Als Gestalter von Sonderbeiträgen an der Giardina feiert Rolf von Burg dieses Jahr ein kleines Jubiläum. Er ist zum zehnten Mal dabei: fünf Mal als federführender Gestalter der Sonderschauen von Berger Gartenbau, Zürich, und zwei Mal für andere Aussteller. Vor zwei Jahren zeichnete er zudem verantwortlich für die Gestaltung der Sonderschau von JardinSuisse. In eigener Sache als Planer exklusiver Gartenanlagen ist er nun zum dritten Mal mit von der Partie. Vor drei Jahren ging er mit seinem Planungsbüro an den Start und präsentierte seine Dienstleistung erstmals an der Giardina. Dank diesem Auftritt konnte von Burg von Beginn an durchstarten. Sein Projektportfolio ist bestückt mit einer Vielzahl exklusiver Gartenprojekte, die er für einen auserlesenen Kundenkreis plante. Geknüpft wurden die ersten Kundenkontakte dabei zu drei Vierteln an der Giardina.
Die Schönheit gealteter Materialien
Der Garten ist in den letzten Jahren zunehmend komplexer geworden und wird geprägt durch einen hohen Grad an Technisierung. Die Ansprüche an die Materialien sind hoch. Piekfein und perfektioniert kommen die Lifestyle-geprägten Gärten daher. Mitunter geht dies auf Kosten der Atmosphäre. Schöne Gärten sind gereift. Sie haben eine Geschichte und eine Patina. Darauf will der Gartendesigner mit seinem Showgarten an der Giardina aufmerksam machen. Für den im Stil eines Englischen Hinterhofgartens des 17. bis 18. Jahrhunderts gestalteten Showgarten werden ausschliesslich Elemente verwendet, die älter als 200 Jahre sind. Die alte Eisentür, die «steinalte» Pflästerung oder die Eichentür haben eine Geschichte und umso mehr Charakter durch ihre Patina. Ihre Schönheit nimmt mit dem Alter zu. Diese zum Ausdruck gebrachte Wertschätzung werde allgemein wieder mehr Bedeutung gewinnen, gibt sich von Burg überzeugt.
Der Hinterhofgarten, der vom Grün lebt, wird mit Grossgehölzen wie historischen Kastenformen aus Ahorn, mit Föhren und Rhododendren bepflanzt. Der Clou aber ist der gegenübergestellte weiss gespritzte Showgartenteil. Die dreidimensionale Handzeichnung als Markenzeichen des Gartenplaners soll hier in die Messehallen projiziert werden. Hierfür werden zum Beispiel die Blattnerven der weiss gestrichenen Rhododendren fein säuberlich nachgezeichnet. Mit den massstäblichen 3-D-Handzeichnungen kommt nicht nur die zeichnerische Leidenschaft des Entwerfers zum Ausdruck, sondern es gibt auch handfeste Gründe für die im Zeitalter der digitalen Planungstools vom Aussterben bedrohte Darstellungsweise. «Einmal exakt gezeichnet, hat man die Dimensionen im Griff.»
Technisch und gestalterisch ausgeklügelte Detaillösungen
Mit der gleichen Akribie, bis zur letzten Schraube, werden die Detailpläne erstellt. «Wir arbeiten für den Holz- und Stahlbau mit denselben Partnern zusammen, entwickeln die Detaillösungen aber selbst», so von Burg. Oft seien es gerade die Details, auf die es ankomme. Als Beispiel nennt er die von ihm entworfene Betonwand mit geschwungener Linienführung. Diese Wand aus Winkelplatten mit wellenartiger Linienführung, als Sonderanfertigung bei der Firma Tschümperlin in Auftrag gegeben, findet viel Beachtung.
Auch die Bauführung wird nicht aus den Händen gegeben. Wir sind präsent auf den Baustellen. Planungsaufträge werden nur inklusive Bauführung abgewickelt. Die Trennung zwischen Planung und Ausführung wertet von Burg als grossen Vorteil gegenüber Mitbewerbern. «Die Unabhängigkeit ermöglicht eine echte Bauherrenvertretung.» Bei der Vergabe des Bauauftrags steht im Vordergrund, ob die Chemie zwischen Planer und ausführender Firma stimmt.
Auf Machbarkeit prüfen
Im Laufe seiner fast zwanzig Jahre langen Erfahrung als Vorarbeiter stellte von Burg fest, dass die gestalterischen Vorgaben oft zu wenig auf Machbarkeit geprüft würden. «Ich weiss, was es braucht, um eine Tonne zu bewegen.» Aus diesem Grund und nicht nur, weil es seine Rolle als Planer stärkt, sagt von Burg: «Jeder Franken, der mehr für die Planung ausgegeben wird, ist gut investiert.» Hierbei sollten Planer und Gartenbauer vermehrt zusammenarbeiten, so würden bessere «Geschichten» entstehen.
«Bislang wurde jede unserer Planungen realisiert». Dabei ist die Treffsicherheit in Bezug auf die Kundenwünsche der Schlüssel zum Erfolg. «Wir übersetzten Kundenwünsche in Geschichten», erklärt von Burg. Diese werden bei der Erstbesichtigung anhand von Checklisten festgehalten. Für den skizzenhaften Erstentwurf wird eine Pauschale für das Planungshonorar veranschlagt.
In anderen Dimensionen denken
Das Zwei-Mann-Büro wickelt derzeit ein Grossprojekt für einen führenden Werkzeughersteller ab. Der Garten mit Lage am Hang ist geprägt durch fliessende Übergänge zwischen Gebäudeinnerem und Freiraum. Hauptelemente des 6000 m2 grossen Villengartens sind eine grosse Halle, ein Senkgarten und doppelreihige Säulengehölze. «Eine spannende Geschichte», schwärmt der Gartenplaner, der über dieses Umfeld bereits mit einem weiteren Grossprojekt beauftragt wurde. Ganz neu ist dieses Terrain für von Burg nicht. Die Tätigkeit als Bauführer bei Enzo Enea verschaffte ihm einen Einblick in den Bereich exklusiver Gartenprojekte. In diesem für ihn wertvollen Jahr lernte er in anderen Dimensionen zu denken.
Gehölzbeschaffung als Herausforderung
Für derartige Projekte besteht ein hoher Bedarf an Grossgehölzen, die gemäss von Burg in den entsprechenden Stückzahlen in der Schweiz meist nicht erhältlich sind. Die Beschaffung der Gehölze ist ein wichtiger Part des Planers. «Wir bestellen die Bäume nicht nach Listen, sondern suchen jeden einzelnen Baum selbst in der Baumschule aus.» Oft ist von Burg tagelang in den bekanntesten Baumschulen in Europa unterwegs, um die Grossgehölze aufzufinden. Grenzen werden lediglich durch den Transport gesetzt. Entsprechend dem Rechercheaufwand wird für die Pflanzenkosten ein anderer Verteilschlüssel angewandt als üblich. Bei solchen Projekten könne nicht nach Standard abgerechnet werden, vielmehr werde der Preis der Pflanzen durch Qualität und Charakter der Pflanzen bestimmt, so von Burg.
Pflegeplanung sichert Investitionen
Gestaltungsideen können durch falsche Pflege leicht zunichte gemacht werden. Die Gestaltung hört mit der Bauabnahme nicht auf. Der Kunde steht nach dem Bau nicht alleine da. Oft werden die Projekte vertraglich weiterbegleitet. Erstellt wird eine Pflegeplanung und von Burg geht regelmässig mit den Gärtnern durch die Anlage. Bei Investitionen von mehreren Millionen Franken ist dies eine wichtige Massnahme zur Werterhaltung.
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