Es ist sechs Uhr in der Früh. In der Gärtnerei der Wittwer Blumen Gartenbau AG in Gwatt-Thun ist man bereits am Beladen der Fahrzeuge für einen Auftrag in Gstaad. Dort sollen Rabatten bepflanzt und Blumenkisten montiert werden. Auch Bruno Trummer, verantwortlich für den Bereich Gartenunterhalt, ist bereits anwesend und bearbeitet eine Offerte. Kurz vor sieben verteilt er die Aufträge und organisiert, wo noch nötig, die Teamzusammensetzung. Dann fahren die Unterhaltsequipen los, ausgerüstet mit Mähgeräten, denn zurzeit ist Wiesen- und Rasenmahd angesagt. Anschliessend wendet sich Trummer wieder den Offerten zu, wird unterbrochen von einem Verkäufer für Berufskleider und die Reparatur der Telefonanlage, die kurzfristig ausgefallen war, muss auch noch in die Wege geleitet werden. So schildert Trummer den Start in den Tag.
Andreas Schmid leitet den Bereich Neuanlagen und Gartenumgestaltung und beschreibt seinen Tagesstart ähnlich. «Wir beginnen den Tag jeweils hier im Werkhof. So können Teams bei Bedarf auch kurzfristig noch umorganisiert werden», meint er. Ein etwas aussergewöhnlicherer Auftrag, Einbau eines fugenlosen Fallschutzbelages, verursacht kurz etwas Hektik. Da diese Arbeit trockenes Wetter verlangt, liess die aktuelle Wetterprognose leichte Zweifel aufkommen. «Die Wetterabhängigkeit ist für die Terminierung immer wieder eine grosse Herausforderung,» erklärt Schmid. «Ich mache oft Baustellenbesuche. So kann ich mich um Terminabsprachen aber auch um Zusatzaufträge kümmern und erfahre schnell von aktuellen Problemen.»
Engagierte Mitarbeitende – Voraussetzung für gute Qualität
Heute zählt die Wittwer Blumen Gartenbau AG 35 Mitarbeitende. Im Bereich Garten- und Landschaftsbau (Planung und Ausführung) und Unterhalt sind 25 Personen beschäftigt, im Bereich Gärtnerei und Administration sind es zehn Personen. Dazu gehören auch vier Lernende. Gruppenführer sind immer gelernte Gärtner.
«Unsere Aufträge sind in der Regel eher Privatgärten mit etwas spezielleren Herausforderungen. Dafür brauchen wir Mitarbeitende, die lange im Betrieb sind, eingespielte Teams», meinte Schmid. «Wir haben Unterhaltsaufträge in Hotelanlagen. Da muss der Mitarbeitende nebst dem fachlichen Know-how auch ein Gespür für die spezielle Situation haben», ergänzt Trummer. Dies sei ebenso wichtig bei vielen Kundengärten, wo die Kommunikationsfähigkeit (zuhören können) und die Liebe zum Detail von grosser Bedeutung seien.
«In der Firma haben wir zwei Mitarbeitende, die sich sehr für Pflanzen und deren Verwendung engagieren», bemerkt Schmid. «Sie sehen auch das Potenzial in der Pflanzenverwendung, um sich von einer üblichen Gartengestaltung abzuheben.» So werden oft die im Büro erstellten Pflanzplanungen im Kundengespräch perfektioniert. «Inzwischen haben wir Bauteams, Pflanzteams und Unterhaltsteams, was sich bewährt hat. Denn so sind alle mit Leib und Seele dabei und die geforderte Qualität kann erreicht werden», ist Trummer überzeugt.
Verständlich planen, transparent offerieren und optimal umsetzen
«Wir arbeiten sowohl im Auftrag von Architekten, als auch im engen persönlichen Kontakt mit den Kunden. Das ist unser Steckenpferd», betonte Trummer und weiter: «Darum haben wir uns einen Planer ins Boot geholt. Seine Handskizzen bzw. Perspektiven sind ein sehr wertvolles Instrument für das Beratungsgespräch, denn die technischen Pläne können von den Kunden eher selten richtig gelesen werden.» Die erste Skizze, koloriert, werde der Offerte beigelegt.
«Wir wollen nicht mit dem Preis überzeugen, sondern mit der Idee, die wir 100%-ig vertreten», ergänzt Schmid. Die Kosten würden jederzeit detailliert und transparent dargestellt. Der Kunde müsse wissen, dass die Preise gerechtfertigt seien. Auch während der Bauphase würden Preisänderungen offen kommuniziert. Dass sich dies lohne, davon zeugten die positiven Kundenfeedbacks.
Kommt es zum Auftrag, muss die Planung optimal umgesetzt werden. «Ein schöner Plan muss auch perfekt umgesetzt werden», meint Schmid. Nicht alles, was auf dem Plan gut aussehe, habe die gewünschte Wirkung im Gelände. Die gezeichnete geschwungene Linie im Plan müsse schliesslich optimal im Gelände realisiert werden. «Das gelingt unseren Teams vortrefflich, denn sie verfügen über die notwendige Erfahrung und sind auch motiviert, schöne Gärten zu gestalten», ist Schmid überzeugt.
Bewährtes festigen, Neues entdecken
Nicht nur die ansprechenden Gartengestaltungen tragen dazu bei, dass die Wittwer Blumen Gartenbau AG in der Region bestens bekannt ist, sondern auch die diversen Blumenläden (vgl. Kästchen auf der Vorderseite). Laut Schmid musste man sich nach der Restrukturierung beinahe etwas darum bemühen, dass zu diesem Namen auch eine Gartenbaufirma gehört, die Gärten gestaltet. Wirtschaftlich war der GaLaBau von früh an ein wichtiges und florierendes Standbein der Firma, sodass sich auch im Rahmen der Umstrukturierung keine Neuausrichtung aufdrängte.
Das galt auch für die Gärtnerei. Hier gedeihen auf rund 3500 m2 jährlich über 12 000 Pflanzen für den Eigenbedarf sowie für Blumenbörsen. Laut Trummer mache der Bereich Gärtnerei den meisten Umsatz jedoch mit der Pflanzenüberwinterung. So werden rund 2500 Kübelpflanzen im Herbst zwischen Gstaad und Biel eingesammelt, in Gwatt-Thun überwintert und gepflegt und dann im Frühjahr wieder verteilt. Einen wertvollen Umsatzbeitrag leiste die Gärtnerei auch mit Pflanzenvermietungen und Dekorationsaufträgen für Hotels sowie bei Festivals und anderen Anlässen. So werden beispielsweise an Weihnachten viele Girlanden und Weihnachtsdekos für Chalets hergestellt. «Solche Aufträge brigen eine Konstanz und geben eine gewisse Grundsicherheit», meinte Trummer.
Die aktuelle Auftragslage bezeichnet Schmid als gut, aber der Preisdruck sei sehr hoch. Eine Stärke der Firma sind Natursteinarbeiten. «Wir haben Mitarbeitende, die dieses Metier bestens beherrschen», erklärte Schmid.
«Es geht nicht nur darum, Bewährtes zu festigen, sondern auch stets die Augen offen zu halten, wo sich in Zukunft neue Chancen anbieten», meint Schmid. So hat die Firma seit Anfang 2017 die Lizenz für den Vertrieb und den Einbau von Produkten der Gemfloor AG. Laut Schmid sind dies fugenlose Bodensysteme, die sich durch ihre Sickerleistung auszeichnen sowie dass sämtliche Fallschutzbeläge im Gesamtsystem aus Neubaumaterial gefertigt werden. Bis anhin konnte die Wittwer Blumen Gartenbau AG über 20 Projekte realisieren.
Aus der Chronik
Die Firmengeschichte begann vor 75 Jahren mit der Gründung durch Paul Wittwer in Gwatt-Thun. Nach dem Bau der ersten Gewächshäuser an der Stationsstrasse 38 in Gwatt (1947), folgte ein Jahr später die Eröffnung des ersten Blumengeschäfts in Thun. Weitere Blumengeschäfte kamen hinzu: in Gstaad (1951), Spiez (1961) und 1992 am Bahnhof Thun. Nach und nach übernahmen die drei Söhne Urs, Jürg und Paul die väterliche Firma, die 1994 in eine AG umgewandelt wurde. Jürg fühlte sich vom Gartenbau angezogen und baute diesen Bereich (gegründet 1949) stetig aus. Kurz nach der Jahrtausendwende konnte er seine späteren Nachfolger Andreas Schmid und Bruno Trummer ins Boot holen. Nach Abspaltungen der Blumengeschäfte und Restrukturierungen (2006 bis 2012) ist die Wittwer Blumen Gartenbau AG heute stärker denn je im Markt aufgestellt.og
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