Vor 15 Jahren wurden die ersten Techniker-Diplome an der Gartenbauschule Oeschberg verliehen. Den Titel Techniker HF führen nun über 230 Fachleute. Dabei ist die Anzahl der Frauen mit den beiden Absolventinnen des Jahrgangs 2011/2013 auf nunmehr 14 gestiegen. Das ist eine Frauenquote von gerade mal 5,85 Prozent. Doch Frauen können in der Männerdomäne der Techniker HF durchaus bestehen, das bewiesen die beiden Absolventinnen vortrefflich: Nathalie Maerten überzeugte als Klassenchefin durch ihr Organisationstalent: «Sie ist Chefin durch und durch», so ein Mitstudent in seiner Ansprache. Damit ist sie z. B. bestens qualifiziert als Bauführerin, der Funktion, die die meisten Techniker HF ausüben. Ihre Mitstreiterin Jacqueline Meier ist als Landschaftsbauzeichnerin in die Weiterbildung zur Technikerin eingestiegen und brillierte mit dem besten Notendurchschnitt ihres Jahrgangs. Zudem legte sie die beste Prüfung in Betriebswirtschaft ab, der Schlüsselqualifikation nebst dem gärtnerischen und planerischen Know-how, die die Techniker HF mitbringen, wie Thomas Wullimann, Direktor der Gartenbauschule Oeschberg, betonte. Er zollte der erbrachten Leistung seiner «Schützlinge» viel Anerkennung. Zum Erfolg führe keine Luftseilbahn. Sie alle hätten bewiesen, dass sie gute Bergsteiger seien. «Der Berg ist hoch, höher als topografisch der Oeschberg», präzisierte Wullimann und erntete dafür viele Lacher. Er zitierte die geflügelten Worte des Archimedes, die ihm an seiner eigenen Diplomfeier mit auf den Weg gegeben worden sind: «Gebt mir einen Platz, wo ich stehen kann, ich werde die Erde bewegen.» Egal, welche Funktion man in der Branche habe, ob Bauführer, Unternehmer oder einfacher Angestellter, wichtig sei stets der aufrechte Gang, dass man Zivilcourage zeige.
Gartenbauunternehmer aus Lyss, Schulratspräsident und «Mini-Literat» Niklaus Aemmer trat im Geist des Buches «Schiffbruch mit Tiger», das für das Nebeneinander der Religionen eintritt, für eine offene Haltung in der Gärtnerwelt ein. Gärtnerinnen und Gärtner sollten sich nicht sektiererisch verhalten. «Wir haben es mit Menschen zu tun, Mitarbeiter und Mitbewerber sollten ein faires Miteinander pflegen.»
In der Ansprache der Diplomanden konnten die Gäste Bekanntschaft machen mit dem «EDV-Spezialisten der Lehrer», dem «Klassenbotaniker», dem «Organisations-Terminator» oder dem Meister der Perspektive und der exakten Planbeschriftung. Die Diplomandinnen und Diplomanden kommen aus allen Regionen der Deutschschweiz – von Münchenstein bis St. Margrethen – davon stammen drei aus dem Standortkanton der Gartenbauschule Oeschberg, die anderen zwölf aus zehn weiteren Kantonen.
Spross und Grass
Das Terrain war vorbereitet für Beat Stärki: Der Schriftsteller, Gründer der Literatengruppe «Bern ist überall», selbsterklärte Antifestredner und u. a. Verfasser eines Gedichtes über das Jäten wusste das Publikum zu begeistern. Schriftsteller und Gärtner hätten viele Gemeinsamkeiten, schliesslich würden beide Berufe von den vielen Ideen leben. Gärtner sollten stolz sein auf ihren Beruf, der sich nicht um mörderische, sondern natürliche Kreisläufe drehe. Quer durch die Literatur wimmle es von Gärtnern und Gärtnerinnen, die die Welt verbessern und verschönern und dafür sorgen, «dass sich die Vegetation anständig aufführt», sagte Stärki und doppelte nach mit einem schönen Wortspiel über zwei «Grossmächte» der beiden verwandten Branchen: «Es gibt nicht manchen Spross und nicht manchen Grass.»
Erfolgreiche Absolventen der Technikerschule (Techniker HF)
Jannick Aschwanden, Solothurn
Timo Burkart, Seon
Ruedy Durrer, Alpnach Dorf
André Egli, Sursee
Simon Ernst, Bern
Thomas Feldmann, Niederurnen
Thomas Felix, Wuppenau
Eric Fellmann, Luzern
Kuno Hanselmann, St. Margrethen
Nathalie Maerten, Leissigen
Jacqueline Meier, Münchenstein
Joël Näpflin, Oberhofen
Christian Roost, Hochfelden
Genaro Ruch, Oberfrittenbach
Andreas Solenthaler, Unterrindal
Steiler Aufstieg auf der Karriereleiter
Der Bekanntheitsgrad der praxis- und anwendungsorientierten Weiterbildung auf Stufe Höhere Fachschule ist mittlerweile gross. Techniker HF sind auf dem Arbeitsmarkt gefragt. Die Mehrheit ist als Bauführer tätig. Das trifft auch auf die frisch Diplomierten zu. Künftige Firmenchefs finden sich ebenfalls in den Reihen. Zum einen sind dies Absolventen, die einmal für die Übernahme des elterlichen Betriebs vorgesehen sind. Zum anderen haben zwei Absolventen die Chance ergriffen und werden in leitender Funktion in einen Betrieb einsteigen, um später die Nachfolge anzutreten. Ruedy Durrer wird mit dem Fernziel der Geschäftspartnerschaft zusammen mit dem 63-jährigen Geschäftsinhaber den Gartenbauteil mit elf Mitarbeitenden leiten. Der 25-Jährige stellt sich dieser grossen Verantwortung direkt nach der Weiterbildung zum Techniker HF.wab.
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