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Blick von einer der Gartenterrasse

Blick von einer der Gartenterrassen auf die Gebäude des Kulturklosters Altdorf.

Färberpflanzen sind die

Färberpflanzen sind die Passion von Eduard Indermaur, der hier eine Sulphur-Kosmee (Cosmos sulphureus) zeigt, aus deren Blüten der Farbstoff Orange gewonnen werden kann.

 Seit der Antike als Färberpflanz

Seit der Antike als Färberpflanze bekannt ist der Färber-Krapp (Rubia tictorum), dessen Wurzeln ebenso wie andere Arten der Gattung einen roten Farbstoff enthalten.

Die Blüten von Johanniskraut

Die Blüten von Johanniskraut und Nepal-Fingerkraut sind bezaubernd. Oft haben Färberpflanzen aber unscheinbare Blüten.

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Färbende Pflanzen – idyllisches Stelldichein im Kulturkloster

Von den über 350 bekannten Färberpflanzen hat Eduard Indermaur rund 200 Arten im Garten des Kulturklosters Altdorf angesammelt. Auf einem Rundgang durch die stark

terrassierte Gartenanlage versteht es der frühere Werklehrer, seine Begeisterung für Pflanzenfarben weiterzugeben. In Blüten, Wurzeln, Rinden und Früchten von oft unscheinbaren Gewächsen schlummert ein faszinierend buntes Potenzial.

Klöster, diese geschichtsträchtigen spirituellen Orte, zeichnen sich häufig durch eine besondere Atmosphäre aus. Obwohl die Kapuzinermönche vor sieben Jahren aus- und zwei Ehepaare mit dem Projekt «Kulturkloster» eingezogen sind, ist dieses spezielle Etwas auch im Garten des ehemaligen Klosters Altdorf spürbar. Die etwa
50 Aren grosse Anlage liegt am Südhang über dem Urner Kantonshauptort Altdorf, wo sie sich über 16 malerische Terrassen erstreckt. Ruhig ist es hier und fast ein bisschen mediterran, ein Eindruck, den die vielen Natursteinmauern und die zahlreichen, noch von den Mönchen gepflanzten Zypressen verstärken, ebenso wie die Hanfpalmen und der nahe Rebberg. Auf den teils parkartig anmutenden Terrassen finden sich vielfältige ältere Gehölzbestände, abwechslungsreiche Stauden- und Kräuterpflanzungen, unterschiedliche Spalierobstvarianten sowie ein Gemüse- und ein Blumengarten. Das Untere Reusstal wirkt von hier aus gesehen erstaunlich weit – trotzdem sind die Berge nah. Der Ausblick ist prächtig und doch lässt man den Blick genauso gerne über die terrassierten Gärten schweifen. Vor einigen Jahren noch vernachlässigt und überwuchert, präsentieren sie sich heute gepflegt und mit einem neuen Inhalt aufgewertet.

Grösste Färberpflanzensammlung der Schweiz

Färberpflanzen sind die Passion von Eduard Indermaur. Seit seiner Ausbildung zum Werklehrer beschäftigt er sich mit ihnen, mit ihrer kulturgeschichtlichen Bedeutung und den Methoden, Wolle oder Seide mit diesen Naturstoffen möglichst nuancenreich zu färben. «Viele Färberpflanzen sind Heilpflanzen oder Küchenkräuter und waren im Mittelalter in jedem Klostergarten zu finden», erzählt Indermaur. «Farbe war damals ein Luxus. Es gab die Schönfärber, die mit Importfärbemitteln wie indischen Rothölzern und besten einheimischen Färbemitteln bunte Textilien für die gut Betuchten färbten. Und es gab die Schlicht- oder Schlechtfärber, die Schwarztöne und einfache Farben färbten.» Laut Indermaur nutzten die armen Leute jene Pflanzen zum Färben, die sie in ihrer Umgebung fanden, z. B. Schöllkraut, Ruprechtskraut, Frauenmantel, Fingerkräuter oder Labkräuter. Solche einheimischen Färberpflanzen konnten sich bis in neuere Zeit in den Gärten halten.

Indermaur nahm eine Bestandesaufnahme der im Klostergarten bereits vorhandenen Färberpflanzen vor, brachte zusätzlich seine eigenen Färberpflanzen mit ein und suchte auf Ferienreisen oder durch Kontakte zu botanischen Gärten weitere Arten zusammen. Dieser Prozess ist nicht abgeschlossen, weil im Klostergarten aufgrund der milden Lage auch fremdländische Pflanzen wie Granatapfel, Krappwurzel, Rosenwaldmeister, Purpurkraut, Färberknöterich und Mohrenhirse gedeihen. U. a. lässt sich auch ein – obwohl einmal heruntergefroren – hübscher Olivenheister entdecken. «Ich möchte möglichst viele Pflanzen draussen überwintern und ihnen Zeit geben, sich zu akklimatisieren», erklärt Indermaur, der sich sein gärtnerisches Wissen und Können autodidaktisch angeeignet hat. «Mit Blättern, kleinen Ästen und reifen Früchten des Olivenbaums kann beispielsweise gelb gefärbt werden; bei Zugabe von Eisen ergibt sich ein Grün-Grau», verrät der Pflanzenfarbenexperte. Ihm gelingt es, für seine Frau, die Textilgestalterin Margrit O. Indermaur, Wolle in unzähligen Farbabstufungen – vom feinsten Beige über Gelb, Orange, Rot bis hin zu Grün, Blau und Violett – herzustellen. Dabei geht es um Klein­mengen von höchstens 500 g pro Farbton und Jahr. «Ebenso vielfältig wie die Töne sind die Färbprozesse», betont Indermaur, «das Spektrum ist riesig». Entscheidend für das Resultat sei nicht nur die richtige Wahl der Pflanzenteile, ebenso wichtig sind Erntezeitpunkt, Trocknungsbedingungen, Lagerdauer, Mischverhältnisse, Auszugsmethode, Zusätze und viele weitere Faktoren. Sein immenses Färberwissen hat sich Indermaur durch Literatur und eigenes Experimentieren angeeignet.

Durchgehend beschriftet

Inzwischen umfasst die Sammlung im Garten des Kulturklosters Altdorf etwa 200 färbende Pflanzen, darunter klassische Färberpflanzen wie den Färber-Wau und den Färber-Ginster, aber auch häufig verwendete Zierpflanzen wie die Blutpflaume oder das Mädchenauge sowie einheimische Wildkräuter wie Wiesen-Sauerampfer und Wilde Möhre. Die Färberpflanzen sind über die ganze Anlage verstreut, wachsen aber hauptsächlich auf drei Terrassen. In der Gartensaison ist jede Färberpflanze mit einer von Hand beschrifteten Schiefertafel versehen. Neben dem deutschen und lateinischen Pflanzennamen enhält sie Informationen über Familienzugehörigkeit, Herkunft, färberische Verwendung, besondere Eigenschaften und die traditionelle Nutzung. Beim Faulbaum liest die Besucherin oder der Besucher, dass er aus Eurasien/Nordafrika stammt, eine Heilpflanze der Volksmedizin ist, die Rinde zum Sandbraunfärben geeignet ist, Beeren, Blätter und Rinde giftig sind und Faulbaumholzkohle ein Bestandteil des Schiesspulvers war. Weitere Einzelheiten erfährt, wer von Indermaur durch den Färberpflanzengarten geführt wird. «Das bei Pflanzen vorherrschende Grün, etwa Blätter und Blüten-Hüllblätter der Artischocke», erklärt er, «führt immer zu Gelb, bei der Artischocke zu einem ganz brillanten Gelb. Gelb ist relativ häufig, Grün hingegen muss aus Gelb und Blau kombiniert oder unter Einfluss von Eisen erzeugt werden.» Wurmfarnwedel liefern eine Art Braun-Grün, der Wilde Majoran – geerntet als ganze Pflanze zur Blütezeit – ermöglicht Ocker und die Blätter der Japanischen Wollmispel ein Beige-Rosa bis hin zu Braun-Rot. Aus den Blüten der Sulphur-Kosmee kann ein leuchtendes Orange und aus den Wurzeln des dreijährigen Färber-Krapps ein warmes, wunderbares Rot gewonnen werden. Eine Pflanze, die Indermaur unbedingt noch haben möchte, ist der Indische Krapp. Dieser ermöglicht ein Braun-Rot, wie es die buddhistischen Mönche im nördlichen Indien in ihrer traditionellen Kleidung tragen. «Würde ich in Skandinavien leben, hätte ich mich wohl den Pilzen zugewandt», verrät Indermaur im Laufe des Gespräch: «Auch mit ihnen lässt sich das ganze Farbenspektrum abdecken.»

Kulturkloster Altdorf – Angebot und Gartenführungen

1581 als erstes Kapuzinerkloster nördlich der Alpen gegründet, war das Kloster Altdorf nie im Besitz einer kirchlichen Institution, sondern gehört der Korporation Uri. Seit 2010 wird die Liegenschaft von den beiden gestalterisch und künstlerisch tätigen Ehepaaren Wendelin und Verena Gisler-Davidshofer sowie Eduard und Margrit O. Indermaur gemietet, die hier ein kleines Kurs- und Seminarhaus (www.kulturkloster.ch) betreiben. Das Angebot umfasst u. a. Gestaltungskurse mit pflanzengefärbter Wolle und Seide (www.pflanzenfarben.ch), aber auch Nachmittage der offenen Gartentür mit Gartenführungen. Die nächste Möglichkeit, den Garten frei zu besichtigen, ist am Sonntag, 18. September 2016, von 12 bis 16 Uhr, mit Führung von 13 bis 14.30 Uhr.crs

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