Ein Highlight gleich zu Beginn unseres Aufenthaltes in Schweden war die Stadtrundfahrt mit dem Schiff. Dies gab uns die Möglichkeit, die Vielfalt Stockholms nahezu auf einen Blick zu sehen. Södermalm, die grösste Insel Stockholms, war ursprünglich die Heimat der Arbeiterklasse. Damals eher verschrien, ist sie heute die pulsierende Metropole Stockholms. Ein besonderes Ereignis war der Besuch im Vergnügungspark Gröna Lund Tivoli, wo 1967 Jimmy Hendrix gastierte. Aufgrund der alten Seefahrertradition der Schweden besichtigten wir auch ehemalige Wikingersiedlungen und historische Schiffe, die vor dem Zweiten Weltkrieg im Einsatz waren. Der grösste Exporterfolg der Schweden ist der Absolut Wodka. Am ursprünglichen Produktionsstandort erinnern noch ein paar Holzfässer an die Anfänge des Exportschlagers.
Bronzeskulpturen im Millesgarden
Vor der Stadtgrenze Stockholms, auf der Insel Lidingö, befindet sich das künstlerische Gesamtkunstwerk des Bildhauers Carl Milles (1875-1955). Der Millesgarden ist sowohl architektonisch als auch künstlerisch interessant. Er widerspiegelt den künstlerischen Werdegang und die Entwicklung von Carl Milles.
Die Umgebungsgestaltung zeigt die Handschrift seines Bruders, der als Architekt arbeitete. Es wurde sauber vom «Kleinen ins Grosse» geplant. So befinden sich am höchsten Punkt der Anlage kleine Teilgärten und einige Gebäude. Je weiter man nach unten geht, desto offener wird der Park. Im untersten Teil wird auf eine Gestaltung mit Blütenpflanzen verzichtet. Dafür sind zahlreiche Bronzeskulpturen des Künstlers zu sehen, die sich auf hohen Säulen majestätisch über die Anlage erheben. Jede Figur wie «Europa Zeus» erzählt eine eigene Geschichte.
Im Park von Drottningholm
Bei einem Ausflug nach Drottningholm konnten wir in die Geschichte Schwedens eintauchen. Schloss Drottningholm, Schwedens besterhaltenes Königsschloss, ist Unesco-Weltkulturerbe und Wohnsitz der königlichen Familie.
Das Schloss, 1580 erbaut, wurde 1661 von Königin Hedvig Eleonora erworben. Sie liess das Schloss, das Ende 1661 bis auf die Grundmauern niederbrannte, vom Architekten Nicodemus Tessin dem Älteren nach französischem Vorbild wieder erstellen. Seitdem haben mehrere königliche Generationen das Schloss und den Park geprägt. Zu bewundern ist ein einzigartiges Schlosstheater sowie ein Lustschlösschen in chinesischem Stil. Der Barockgarten entstand 1681 nach Entwürfen von Nicodemus Tessin dem Jüngeren.
Ein Lustgarten nach französischem Vorbild
Als Nicodemus Tessin der Ältere Zeichnungen für das neue Schloss ausarbeitete, plante er direkt im Anschluss an das Schlossgebäude auch den Garten mit Alleen, Broderie-Parterre und Kanälen. Dabei orientierte er sich zum grössten Teil an der Gestaltung des Parks Vaux-le-Vicome in Frankreich, einer der zu dieser Zeit modernsten Gartenanlagen Europas. Als Tessin d. Ä. 1681 verstarb, hatte man kaum mit den Arbeiten begonnen. Sein Sohn Nicodemus Tessin der Jüngere übernahm die Leitung der Arbeiten.
Der Lustgarten erstreckt sich von der Gartenfassade des Schlosses in vier unterschiedlichen Teilen nach Westen. Ausgehend vom Schloss mit dem Broderie-Parterre und dem im Anschluss etwas höher gelegenen Wasser-Parterre, folgen Kaskaden und Boskette. Die Broderie bestand aus einem reichen Muster beschnittener Buchshecken und aus farbigem Kies. In den umliegenden Beeten, sogenannten «Plates-bandes», wuchsen im 18. Jahrhundert Picea, Taxus, Buddleija, Sambucus und verschiedene Zwiebelgewächse. Alles wurde mit Buchs eingerahmt. Der Farbenreichtum wurde zusätzlich verstärkt mit Blumentöpfen, die in verschiedenen Farben bemalt waren. Auch Wasser war ein wichtiges Element im Gartenbild, nicht zuletzt durch verschiedene Wasserspiele, wie die Fontäne Kronan, die Krone in der Mittelachse des Gartens. Der ganze Garten wird von einer vierreihigen Lindenallee umrahmt, die den Eindruck von Geschlossenheit und Längenperspektive vermittelt.
Aus Spargründen sind heute fast alle Pflanzbeete nicht mehr mit Wechselflor bepflanzt. Sie wurden durch Rasenflächen ersetzt. Für den Unterhalt der gesamten Parkanlage sind 6 Millionen Schwedische Kronen (Fr. 792000.–) budgetiert. Im Sommer haben zehn Personen eine Festanstellung. Zu ihren Aufgaben gehört es unter anderem, 46km Hecken zu schneiden.
Der englische Park von Haga
1777 beauftragte Gustav III, König von Schweden, den Gartenarchitekten Fredrik Magnus Piper einen englischen Landschaftspark anzulegen. Wir hatten die einmalige Gelegenheit, einer ganztägigen Führung durch den Park von Haga mit Gunnar Björkman, dem königlichen Parkchef von Stockholm, beizuwohnen. Der Park ist nicht nur der grösste Park Schwedens, sondern auch einer der grössten Europas.
Der englische Garten von Haga ist auch als «Gustavianischer Park» bekannt, da es der Schwedische König Gustav III war, der mit den Anfertigungen zahlreicher Gebäude und Landschaftsskizzen die ersten Schritte zur Anlage des Gartens machte. Der Mann, der den grössten Einfluss auf die Parkgestaltung hatte, war jedoch Frederik Magnus Piper.
1781 legte Piper einen Generalplan für den englischen Park von Haga vor. Die Landschaft wurde umgestaltet, um sanfte Übergänge vom Weideland zu den offenen Flächen und Rasenarealen zu schaffen. Neue Strassen wurden gebaut, die bestehenden verbessert. 1787 war das Grundgerüst des heute noch bestehenden Parks fertiggestellt.
Zwischen 1785 und 1800 wurden etwa 26000 Bäume nach Haga geliefert. In dieser Zeit entstanden auch verschiedene Gebäude wie der Türkische und der Chinesische Pavillon, der Pavillon Gustav III, die Kupferzelte und verschiedene Tempel.
Nach der Ermordung von Gustav III wurde die Intensität der Arbeiten am englischen Garten stark eingeschränkt oder sie wurden zum Teil ganz eingestellt. Trotzdem haben sich Entwicklung und Veränderung der Anlage später wieder fortgesetzt. 1863 wurde vom Brunnsvikensee ein Kanal zur Ostsee gebaut. Daraufhin sank der Wasserstand in den künstlich angelegten Kanälen im Hagapark südlich des Schlosses. Gras begann darin zu wachsen und heute kann man nur noch die Linienführung der Kanäle erkennen.
Eine Besonderheit des Parks ist der Grabeshügel, der fast vollständig von Wasser umgeben ist. Hier sind nur Mitglieder der königlichen Familie bestattet. Er unterscheidet sich in seiner Bepflanzung stark vom Rest des Parks. Um die Gräber, die aus grossen Granitplatten bestehen und ein Eigengewicht von ca. 4t aufweisen, sind Wechselflorrabatten angelegt. Um Bestattungen möglichst diskret abhalten zu können, wurde die Insel mit dichter Ufervegetation bepflanzt.
Im letzten Jahrhundert erfuhr der Park mehrere gravierende Einschnitte. In den 1950er-Jahren wurde der Park offiziell unter Schutz gestellt, um ihn vor den expandierenden Vororten und der immer stärker wachsenden Stadt Stockholm zu schützen. Der Park liegt heute nicht mehr ausserhalb, sondern mitten in der Stadt, bedrängt von immer höher werdenden und immer näher heranrückenden Gebäuden. Licht- bzw. Schattenverhältnisse verändern sich ebenso wie die Schallimmission. In den frühen 1990er-Jahren errichtete man mit dichten Gehölzstreifen bepflanzte Dämme, um die Lärmemission der in der Nähe liegenden mehrspurigen Autostrasse zu reduzieren.
Grosse Diskussionen gibt es auch bezüglich der Parkpflege. Die früher sichtbaren Achsen sind heute durch Bäume versperrt, die viel zu gross gewachsen sind. Es wird versucht, die Balance zwischen dem natürlichen Vegetationsverlauf und einem gepflegten, aufgeräumten Park zu finden. Probleme bereiten zudem Baumkrankheiten und der Befall durch Schädlinge. So sind viele Ulmen dem Ulmensterben zum Opfer gefallen.
Neue Projekte sind zum Beispiel, einen Wasserfall, der im 18. Jahrhundert geplant wurde, in den grossen Brunnsviken-See fliessen zu lassen. Das Projekt kommt nun vielleicht zur Umsetzung, da die Wasserqualität des Sees stark abgenommen hat und durch die Sauerstoffzufuhr des Wasserfalls verbessert werden könnte.
Im Hagapark sind drei Personen, inkl. Gunnar Björkman, als Festangestellte tätig. Weitere zwei bis drei Personen kommen in den Sommermonaten dazu. Für den kompletten Unterhalt stehen dem Parkchef und seinen Leuten pro Jahr 3,7 Millionen schwedische Kronen (ca. Fr. 490000.–) zur Verfügung.
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