Grosse Menschenansammlungen wirken in Zeiten der Coronakrise befremdlich. Jetzt, zur Hochsaison, verbindet sich mit Gartencentern genau dieses Bild. Meiden die Gartencenterkunden aus Angst vor Ansteckungen, um dem allseits erwarteten Ansturm in den grossen Geschäften auszuweichen, die grossen Geschäfte und besuchen Dorfgärtnereien oder die zum Teil wieder geöffneten Marktstände mit Pflanzenangebot? Die meisten scheinen vom Gegenteil auszugehen. «Kommen Sie nicht zu Stosszeiten, wie dies am 27. April und an Samstagen von 10 bis 14 Uhr zu erwarten ist», ist denn auch auf den Websites zu lesen.
Auf den Parkplatz gerichtete Webcam
Das Garten-Center Meier hat eine Webcam beim Haupteingang installiert, die die Belegung des Parkplatzes aufzeichnet und die Kundschaft je nachdem entwarnt oder vor dem Besuch in Stosszeiten abhält, wenn es vor dem Eingang Stau gibt.
Der Onlinehandel brachte viele Anbieter in den letzten Wochen an ihre Grenzen. Nun stehen die Mitarbeitenden erneut vor einer grossen Herausforderung. Das Gartencenter Hofmann in Unterengstringen z.B. stellte seinen Onlinehandel in der Vorbereitungswoche ein und konzentrierte sich voll auf die Umsetzung des Schutzkonzeptes und die Wiedereröffnung.
Umfangreicher Massnahmenkatalog
«Kommen Sie alleine» bittet Daepp Gartenpflanzen seine Kundschaft ausdrücklich. Dieses Verhalten sowie die Verweildauer trägt dazu bei, dass unter den Vorgaben von 10 m2 je Person pro Verkaufstag möglichst viele zu ihrer Ware gelangen. Die auf Grundlage des vom Verband JardinSuisse ausgearbeiteten Schutzkonzeptes ergriffenen Massnahmen müssen schriftlich festgehalten werden. Die Fachgartencenterkette von Wyss Samen und Pflanzen regelt die Dosierung in ihren Verkaufsstellen über die Anzahl der im Umlauf stehenden Einkaufswagen oder Rolleinkaufskörbe. Der Gebrauch ist zwingend vorgeschrieben, auch um die Abstandsregeln zu unterstützen, und wird durch Einlasskontrollen überwacht. Auf digital unterstütze Einlasskontrollen habe man bewusst verzichtet, so Hans Walter Müller, Leiter Bereich Detailhandel bei Wyss. Nach Gebrauch werden alle Einkaufswagen und -körbe desinfiziert. Die Desinfektion der Kassenräume und weiterer exponierter Stellen erfolgt nach einem Reinigungsplan. Personenströme beim Ein- und Ausgang werden separat geführt und Warteschlangen beim Einlass nach aussen verlegt. Trennwände bei den Warteschlangen vor der Kasse und dem Kassenraum schützen Kunden und Mitarbeitende. Aufgrund des Gesundheitsschutzes und durch die Gewährung der Schutzmassnahmen eingeschränkter Ressourcen beschränkt sich die Beratung auf ein Minimum. Eine externe Firma regelt den Verkehrsdienst. Den Mitarbeitenden wird das Tragen der zur Verfügung gestellten Schutzmasken empfohlen. Wyss setzt das Vollsortiment ab. Es wurden keine Sortimentsanpassungen vorgenommen. Die Gartencenter öffnen eine halbe Stunde vorher.
Obergrössen pro Verkaufsbereich definiert
Auch beim Meier Garten-Center werden die Türen bereits um 8 Uhr geöffnet. «Eine Gretchenfrage wird sein, wie lange der Vorgang des Kassierens geht», sagt Erwin Meier-Honegger bezüglich der unter den Vorgaben zu bewältigenden Tageskapazitäten. Je nach den drei Szenarien von durchschnittlich 3, 4 oder 5 Minuten rechnet der Unternehmer mit 600 bis 800 Kunden. Damit keine Verzögerungen an der Kasse entstehen, wird das Kundenkartensystem vorübergehend eingestellt. Die Einlasskontrollen im Tröpfchen-Zählsystem übernimmt in den ersten Tage der Eröffnung ein Mitarbeiter. Es wurden Obergrössen für die Anzahl Personen, inkl. Mitarbeitende, pro Verkaufsraum definiert. Im Kassenraum sind dies 10 m2 pro Person, im Hauptgewächshaus 25 m2 und in kleineren Bereichen dürfen sich lediglich 15 Personen gleichzeitig aufhalten. «Sie werden ein anderes Gartencenter als gewohnt vorfinden», schreibt das Unternehmen auf seiner Website. Das Sortiment wurde gestrafft. Der Fokus richtet sich auf den Absatz der in der eigenen Gärtnerei produzierten Pflanzen. Für den Abverkauf von Setzlingen wurden Bestellformulare eingeführt. Die gerüstete Ware steht zum Abholen am Gemüsekiosk bereit. Weil Kugelschreiber, die von Hand zu Hand gehen, ein Übertragunsrisiko darstellen, ist auch das System mit den Formularen nicht einfach. Meier nennt dies als ein Beispiel aus der Summe der Details, die auftreten und gelöst werden müssen. Trotz aller findigen Konzepte werden sich nach der Wiedereröffnung neue ergeben.
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