In ihrer Tätigkeit verbinden Landschaftsarchitektinnen verschiedene Kenntnisse und Fähigkeiten. So werden ökologische, gestalterische und technische Kenntnisse mit der Fähigkeit zum vernetzten Denken und zur planerischen Arbeit verknüpft, um nachhaltige Lösungen zu finden. Erweitert werden diese Kenntnisse und Fähigkeiten seit der Studiengangrevision mit betriebswirtschaftlichem Wissen – mit Inhalten, die zur erfolgreichen Führung einer Unternehmung notwendig sind.
Lösen der Schnittstellenproblematik
Was Landschaftsarchitektinnen entwerfen, ist der erste Schritt. In der Folge müssen diese Planungsarbeiten auch erfolgreich umgesetzt werden, meist von einer Garten- und Landschaftsbau-Unternehmung. Mit der Einführung der neuen Studieninhalte der Vertiefungsrichtung Landschaftsbau- und -management sollen die Studierenden bereits im Studium lernen, die Schnittstelle «Entwurf – Ausführung» besser zu verstehen und zu bewältigen. Das zusätzlich angeeignete Wissen gepaart mit entsprechender Berufserfahrung eröffnet den Landschaftsarchitektinnen frühzeitig auch neue Perspektiven: Sie können sich in Zukunft besser und leichter für Projektleitungs-, Führungs- und Managementfunktionen qualifizieren.
Entwurf und Unternehmensführung
Die Studierenden kennen durch die betriebswirtschaftlichen Lerninhalte die Problematik der Unternehmensführung. Sie wissen, was es heisst, Ressourcen gezielt auf unternehmerischen Erfolg auszurichten. Damit sind sie bereits in der Phase der Planung befähigt, sich besser in die Problematik der nachfolgenden Ausführung einzudenken und entsprechend zu planen.
Ausführung und Unternehmensführung
In dergartenbau 18/2012 erzählt Peter Richard aus Wängi, er habe die ganze Betriebsleitung an einen Betriebswirtschaftler abgegeben, um selbst wieder vermehrt planen und akquirieren zu können. Eine Lösung, die sich in einem Betrieb dieser Grösse (Umsatz 2009: 5,04 Mio. Fr.), wohl bewähren kann.
So weit muss es aber nicht kommen. Zukünftige Abgängerinnen und Abgänger der HSR werden betriebswirtschaftliche Aufgaben mitübernehmen können. Dass sie sich neben dem erworbenen Wissen auch noch eine gehörige Portion Praxiswissen aneignen müssen, liegt jedoch auf der Hand.
Die Module Unternehmensführung
Die HSR bietet ihren Studierenden im Rahmen der Vertiefungsrichtung Landschaftsbau und -management folgende betriebswirtschaftlichen Inhalte an: Unternehmungsführung 1 bis 3, Businessplanung sowie «Individuelles Vertiefungsprojekt». Eingebunden sind die Module in den Studiengang ab dem vierten Semster.
• Unternehmungsführung 1: Dieses Modul bietet solides Grundwissen an, um die Problematiken eines vernetzten Betriebes zu erkennen, angemessene Lösungen zu erarbeiten und umzusetzen. Rund 50 % des Inhaltes bezieht sich auf Themen des Rechnungswesens.
• Unternehmungsführung 2: Im zweiten Teil wird das Wissen im Bereich der Kalkulation erweitert und dabei auch Branchensoftware miteinbezogen. Fokussiert wird insbesondere auf Markt/Marketing (Kunde, Kundennutzen und Akquise) sowie auf die Ertragstreiber im GaLaBau-Betrieb. Es sind dies Auftragspolster, Baustellenstunden, Baustellenverluste, Preisgestaltung, Beschaffungsmarketing, Produktivität und Teamstruktur.
Der Praktiker weiss aus Erfahrung um
die Relevanz dieser Themen, wie schnell Deckungsbeitrag gewonnen oder verloren wird.
• Unternehmungsführung 3: Im abschliessenden Unternehmungsführungsmodul werden die betriebswirtschaftlichen Themen vernetzt und den Studierenden ein marktgerechtes Feedback gegeben. Die Studierenden beweisen in einer Managementsimulation, was sie an theoretischem Wissen gelernt haben. Sie sollen als Geschäftsführung ein neu zu gründendes Unternehmen zu stabilem Erfolg führen. Die Simulationssoftware erlaubt es, Marktreaktionen zu spiegeln. Wer marktgerecht agiert, führt die Unternehmung zu stabilem Wachstum. Wer schlecht wirtschaftet, der landet mit seiner Unternehmung im Konkurs.
Das Modul «Businessplanung»
Dieses Modul ist für Studierende gedacht, die ernsthaft mit dem Gedanken spielen, selbstständig zu werden. Im Rahmen der Vorlesungen und Übungen erarbeiten sie als Team einen professionellen Businessplan für eine selbstgewählte Idee. Viele müssen dabei feststellen, dass die Idee zwar «wahnsinnig gut», aber letztlich aus wirtschaftlicher Sicht nicht mehr als ein Rohrkrepierer ist – so wie das viele Jungunternehmer auch erleben müssen. Daher: Mithilfe des Businessplanes besser früh erkennen, dass man floppen wird, als einige Jahre in eine wirtschaftlich nicht erfolgreich umsetzbare Idee zu investieren.
Individuelles Vertiefungsprojekt (IVP)
Im Rahmen dieser Einzelarbeit wählen die Studierenden ein Thema von Relevanz aus ihrer Vertiefungsrichtung. Beispielhaft nachfolgend einige bearbeitete Themen:
• esseauftritt / Messerfolg eines GaLaBau-Betriebs: Kosten / Ertrag? Messgrössen?
• Erfolgsfaktoren von GaLaBau-Unternehmen?
• GPS-gesteuerte Bagger im Einsatz: wirtschaftliche Betrachtung anhand von Beispielen.
Aus den dargestellten Themen ist für die Fachperson leicht ersichtlich, dass sowohl für den zukünftigen Arbeitgeber der Studierenden als auch für die Absolventinnen selbst diese Themen von grosser Bedeutung und Attraktivität sind. Im Rahmen der Arbeit sollen in Zukunft vermehrt Praktiker als Coaches beigezogen werden.
Schlussbemerkung
Vonseiten der Studierenden werden die betriebswirtschaftlichen Themen stark belegt. Die Rückmeldungen zeigen, dass grosses theoretisches Interesse an den Inhalten besteht und die Inhalte in ihrer Vernetzung zu neuen Betrachtungs- und Denkweisen führen. Unser Ziel ist es, im Bereich der Unternehmungsführung Landschaftsarchitektinnen so weit zu bringen, dass sie mit gutem Mut, Wissen und Können den Schritt in die Praxis machen und dort auch erfolgreich wirken können.
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