Hatten die tiefen Temperaturen Auswirkungen auf die Gräser? Konnten sich Krankheiten ausbreiten? Sind Lücken in der Grasnarbe entstanden? Wie können diese behoben werden?
Schäden an Rasenflächen durch anhaltend tiefe Frosttemperaturen
Rasengräser der kühlen Klimazonen sind grundsätzlich in der Lage, Frosttemperaturen in den Wintermonaten zu ertragen. Direkte Frostwirkung kann durch Hydratation im Bestockungsbereich zu Zellbeschädigungen führen. Dies dürfte im Februar bei den herrschenden, tiefen Temperaturen auf unbedeckten Rasenflächen der Fall gewesen sein.
Viel grösser noch war das Problem der Winteraustrocknung. Diese setzt bei längeren Frostperioden ein. Pflanzenteile transpirieren und können bei gefrorenem Boden kein Wasser aufnehmen. Trockene Winterwinde bei offenem Gelände fördern diesen Zustand. Verschiedene Beobachtungen zeigen, dass gerade die Jährige Rispe (Poa annua) in solchen Situationen ausfällt. Probleme dürften auch bei Raygräsern (z. B. Lolium perenne und Lolium multiflorum) aufgetreten sein, da diese bei anhaltend tiefen Temperaturen erfrieren können. Auf vielen Rasenflächen sind die Folgen abgestorbene Gräser oder ganze Kahlstellen. Diese werden sich nur schwer erholen bzw. in den Lücken wachsen ohne geeignete Gegenmassnahmen unerwünschte Poa annua oder Unkräuter.
Krankheiten und Schädlinge
Zu den Winterschäden zählt zudem der Befall mit Winterpilzkrankheiten. Hier sind insbesondere die Erreger des Schneeschimmels (Microdochium nivale) sowie Typhula incarnata zu nennen. Entsprechende Temperaturverläufe und Schneelagen fördern die Entwicklung dieser Erreger und damit das Risiko eines Krankheitsbefalls. Vor der besagten Frostperiode konnten sich diese Krankheitserreger wegen der hohenTemperaturen und des Schneemangels nur schwer ausbreiten. Weiter wurde durch den extremen Temperatursturz und die anhaltende Kälte eine Ausbreitung verhindert. Danach stiegen die Temperaturen sehr schnell wieder an, ein Befall war nicht mehr zu befürchten. Deshalb waren Winterkrankheiten, wenn überhaupt, nur verhalten zu beobachten. Der sehr schnelle Temperatursturz Anfang Februar dürfte ausserdem zu einer starken Dezimierung bestimmter Schädlinge wie Mäuse und Engerlinge geführt haben.
Frost wirkt sich positiv auf die Böden aus
Gefrierende Böden haben einen positiven Einfluss auf die Struktur der Böden. Durch das Gefrieren und Auftauen lockert sich der Boden auf, was als Frostgare bezeichnet wird. Bis Ende Januar kam dieser Effekt an den wenigsten Orten zum Tragen. Danach ist der Boden zwar gefroren, aber die Wechselwirkung zwischen Frieren und Auftauen setzte nicht ein. Deshalb ist die Frostgare diesen Winter nicht im gewünschten Masse zum Tragen gekommen, was gerade auf schweren Böden keine Verbesserung der Struktur brachte. Auf Rasenflächen kann durch leichtes Besanden im Frühling die Struktur verbessert werden.
Moos im Rasen
Viele Rasenflächen sind von Moosen befallen worden, da die Wachstumsverhältnisse im Januar gut waren und nicht stark durch Frost beeinträchtigt wurden. Ist viel Moos vorhanden, sollte zuerst ein geeigneter Moosvertilger angewendet werden. Eine Moosbekämpfung ist sehr früh möglich, sobald die Temperaturen über dem Gefrierpunkt liegen und die Böden nicht gefroren sind, also bereits ab Anfang März. Ist das Moos abgestorben, sollte es unbedingt mit dem Vertikutierer oder einem Rechen entfernt werden. Eine Nachsaat ist immer notwendig.
Gezielte Pflegemassnahmen als Chance für den Rasen
Das Absterben des unerwünschten Poa annua kann im Frühlingsunterhalt als Chance genutzt werden. Die entstandenen Lücken können nun mit erwünschten Gräsern besiedelt werden. Da Poa annua im Jahresverlauf durch ständiges Blühen viele Samen bildet, kann sich dieses durch das Samendepot im Boden sehr schnell wieder ausbreiten und Lücken erobern. Dies gilt es zu vermeiden. Deshalb sollten frühzeitig mit einer qualitativ hochstehenden Nachsaatmischung die Lücken geschlossen werden.
Gute Nachsaatmischungen enthalten mindestens 80 % Lolium perenne. Dieses keimt sehr schnell und ist sehr konkurrenzstark. Damit können das Poa annua zurückgedrängt und gleichzeitig der Ausfall von Lolium perenne während des Winters kompensiert werden. Nachsaaten sollten generell möglichst frühzeitig ausgeführt werden, um den Gräsern einen Vorsprung auf die Ungräser und Unkräuter zu verschaffen. Spätfröste sind für die keimenden Rasengräser kein Problem.
Nachsaat oder Neusaat?
Rasenflächen mit nur wenig Unkraut und kleinen Kahlstellen durch Winterschäden können mit einer Nachsaat- oder Regenerationsmischung erneuert werden. Auf jeden Fall sollte vor der Nachsaat vertikutiert werden, damit die Rasensamen auf den Boden gelangen können, um zu keimen.
Bei einem Unkrautbesatz von mehr als 30 % oder einem hohen Besatz an Ungräsern ist es sinnvoll, die gesamte Rasennarbe mit einem Totalherbizid abzubrennen und neu anzusäen. Das Totalherbizid früh (sofort) einsetzen und warten, bis die Pflanzen abgestorben sind. Das kann bei tiefen Temperaturen etwas länger dauern, aber die Wirkung ist bereits nach ein paar Tagen vorhanden. Danach stark vertikutieren, um die abgestorbenen Pflanzenreste zu entfernen. Mit geeigneter Rasenerde können Unebenheiten ausgeglichen werden. Nach der Saat die Samen oberflächlich einrechen und mit Sand oder Rasenerde ein wenig abdecken. Für einen schnellen Start und eine gute Durchwurzelung empfiehlt es sich, mit der Saat einen Starterdünger auszubringen. Danach muss die Fläche rund zwei bis drei Wochen feucht gehalten werden, um die Keimung des Rasens zu ermöglichen.
Bei einer Totalrenovation kann der Gartenbesitzer mit seinem Rasen neu beginnen und eine Mischung auswählen, die abgestimmt ist auf seine Erwartungen, die Anforderungen und den möglichen Unterhaltsaufwand.
Mit einer geeigneten Nach- oder Neusaat können wir so die Nachteile des Winters zugunsten eines neuen, schönen Rasens nutzen. So kann sich die Kundschaft bei geeigneter Pflege und Düngung den Rest des Jahres an einem schönen Rasen erfreuen.
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