Nach 20 Jahren waren die meisten Themengebiete der alten Dauerausstellung im Deutschen Gartenbaumuseum (DGM) in Erfurt nicht mehr auf dem gegenwärtigen Wissens- und Entwicklungsstand; sie waren in weiten Teilen inhaltlich wie didaktisch veraltet. Auch in Bezug auf Barrierefreiheit sowie Lesbarkeit und Allgemeinverständlichkeit der Texte hatte das DGM Nachholbedarf.
Sanierung in Etappen
Die Bundesgartenschau 2021 war ein guter Anlass, um das gesamte Haus zu erneuern. Im Dezember 2016 erhielt die Stiftung grünes Licht, um das Vorhaben «Aktualisierung und Sanierung Deutsches Gartenbaumuseum 2017 bis 2021» umzusetzen. Das Gesamtprojekt gliedert sich in vier Teilprojekte, die Massnahmen von der Überarbeitung der Dauerausstellung über die Erneuerung der Aussenanlagen, Modernisierung der Haustechnik und Verbesserung der Energieeffizienz bis zur barrierefreien Erschliessung der Ausstellungs- und Veranstaltungsbereiche umfassen.
So bekam 2019 der Kanonenhof ein neues Glasdach mit einer besseren Wärmedämmung, eine moderne Schattierungsanlage sowie eine klimagesteuerte Heizung und Lüftung. Zudem wurde der Muschelkalkboden komplett überarbeitet. Im Innenhof Süd wurde eine Zisterne eingebaut, die das Regenwasser des neuen Kanonenhofdaches speichert. Mit dem Regenwasser wird das Gründach rechts und links des Glasaufbaus am Palmencafé beregnet. Es wird ausserdem genutzt, um den Kräutergarten zu bewässern.
Für den Vorplatz des Gartenbaumuseums auf dem Gelände des egaparks Erfurt sind weitere Sanierungsmassnahmen im Gange, die bis zur Eröffnung der BUGA 2021 (23. April bis 10. Oktober 2021) fertiggestellt werden. So erreichen die Besucherinnen und Besucher das Museum künftig über einen Erlebniszugang, der Stationen wie einen Brunnen, Einblicke in Bodenprofile und Pflanzenfarben umfasst.
Information, Interaktion und Partizipation
Auch die Überarbeitung und Modernisierung der Dauerausstellung soll bis zum Beginn der BUGA 2021 abgeschlossen sein. Neben der klassischen Präsentation von wertvollen Exponaten setzen Kuratorin Sibylle Küttner und ihr Team gemeinsam mit der Firma stories within architecture (Berlin), die das Ausstellungskonzept entwickelt hat, auf interaktive Techniken, Szenografie und Edutainment. In narrativen Erlebnisräumen werden die Themen rund um den Gartenbau spielerisch inszeniert. Interaktive Wissensräume entstehen, die zum Entdecken und Begreifen animieren. Die neue didaktische Ausrichtung der Dauerausstellung soll Besucherinnen und Besuchern die Möglichkeit bieten, Informationen nicht nur passiv zu rezipieren, sondern sich das Wissen aktiv anzueignen.
Biodiversität, Nachhaltigkeit und Klimawandel im Fokus
Inhaltlich wird die neue Ausstellung die Relevanz des Gartenbaus im Blick auf unsere Ernährung und die Gestaltung unserer Umgebung verdeutlichen. Komplexität und Vielfalt des Gartenbaus sollen verständlich werden, beispielsweise das Zusammenspiel von Klima, Boden und Nährstoffen für das Pflanzenwachstum, die Vielfalt der Gartentypen oder der Berufe in der Grünen Branche, die internationale und branchenübergreifende Verflechtung bei Produktion und Handel.
Die neue Dauerausstellung stellt tägliche Berührungspunkte mit dem Thema Gartenbau dar, etwa beim Thema Stadtgrün, und soll Dialog und Diskurs schaffen sowie zur Reflexion anregen: Welche Folgen haben globaler Handel und Klimawandel? Was hat das mit dem Gartenbau zu tun? Brauchen wir Normen? Ist der Einsatz von Düngemitteln und Pflanzenschutzmitteln notwendig? Welche Alternativen gibt es?
Der Rundgang
Künftig starten die Besucherinnen und Besucher den Ausstellungsrundgang in einer interaktiven Ahnengalerie. Ob Pflanzenpionier, Feldforscher oder Zukunftszüchter – hier treten die Wegbereiter des Gartenbaus in Aktion, erzählen ihre Geschichten und geben einen Überblick über die Entwicklung des Gartenbaus.
Auf der Suche nach dem Paradies werden die Gäste zu stillen Betrachtenden. Wie in einer Peepshow spähen sie durch kleine Öffnungen und erhaschen einen Blick auf die Paradiesvorstellungen anderer. Hinter der schlichten Fassade treten kunstvolle Gärten unterschiedlicher Epochen in Erscheinung.
Das Paradies lockt mit Fülle und Überfluss – genau wie Supermärkte. Als Shoppingparadiese sind sie mit Gartenbauprodukten prall gefüllt. Äpfel, Salate, Karotten, aber auch Säfte, Marmeladen und Schokocremes landen tagtäglich im Einkaufskorb. Auf einer individuellen Ausstellungstour kann herausgefunden werden, wie sehr unser Alltag mit dem Gartenbau verwachsen ist und was wir mit unseren Konsumentscheidungen in Kauf nehmen. Ob die Auswirkungen noch im grünen Bereich sind, ist nicht immer einfach zu beantworten. |
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