«… und hier stört der Einblick der Nachbarn, auf dem Sitzplatz wird es zu heiss und in dieser Ecke ist es zu windig. Eine Lounge und ein Pizzaofen sollten integriert werden und der Brunnen sollte am jetzigen Standort bleiben. Einzelne Elemente der Rahmenbepflanzung müssen unbedingt integriert werden, ...» So erläuterte die Bauherrschaft ihre Vorstellungen auf einem ersten Rundgang durch den Einfamilienhausgarten, zu dem Gärtnermeister Mathias Bläuenstein eingeladen worden war. Durch die Empfehlung eines bestehenden Kunden entstand dieser Kontakt. «Bei der ersten Besprechung mit Begehung höre ich eigentlich ‹nur› zu, stelle ein paar gezielte Fragen und mache Notizen. Hie und da denke ich etwas laut und präsentiere dem Kunden ein paar vage Ideen in der Form von rudimentären Skizzen. Grundsätzlich bin ich aber einfach am ‘Aufsaugen‘», erklärt Bläuenstein.
Primär wird nicht über einen möglichen Budgetrahmen gesprochen. Denn beim genauen Zuhören erfährt man das ungefähre Budget, auch ohne dass der Kunde eine Zahl ausspricht, meint Bläuenstein. Für ihn ist es ein wichtiger Punkt der Vermarktung, den Kunden über Emotionen abzuholen und die Ideen anschliessend optimal zu visualisieren: «Die Kunden müssen zunächst von einer Idee begeistert werden. Ist der Kunde überzeugt, ist er auch bereit, eine angemessene Summe für die Realisierung auszugeben. Ein erster Entwurf entsteht in der Regel ohne schriftliche Kostenangabe. In den meisten Fällen kommunizieren wir mündlich vage Zahlen, wie viel das präsentierte Projekt in etwa kosten wird.»
Bei diesem Projekt ging es um eine Totalsanierung des Gartens. Die Kundschaft fühlte sich darin nicht mehr wohl. Zudem haben sich die Nutzungsansprüche im Verlauf der Zeit verändert. Die Kinder sind älter geworden und statt Spielfläche wünschte man sich nun mehr Aufenthalts- bzw. Sitzfläche – eine Erweiterung des Wohnzimmers im Garten. «Es ist unsere Aufgabe als Gartengestalter, die meist vagen Vorstellungen und Ideen in einem Konzept zusammenzuführen», meint Bläuenstein.
Der erste Entwurf
Nach der ersten Begehung erfolgt eine präzise Erfassung der Situation, da in der Regel bei Umgestaltungen keine aktuellen Pläne vorhanden sind. «Bei einer weiteren Begehung vor Ort wird das Grundstück präzise vermessen. Das geht von der Belagsfläche bis hin zu jedem Staudenstandort. Der Zeitaufwand für die Feldarbeit beträgt oft mehr als einen halben Tag. Im Büro werden dann die gesammelten Daten im Computer mittels CAD erfasst, ein aktueller Situationsplan gezeichnet und aufgrund der Angaben aus dem Gespräch ein erster Entwurf kreiert.
Laut Bläuenstein beträgt in seiner Firma die Zeitspanne für eine komplette Gartensanierung, von der ersten Kontaktnahme bis zum effektiven Baustellenbeginn, in der Regel ein halbes Jahr oder länger. In dieser Zeit ruht das Projekt jedoch nicht, sondern es erfolgen unzählige Schritte der Planung bis hin zu den Baueingaben. Selbstverständlich wolle jeder Kunde die Ideen sobald als möglich realisiert haben. «Wiederum braucht es nun etwas Überzeugungskraft», meint Bläuenstein. «Ist die Komplexität des Projektes vom Kunden erst einmal erkannt, so ist er meistens auch bereit, zugunsten eines schönen Endergebnisses mit hoher Qualität etwas mehr Zeit einzuräumen.»
Mit den Plangrundlagen, inklusive 3-D-Visualisierungen, folgte der nächste Kundenbesuch: die Projektpräsentation. Ein zentrales Element des Gestaltungskonzeptes sind mit Naturstein verkleidete Mauerscheiben in diversen Höhen. Sie dienen teils als Sicht- und Windschutz, teils als Sitzgelegenheit oder sind Bestandteil des Beschattungssystems. Dem streng geometrischen Element setzt Bläuenstein mit parkettartig verlegten z. T. in die Pflanzflächen auslaufenden Bodenbelagsmustern etwas «Unordentliches» entgegen, um Spannung zu erzeugen.
Neu soll ein Loungebereich mit Holzdeck entstehen, abgegrenzt mit einer niedrigen Mauerscheibe als Sitzgelegenheit und ergänzt mit einem Grünelement als Sichtschutz. Eine mehrstämmige Platane in der Mitte sorgt für den notwendigen Schatten.
Der angrenzende Pflanzbereich wird mit immergrünen, geschnittenen Gehölzen, Gräsern und Blütenstauden gestaltet. Der bestehende, unverrückbare Natursteinbrunnen wird vom grünen Dickicht befreit und neu in Szene gesetzt – als Teil des Sitzplatzensembles.
Schliesslich gab es auch Anpassungen bei der Kellertreppe. Den Arbeitsräumen im Keller musste mehr Licht zugeführt werden. Aufgrund der engen Verhältnisse war eine Verbauung notwendig, um die Höhenunterschiede überwinden zu können.
Die Kosten
«Der Gestaltungsvorschlag kam sehr gut an», meint Bläuenstein, «und nun stellte sich die präzise Kostenfrage.» Parallel zum Leistungsbeschrieb entstanden die Detailpläne. Die Offerte gestaltet Bläuenstein nach dem Prinzip einer Speisekarte, in der die Kosten jedes prägenden Gestaltungselementes für den Kunden einzeln ersichtlich sind. «Übersteigt das Projekt schliesslich den Kostenrahmen des Kunden, erhöhen wir nicht einfach den Rabatt, sondern versuchen mit entsprechender Anpassung des Konzepts, die Kosten zu senken», betonte Bläuenstein. In diesem Projekt schlug der Kunde vor, einzelne Mauerscheiben wegzulassen, um die Kosten zu reduzieren. Für Bläuenstein gehörten jedoch die Mauerscheiben unabdingbar zum Raumkonzept.
In weiteren Diskussionen kam dann der Wunsch nach einem Sideboard als Stauraum für die Loungekissen auf. So entstand anstelle der Hecke ein dreiteiliges Sideboard aus Rohstahl mit Klappdeckeln. Daraus abgeleitet wurde eine sitzhohe Mauerscheibe ebenfalls zu
einem Stahlkörper mit Holzabdeckung als Sitzgelegenheit, gleich hoch wie das Sideboard und aus dem gleichen Holz wie das Deck.
Es blieben zwei vorgemauerte Wandelemente und der gemauerte Pizzatisch. Schliesslich bilden nun Steinwände den Aussenrahmen und die Rohstahlelemente den inneren Rahmen. Die Kosten konnten dadurch dem gewünschten Budget-rahmen angepasst werden.
Bis ins Detail geplant
Die oben erwähnte Truhe wurde nicht als Fertigprodukt eingekauft, sondern von Bläuenstein bis ins Detail geplant. «Der Metallbauer erhielt von uns die genauen Masse und Bedingungen des Sideboardes, die exakt mit den Plattenfugen übereinstimmen. Für jedes Element wurde ein Detailplan erstellt, der dann auch dem Vorarbeiter für die Ausführung zur Verfügung stand», erklärt Bläuenstein. Für das Innenleben wie Scharniere, Gasdruckfedern usw. war der Metallbauer, mit dem man schon mehrere Jahre zusammenarbeitet, verantwortlich. Ebenso wurde die massgeschneiderte Beschattungsanlage gemeinsam mit dem Storenbauer bis ins Detail geplant.
Bläuenstein ist überzeugt, dass die Kundschaft bereit ist, für solche Massarbeit etwas mehr zu investieren, denn letztlich bedeute dies eine bessere Qualität für das ganze Projekte. «Dank der umfangreichen Planung passiert es uns nur sehr selten, dass Details vergessen gehen oder übersehen werden. Wir profitieren auf der Baustelle von einer sehr effizienten Auslastung unserer Mitarbeiter, denn wir‹verlauern› kaum Zeit mit Diskussionen, Missverständnissen und kurzfristigen ‹Feuerwehrübungen› zur Materialbeschaffung. Sind wir einmal mit unserer Infrastruktur vor Ort, dann können wir arbeiten.»
Der Gärtner als Maurer, Metallbauer und Schreiner
Realisiert wurde das Projekt von einem Zwei-Mann-Team, ein Vorarbeiter und ein Mitarbeitender, in knapp drei Monaten. Sie haben sowohl die die Mauerscheiben als auch das Holzdeck selbst gebaut, obwohl sie in erster Linie Gartenbauersind.
Der Kern der Mauerscheiben besteht aus Betonschalensteinen, armiert und betoniert, auf ein frostsicheres Streifenfundament gesetzt. Anschliessend wurden sie nicht nur mit Verblendsteinen beklebt, sondern auch mit Mauersteinen verkleidet, um mehr räumliche Tiefenwirkung zu erzeugen. Der vorerst skeptische Bauherr würde diese Elemente laut Bläuenstein heute nicht mehr missen wollen. «Es sind schliesslich solche Details, die einen Garten unverwechselbar und zu etwas Persönlichem machen.»
Das Holzdeck im Loungebereich wurde aus thermobehandeltem Holz hergestellt. Den Gärtnern standen auch hier Detailpläne zur Verfügung, auf denen jeder Balken und jedes Brett genau vermasst ist und jede Schraube gezählt werden kann. Das Know-how der Holzverarbeitung kam vor Jahren mit einem neuen Mitarbeitenden in die Firma, der ursprünglich Zimmermann gelernt hatte. Heute sind es drei Gärtner, die das Handwerk beherrschen. «Grundsätzlich sind kompetente Mitarbeitende die wichtigste Voraussetzung für ein erfolgreiches Gelingen», betonte Bläuenstein, «denn schön gezeichnete Pläne alleine nützen nichts, wenn keine Mitarbeitende im Betrieb sind, die diese auch umsetzen können.»
Pflanzplanung und Unterhalt
In der Offerte wurden für die Bepflanzung eher grosse Beträge für u. a. Bäume, Sträucher und Stauden eingesetzt, und zwar mehr im Sinne von Richtwerten. «Vor und während der Bauphase ist der Kunde noch zu sehr mit den bautechnischen Details befasst. Er ist vorerst nicht in der Lage, sich auch schon mit der Pflanzplanung auseinanderzusetzen», meint Bläuenstein. Deshalb stelle er erst gegen Ende der Bauphase die Pflanzplanung der Kundschaft vor – deren Lieblingspflanzen mitberücksichtigt. In der Projektphase würden «nur» die wichtigsten Eckpfeiler definiert, die bautechnische oder logistisch komplizierte Ansprüche mit sich bringen.
Gemeinsam mit dem Kunden werden der Pflanzplan bzw. die Bepflanzungskosten bereinigt. Für das Projekt wurde schliesslich im Loungebereich als Schattenbaum eine mehrstämmige Platane gepflanzt. Dieser Grossbaum wurde von der Kundschaft direkt in der Baumschule ausgewählt und der Rest der Bepflanzung im Gespräch mit Bildbeispielen erarbeitet.
Dem Projekt folgte ein Unterhaltsauftrag für den Garten mit u. a. Rasenpflege und Baum-, Hecken- und Formschnitt. Da die Bauherrin selber eine leidenschaftliche Gärtnerin ist, werden die restlichen Pflegearbeiten von ihr selbst erledigt.
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