«Der Arbeitnehmer ist auch Unternehmer», und zwar «Unternehmer seiner Arbeitskraft», machte Beat Kappeler deutlich. Arbeitnehmer würden durch Überzeit gerne etwas dazu verdienen. Die in benachbarten Ländern verordnete «Arbeitsdiät» sei kein Programm für ein ganzes Land und die Panik vom «Ende der Arbeit» fehl am Platz. Diese Länder hätten die lange Kette der Zulieferer übersehen, die durch Outsourcing und Spezialisierung auf das Kerngeschäft der Firmen entstanden ist. Weiter zeigte Kappeler das Insider-Outsider-Problem auf, das durch Verbot von Überzeit und Kündigungsschutz entstanden ist. Wer Arbeit hat, sei geschützt, der Kündigungsschutz habe die fatale Folge, dass 80 % der Neueinstellungen befristet seien. Der ehemalige Gewerkschafter warnt davor, «die Freiheit wegen Sicherheit zu ersticken». Die Schweiz sei nicht von dieser Panikreaktion ergriffen worden. Wie Kappeler betonte, liegt die Schweiz mit einer Erwerbsquote von 82,5 % aller Einwohner zwischen 16 und 64 Jahren zusammen mit Island und Norwegen an der Weltspitze. Alles richtig gemacht, jetzt auf Kurs bleiben, auf diesen Nenner lassen sich Kappelers Ausführungen im Hinblick auf die lancierte Mindestlohn-Initiative bringen.
GaLaBau erwirtschaftet höhere Rendite als das Bau- und Baunebengewerbe
Wie gut ein Unternehmen arbeitet, das zeigen die Kennzahlen. Pius Schöpfer, Unternehmensberater in der Grünen Branche, erläuterte, worauf es beim «Fitnesstest für Unternehmen» ankommt. Dieses Frühjahr habe gezeigt, wie wichtig die Liquidität ist: «Wer ruhig schlafen will, muss drei Monate vorfinanzieren können.» Mit Vorsicht zu geniessen sei die im GaLaBau weit verbreitete Umsatzzahl von 100 000 bis 30 000 Franken pro Arbeitskraft. Dies im Hinblick auf die Auftragsstrukur mit stark variierendem Materialkostenanteil. Als Grundlage für eine leistungsabhängige Entlöhnung erheben Firmen zum Teil Kennzahlen pro Bauführer, wie Schöpfer aus seiner Beratertätigkeit weiss. Anhand eines Beispiels verdeutlichte er, warum Umsatzsteigerung nicht unbedingt Steigerung der Wertschöpfung bedeuten muss. Vielmehr stellte er wiederholt fest, dass die Produktivität auf den Baustellen sinkt. Die Gründe: Die Auftragslage ist derzeit sehr gut. Es werden mehr Mitarbeitende beschäftigt, gleichzeitig ist die Vorbereitung schlechter. Laut Schöpfer haben GaLaBau-Betriebe jedoch im Vergleich zum Bau- und Baunebengewerbe im Durchschnitt eine deutlich höhere Rendite. Dank dem Technikeinsatz sei die Produktivität gestiegen und konnten höhere Löhne bezahlt werden, sagte Schöpfer.
Über den Arbeitsmarkt
Otto Rütter, JardinSuisse, stellte die «Elefantenrunde» vor. Hans Bachmann, Gärtnermeister und Inhaber der Firma Bachmann & Rimensberger, beschäftigt 35 Mitarbeitende und ist mit seiner Firma in den Bereichen Planung, Neuanlagen, Unterhalt und Baumpflege im Raum Zürich tätig. Im Raum Basel führt Christophe Rentzel, Landschaftsarchitekt, die Firma Salathé AG mit rund 48 Mitarbeitenden. Thomas Wullimann ist als langjähriger Direktor der Gartenbauschule Oeschberg ein Kenner der gärtnerischen Bildungslandschaft. Diese Branchenvertreter stellten sich auf dem Podium den Fragen und Thesen von Kappeler. «Wer sich weiterbildet, fühlt sich nicht mehr berufen fürs Jäten», so Kappelers erste These für den Fachkräftemangel. Zudem fühle sich die Jugend mehr zur Technik hingezogen. Braucht das Bild des Gärtners in der Öffentlichkeit eine Korrektur und muss der hohe Technisierungsgrad besser bekannt gemacht werden?
Laut Wullimann zeigen die Lehrlingszahlen mit über 1000 Lehrverhältnissen pro Jahr in eine andere Richtung. Allerdings wechselten 20 bis 25 % den Beruf, was über dem Durchschnitt liege. Bachmann gab zu bedenken, dass die hohen Lehrlingszahlen täuschen. Die Messlatte bei der Selektion sei viel zu tief. «Ein Drittel wirft nach dem 1. Lehrjahr das Handtuch.» Die geburtenschwachen Jahrgänge machen sich erst jetzt bemerkbar. Am Oeschberg konnte die Lehrlingsklasse nicht gefüllt werden. «Der Fachkräftemangel beginnt erst», so Wullimann.
«Vier Lehrberufe – in anderen Branchen wurden die Berufe zusammengenommen», so Kappeler, der die Frage nach der einheitlichen Lehre stellte. «Diese Chance wurde bei der Berufsbildungsreform vor einem Jahr vertan», betonte Wullimann. Auch Bachmann sprach von einer verpassten Chance. Er ortet den Mangel an qualifizierten Fachleuten in der Qualität der Ausbildung. Die berufsspezifischen Fächer würden nicht mehr richtig gepflegt. «Minimale Fähigkeiten, das reicht nicht aus im GaLaBau». Das Niveau werde immer tiefer, das sei hoch problematisch. Kappeler sprach weiter das Geschlechterverhältnis an. Hier war man sich einig. In einem vernünftig mechanisierten Betrieb können Frauen gut bestehen im GaLaBau. Sie würden sich aufgrund ihres Führungsstils bestens für die Baustellenleitung eignen, gab sich Renzel überzeugt. In der Diskussion um den Fachkräftemangel dürfe die Lohnfrage nicht ausgeklammert werden, warf Carlo Vercelli, Geschäftsführer JardinSuisse, ein. Er plädierte für ein proaktives Verhalten, um Situationen wie den derzeit laufenden Arbeitskampf in Schaffhausen vorzubeugen.
Überbetrieblicher Kennzahlenvergleich im GaLaBau
Im Auftrag von JardinSuisse führt Pius Schöpfer einen überbetrieblichen Kennzahlenvergleich bei GaLaBau-Betrieben durch. Die Fragebögen werden diese Woche zugestellt. Werte und Namen bleiben anonym und werden nicht an JardinSuisse weitergegeben.
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