Selbstfahrende Bagger oder Roboter gehören (noch) nicht zur digitalen Baustelle. Vielmehr bezieht sich das Adjektiv «digital» auf mobile Daten auf der Baustelle. Datenfluss und Baustellenmanagement werden optimiert durch die Erstellung von Tagesrapporten via iPad, Maschinenverwaltung und -verrechnung mit GPS oder digitales Ausmass.
Die Art, wie wir arbeiten, wird sich durch Roboterisierung und Digitalisierung tief greifend verändern. Gastreferent Dr.Joël Luc Cachelin, Geschäftsführer der Wissensfabrik, richtete den Blick in die Zukunft. «Wir stehen am Anfang einer digitalen Transformation», so Cachelin. Digitale Transformation bedeutet Vernetzung auf der wirtschaftlichen, technischen (Stichwort: Internet der Dinge) und sozialen Ebene. Der Geschäftsführer der Wissensfabrik verwies weiter auf die Verschiebung gesellschaftsrelevanter Knappheiten. Im materiellen Bereich sind dies die «digitalen Rohstoffe», im immateriellen Bereich Arbeit, Eigentum, Stille, Gemeinschaft. Als neue Ressourcen in den Vordergrund rücken werden gemäss Cachelin Daten, Fantasien, Ideen und kritisches Denken. Dabei hob er die Fähigkeit der Selbsterneuerung hervor, sowohl im Hinblick auf die berufliche Biografie eines Einzelnen als auch für Unternehmungen: Produktelebenszyklen verkürzen sich, Firmenstrukturen und Organigramme haben eine kürzere Gültigkeit und «die Hälfte der Berufe der Zukunft gibt es heute noch gar nicht». Als Technologie der Zukunft bezeichnete der Referent Chatboots, also Maschinen, die chatten und z. B. Kundenfragen beantworten. «In Zukunft wird man nicht mehr sicher wissen, ob ein Mensch oder eine Maschine die Fragen beantwortet», so Cachelin. Dabei würden Maschinen immer kreativer. Erstmals sei der Creative Director bei einer Werbekamagne ein Roboter gewesen.
Kreativität in der Unternehmensführung
Die digitale Transformation werde auch ein neues Führungsverständnis erfordern, so Cachelin. Gefragt seien kreative Eingriffe im Unternehmen und Kommunikation über Hierarchien hinweg. Zu den angeführten Beispielen zählten das Topmanagement, das Kaffee ausschenkt, die Lunchlotterie, die unterschiedliche Menschen an einen Tisch bringt, oder temporäre Funktionswechsel. Gesellschaftlich seien zudem viele Updates nötig, allen voran im Bildungssystem und der Sozialversicherung. 20 bis 30 Jahre seien nötig, um die Spielregeln der digitalen Zukunft zu definieren und die digitale Transformation zu bewältigen, lautete die Prognose.
Baustellenmanagement der Zukunft
Auf der Baustelle erfasste Daten sind Grundlage für einen durchgängigen Datenfluss und verkürzen die administrativen Arbeitsabläufe. Erfahrungen des digitalen Baustellenmanagements wurden in Interviews mit Anwendern präsentiert. Sven Müller, Bereichsleiter bei der Strassenbaufirma Keller-Frei, Zürich, berichtete über die Einführung der iPad-Versionen für die Erstellung von Tagesrapporten. Die mobilen Tagesrapporte werden bis und mit Lohnbuchhaltung verwendet. Im Einsatz stehen 30 iPads. Wie sich rasch gezeigt habe, stösst das Rapportieren via Tablet auch bei Polieren, die schon über 30 Jahre lang dabei sind, auf Akzeptanz. Es gelte das «6-Augen-Prinzip»: von der mobilen Datenerfassung des Poliers über die Kontrolle durch den Bauführer bis hin zur Administration. Der Betrieb ist zudem auch Anwender der Sorba-GPS-Ortung von Fahrzeugen und Maschinen sowie der automatischen Verrechnung der Baumaschinen mittels GPS-Daten. Als Nutzen nannte Müller die folgenden Punkte: Übersicht über die Maschinenauslastung, Reduktion von Fehlrapportierungen. Wie lange ist der für eine Woche reservierte Fugenschneider tatsächlich im Einsatz? Die erhobenen Daten liefern Aussagen über die effektive Maschinenauslastung und helfen damit Kosten sparen. Die Maschinen sind mit einem Data-Logger ausgestattet. Erfasst werden die effektiven Laufzeiten, die in die Rapportierung einfliessen.
Auch beim Dach- und Spenglerbetrieb Riget AG mit 75 Mitarbeitenden sind die
40 Fahrzeuge mit der GPS-Ortung ausgestattet. Wie Remo Riget betonte, geht es bei der Ausstattung mit GPS-Tracker nicht um die Kontrolle der Mitarbeitenden, sondern es werden die Vorteile für die Einsatzplanung genutzt. Geortet wird das Fahrzeug, das am nächsten beim Kunde ist. So lassen sich Anfahrzeiten reduzieren. Die Kontrolle der An- und Abfahrtszeiten dient bei Kundenreklamationen als Nachweis.
Die Sorba EDV AG hat weitere mobile Lösungen entwickelt. Ein Tool für den Unterhaltsrapport mit Schnittstellen zu Serviceverträgen ermöglicht die mobile Rapportierung im Kundenservice sowie die Einsatzplanung. Mit dem digitalen Ausmass werden Pläne vernetzt. Es lassen sich Leistungspositionen zuteilen. Patrick Bleuler, 4-trust gmbh, Kompetenzzentrum für Bau, Kalkulation und Ausmass, zog als technikaffiner Anwender ein positives Fazit zur Anwendung dieses Tools.
Kommentare und Antworten