Die Verbreitung europäischer Waldpflanzen verschiebt sich nach Westen. Wie das Deutsche Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) mitteilt, seien Stickstoffeinträge sowie in geringerem Masse auch der Klimawandel die Hauptursache dafür. Zu diesem Ergebnis komme eine Studie, die in der Zeitschrift Science veröffentlicht wurde. Sie untersuchte 266 europäische Waldpflanzenarten in den wichtigsten Wäldern Europas über mehrere Jahrzehnte. Die Resultate widersprechen laut der iDiv der bisherigen Annahme, dass hauptsächlich der Klimawandel für die Verschiebung verantwortlich sei.
Gemäss der Ergebnisse sei die Wahrscheinlichkeit, dass sich Arten nach Westen statt nach Norden verlagern, 2.6 Mal höher. Rund 40% der Arten verlagern sich demnach nach Westen und nur 15% nach Norden. Grund dafür seien laut der Studie hohe Stickstoffeinträge durch Luftverschmutzung, die die Ausbreitung stickstofftoleranter Arten aus Osteuropa ermöglichen. Das gehe oft auf Kosten spezialisierter Pflanzenarten und verdeutliche, dass künftige Biodiversitätsmuster durch komplexe Wechselwirkungen verschiedener Umweltveränderungen bestimmt werden und nicht allein durch den Klimawandel.
«Die Wechselwirkungen des Klimawandels mit historisch wichtigen Faktoren werden häufig übersehen», so der Co-Autor Dr. Ingmar Staude, Wissenschaftler bei iDiv und der Universität Leipzig in der Medienmitteilung. «Wir können die meisten Arealverschiebungen europäischer Waldpflanzen in den vergangenen Jahrzehnten auf die Stickstoffeinträge zurückführen, und nur in geringerem Masse auf den Klimawandel. Dies wirft eine wichtige Frage auf: Wie können sich Ökosysteme an steigende Temperaturen anpassen, während die Verschiebungen der Artenvielfalt hauptsächlich durch andere Umweltveränderungen, insbesondere die Luftverschmutzung, verursacht werden?»
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