Die Gewerbliche Berufsschule Wetzikon (GBW) ist gut aufgestellt. Plattformen für den Datenaustausch sind bereits etabliert. Auf Grund- und Weiterbildungsstufe verfügen die Schülerinnen und Schüler über Laptops. Auch an der Berufsschule Sursee wird wie im gesamten Kanton Luzern seit zwei Jahren auf die BYOD-Strategie gesetzt. BYOD steht für Bring Your Own Device und ist die Bezeichnung dafür, private mobile Endgeräte wie Laptops, Tablets oder Smartphones in die Netzwerke von Schulen zu integrieren. In dieser Krisensituation zahlt sich das aus. «Wir konnten direkt weiterfahren mit dem Unterricht», beschreibt Andreas Küng, Leiter Abteilung Garten an der GBW, den Wechsel auf Fernunterricht.
Livestreams und Lernplattformen
Basis für den Gruppenunterricht via Internet ist sowohl am BBZN Sursee als auch an der GBW das Tool Microsoft-Team – ein Bestandteil von Office 365, der den Schülerinnen und Schülern kostenlos zur Verfügung steht. Alternativ dazu setzen andere Schulen auf Google Meets. Die Lerninhalte werden via Livestreams und Lernplattformen vermittelt. Die Lernenden erhalten Zeitfenster und Aufgaben, bei denen sie alleine oder in Teams arbeiten. Die Rückmeldungen und Fragen werden über Chat, Videotelefonie oder Mail ausgetauscht. Der Takt des Stundenplans wird beibehalten.
Die Umstellung verlange den Lehrpersonen einiges ab, stellt Franz Häfliger, Prorektor BBZN Sursee, fest. Zum einen müsten sie unter Zeitdruck neue Lernmaterialien und -prozesse einsetzen. Zum anderen benötige die Betreuung von Lernenden im Fernunterricht mehr Zeit als die im Präsenzunterricht. Der Aufwand für die Vor- und die Nachbereitung der digitalen Fernunterrichtssequenzen sei hoch.
«Wir lernen Woche für Woche hinzu», so Küng über den anforderungsreichen Schulalltag, der von den Lernenden viel Eigenverantwortung erfordert. Leistungsstärkere Lernende sind hier im Vorteil. Die Akzeptanz bei den Schülern sei gut, stellt der Leiter Weiterbildung Garten der GBW fest. Wie er einräumt, bleibe jedoch auch einiges auf der Strecke, so die Lerngelegenheit im Lehrgarten. Hier müsse auf digitale Medien ausgewichen werden. «Es passiert enorm viel, beinahe täglich gibt es neue Inputs», so Küng, der von einer Lehrperson berichtet, die im Lehrgarten Videos erstellt und sie via Office 365 streamt. Häfliger stellt in diesen Tagen einen grossen Teamgeist fest. Die Hilfsbereitschaft unter den Lehrpersonen sei sehr hoch. Digital erstellte Lerneinheiten würden bereitwillig ausgetauscht oder miteinander entwickelt.
Digitale Formen bleiben
Küng nennt als Hürden die eingeschränkte Kontrolle der Aufträge und die unterschiedliche Infrastruktur bei den Lernenden. So sei etwa in vielen Haushalten kein Drucker vorhanden. Er ist überzeugt: Der digitale Schub wird nachhallen. Die für Lernende vorteilhaften digitalen Lernformen werden den Unterricht auch nach der Corona-Krise bereichern. Man ist sich insgesamt einig: Lernen in digitalen Räumen wird künftig an Bedeutung gewinnen. Dieses notgedrungen durchgeführte Praxisexperiment mit Tausenden von Lernenden hat aber auch deutlich werden lassen, wie sehr die Schule auf Präsenzunterricht angewiesen ist und wie sehr es auf die persönliche Beziehung zur Lehrperson ankommt.
LearningApps.org
Das Berufsbildungszentrum Gesundheit und Soziales Sursee pflegt einen Blog über «Bildung mit Digitalisierung». Dort ist der Tipp zu entnehmen, für die Organisation virtueller Klassen LearningApps zu verwenden. Dies ist eine Onlineplattform, um interaktive und multimediale Lernbausteine zu teilen und zu erstellen. Die LearningApps.org-Seite entstand im Rahmen eines Forschungsprojektes der Pädagogischen Hochschule Bern. Es bestehen zahlreiche Werkzeuge, um auf digitalem Weg zu kommunizieren. Hierzu gibt es viele Erklärvideos. wab
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