Altwegg Impressionen von der Fachreise 2017 nach England und berichtete, wie die Kollegen dort den Brexit einschätzen.C.-R. Sigg
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