Zurückhaltung sei spürbar, vor allem bei Beet- und Balkonpflanzen und am meisten bei Stauden, berichteten verschiedene Aussteller im Pflanzensektor. Das ist nachvollziehbar. Den Akteuren in Produktion und Fachhandel stecken die happigen Umsatzverluste der letzten Frühjahrssaison noch in den Knochen. Alle hoffen jetzt auf einen kürzeren Winter und ein besseres Jahr 2014. Viele agieren vorsichtig. Im Segment der Beet- und Balkonpflanzen könnte es deswegen gar zu Engpässen kommen, befürchten manche Branchenkenner. Einig sind sich fast alle, dass bei Kräutern und Balkongemüse eine neuerliche Ausweitung stattfinden wird. Schon in den letzten Jahren und auch im problematischen Jahr 2013 liessen sich diese Artikel ausgezeichnet absetzen. Der Megatrend «Naschobst und Naschgemüse» sei erst am warmlaufen, lautete eine der zahlreichen optimistischen Einschätzungen. Als grosser Vorteil gilt, dass sich davon eine jüngere Kundschaft (25- bis 30-Jährige) angesprochen fühlt. EinRundgang durch die Hallen bestätigte: In diesen Sortimenten ist Bewegung drin.
Kräuter und Gemüse – einfach anders
Züchterische Highlights stehen dabei weniger im Vordergrund. Angesagt sind vor allem aussichtsreiche Vermarktungsideen wie der augenfällige «Basil Tree», ein kronenveredeltes Basilikumstämmchen. Es wurde im Wettbewerb «IPM Neuheiten 2014» mit einem Sonderpreis ausgezeichnet. Diese kulinarische Kugel für den Impulskauf sei ein sensorischer, optischer und kulinarischer Genuss, betonte die Jury. Das Produkt hat eine Kulturdauer von drei bis vier Monaten. Der «Basil Tree» wurde von der niederländischen Firma Globe Plant eingereicht. Sie bezieht die Unterlage von Hishtil aus Israel. Bis zum Fertigprodukt werden die veredelten Pflanzen sechs oder sieben Mal von Hand pinciert. Der Absatz erfolgt über FloraHolland, begleitet von einer Konsumenten-Website.
Graines Voltz (ein Partner von Florensis) hat sein Gemüsekonzept «La sélection du Chef» erweitert. Unter der Marke sind neu auch Sonnengemüse (Auberginen, Zucchetti, Peperoni und Chilli) erhältlich, insgesamt acht Sorten, die im Sinne des Konzepts nach Geschmack, Qualität und Originalität selektiert wurden. Wie bei den Tomaten runden auch hier Rezeptkarten berühmter Küchenchefs und verschiedene Kommunikations- und Verkaufshilfendas exklusiv für den Fachhandel entwickelte Angebot ab. Laut Produktmanager Ralf Schräder ist es sehr gut angelaufen und ermöglicht gute Preise. Künftig soll das Sortiment durch weitere «Bausteine» ergänzt werden. In der Schweiz ist «La sélection du Chef» auch bei Jumbo zu finden.
Volmary bedient den Trend zum urbanen Gärtnern mit den beiden neuen Kiepenkerl-Profi-Line-Sortimenten «Gemüse fürStadtgärten» und «Cocktail-Kräuter» (darunter die Minzensorte ‘Swiss’ ). Mit Letzteren wird auf die Bandbreite der Verwendungsmöglichkeiten von Kräutern aufmerksam gemacht. Zudem setzt Vol- mary auf robuste veredelte Tomaten-Spezialitäten (vgl. dergartenbau 45/2013). Weil der Endkundschaft oft das gärtnerische Know-how fehlt, ist zur Unterstützung eine Hobby-Website in Planung. Wie am IPM-Stand weiter zu erfahren war, startet Volmary in der Schweiz mit dem Saatgutverkauf für den Profibereich. Der Vertrieb läuft über die Green Pflanzenhandel GmbH, Zürich. Saatgut und Jungpflanzen sind in einem Katalog zusammengeführt. Man rechnet sich Chancen aus, weil hierzulande gewisse bisherige Anbieter ihr Geschäft aufgegeben haben.
Eine ganze Reihe «neuer» Kräuter zeigte einmal mehr die Gärtnerei Blu Blumen.Sie hat unter anderem ein Basilikum mit leicht pfeffriger Geschmacksnote, eine essbare Geranie mit Pfefferminzaroma und eine Cocktailminze ins Programm aufgenommen. Als nicht essbare Duftpflanzen dürfte die Mohnbrötchenblume die Endkundschaft betören. Der clever gewählte deutsche Name für Scrophularia chrysantha hält, was er verspricht: Die Blätter duften stark nach Mohnsamen.
Beeren – mit Impulsen Schweiz
Mit vielen neue Züchtungen und Selektionen warteten an der IPM auch die Anbieter von Gartenobst auf. Lubera, mit Stammsitz in der Schweiz, nutzte den Auftritt, um «Pointillia», die Pünktchenbeere, vorzustellen. In diesem Jahr werden drei Sorten in den Verkauf gebracht. Der neu kreierte Name klingt süffiger als Korallenölweide, wieEleagnus umbellata eigentlich heisst. Lubera hat das in den USA heimische Pioniergehölz in den vergangenen Jahren hinsichtlich Zier- und Nutzwert getestet und passende Typen selektiert. Ihre Wuchshöhe beträgt bis zu 4 m. ‘Pointillia’ liefert erst sehr spät, das heisst ab Mitte Oktober bis Anfang November, reife Beeren. Diese sind leuchtend rot mit weissen Pünktchen, bei einer Sorte auch gelb, und etwa so gross wie Johannisbeeren. Sie sollen sehr süss und zugleich auch sehr sauer schmecken. Damit es zu einem Fruchtansatz kommt, müssen aufgrund der Selbststerilität aber mindestens zwei Sorten gepflanzt werden. Wichtig ist auch ein Vogelschutz-netz – sonst bleibt nichts zu naschen übrig.
Die österreichische Baumschule Steiner, die seit letztem Sommer Cranberry- und Heidelbeerpflanzen in Bioqualität (EU) anbietet und darin ein grosses Potenzial für den Fachhandel sieht, wies an der IPM auf die neue, zweimal tragende Heidelbeersorte ‘Hortblue Petite‘ hin. Sie ermöglicht eine Ernte von Anfang bis Ende Juli und nochmals von Ende August bis zum ersten Frost.
Als extrem winterhart (–30 °C) preist die Firma Sämann Pflanzenkontor die neuen Trauben-Kiwi «KiwiBerry» an. Diese sächsische Züchtungsserie wird 2014 mit drei Sorten auf den Markt gebracht, darunter die bereits Ende September reifende rotfleischige ‘Red Jumbo’. Deren Früchte sind länglich-oval und acht bis neun Gramm schwer. Die «KiwiBerry» sollen sich durch einen reichen, traubenartigen Behang und einen hervorragenden Geschmack auszeichnen.
Die Schweizer Firma Häberli feiert in diesem Jahr das 50-Jahre-Jubiläum. Für die entgegengebrachte Treue bedankt sichdas Unternehmen mit ‘Merci’, einer Walderdbeere, die als besonders aromatisch und süss beschrieben wird. Ins Sortiment aufgenommen wurde zudem die aus Japan stammende Erdbeerhimbeere (Rubusillecebrosus), eine Verwandte der Himbeere, die sich durch säurearme, bis 3 cmgrosse Beeren auszeichnet. Neu sind weiter ‘Big Ben‘, eine schwarze Johannisbeere mit besonders grossen Früchten, und zwei Kreuzungen, die spannende Geschmackserlebnisse versprechen: Aprikyra, eine Kreuzung aus Aprikose und Süsskirsche, sowie Aprisali, die Vermählung von Aprikose und Pflaume.
Weitere Informationen
www.bio-pflanzen.at (Baumschule Steiner)
www.blu-blumen.de
www.grainesvoltz-samen.com
www.haeberli-beeren.ch
www.kitchenchef.eu (Globe Plant)
www.lubera.com
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