«Ich beobachte immer wieder, dass die Jungen sich heute keine Notizen mehr machen», erklärte er. Frage man sie warum, erhalte man zur Antwort, der Speicher sei im Kopf und zudem könne man sowieso alles downloaden. Logisch – mit der allgegenwärtigen und immer verfügbaren Technologie. Spätestens jedoch nach ein paar Stunden während der Kompetenzüberprüfung, hole das die jungen Leute wieder ein. «Ein Commodore 64 war gar nicht so schlecht», spielt Moro dann den Ball an die Jugendlichen zurück. Und eben dieses Lernverhalten ist neben der Erziehung und dem Wohlstand einer der wichtigsten Einflüsse, die heute als Herausforderung in der Begleitung von Lernenden zu sehen ist. Man merkt Moro die Leidenschaft an, die er mit dem Thema Berufsbildung verbindet. So lässt er die Teilnehmenden die unterschiedlichen Rollen reflektieren, die sie heute im Umgang mit Lernenden wahrnehmen: Erzieher, Lernbegleiter, Seelsorger, Motivator, Budgetplaner oder gar Weckdienst und Modeberater wurden da genannt. Gleichzeitig machte er bewusst, dass Jugendliche der Generation Z nachweislich nur noch 60 Sekunden konzentriert zuhören können. All diese Erkenntnisse führen dazu, dass die Methode «erklären – vormachen – Nach-Machen» nicht mehr angewendet werden kann.
Wie es anders funktionieren kann, dürfen die Teilnehmer dann gleich selbst ausprobieren. Man sieht zunächst das eine oder andere verwunderte Gesicht, als Moro anfängt, Lego-Bausätze zu verteilen. Doch schnell wird klar, es geht darum «IPERKA» an einem einfachen Beispiel umzusetzen. IPERKA beschreibt eine Lernmethode, die auf folgenden Säulen steht: informieren, planen, entscheiden, realisieren, kontrollieren, auswerten. So wird nun also in kleinen Gruppen und anhand eines einfachen Lego-Autos klar, was gemeint ist und welche Aufgaben innerhalb eines Projekts der Lernende oder der Berufsbildner wahrnimmt. Mit dieser Methode sind die Lernenden gefordert, eigenständig zu denken und zu handeln. Sie dürfen Fehler machen und sollen Erfolgserlebnisse haben. Moro wirkt überzeugend, wenn er sagt: «Wir sollten Vorbild sein, positiv bleiben und Erfolg ermöglichen. Dazu müssen wir viel Zeit für die Jungen investieren. Aber dann werden sie Freude am Lernen haben.»
Das scheint aktuell und in Zukunft ein ganz wichtiger Aspekt zu sein, hörte man den Ausführungen von Marc Röthlisberger, zuständiger Berufsinspektor beim Mittelschul- und Berufsbildungsamt (MBA), sowie denen des ehemaligen Chefexperten im Bereich Garten- und Landschaftsbau, Beat Hobi, zu. Ein wenig erschreckend wirken die Zahlen, die Röthlisberger präsentiert: Von den rund 180 abgeschlossenen Lehrverträgen pro Kalenderjahr werden 40 Prozent wieder aufgelöst. Auch wenn nach einer Auflösung in 80 Prozent der Fälle ein Wiedereinstieg erfolgt, stimmen diese Zahlen nicht gerade euphorisch. «Ein Patentrezept gegen eine Lehrvertragsauflösung gibt es natürlich nicht», weiss Röthlisberger. Er ermutigt die Anwesenden, bei schwierigen Fällen früh mit dem MBA Kontakt aufzunehmen und nicht erst, wenn das Formular zur Lehrvertragsauflösung ausgefüllt wird. Das MBA verfüge über diverse Unterstützungsangebote.
Eine gute Möglichkeit ist auch die Mitgliedschaft bei «Top-Ausbildungsbetrieb», wie Heinz Hartmann, Bereichsleiter Berufsbildung bei JardinSuisse, erläutert. Dabei handelt es sich um ein System, das Ausbildungsbetriebe dabei unterstützt, die Qualität zu optimieren. Top-Ausbildungsbetrieb ist branchenunabhängig und zertifiziert Betriebe über mehrere Stufen. Kernstück des Konzepts ist auch hier IPERKA.
So schloss sich der Kreis am Ende eines Nachmittags, an dem einmal mehr klar wurde: Früher waren nicht alle und alles besser. Es liegt an uns, das Lernumfeld so gestalten, dass die Jugendlichen motiviert und mit Freude zur Arbeit kommen.
Kommentare und Antworten