Projektbasiertes Lernen heisst das Zauberwort des neu konzipierten Technikerlehrgangs auf Stufe Höherer Fachschule (HF). Wie Michael Flühmann, stellvertretender Abteilungsleiter der GSO, ausführte, sind anstelle der 25 Fächer sieben nach dem Core-Modell zusammengefasste Lernfelder entstanden. Der Jahrgang 15/17 wird erstmals nach dem neuen Rahmenlehrplan für die Techniker HF unterrichtet. «Sie sind unsere Prototypen, wir tragen Sorge zu Ihnen», sagte Flühmann zu den Studenten.
Können die Studierenden das im ersten Semester erworbene Fachwissen bei komplexen Aufgabenstellungen anwenden und eigenständige Lösungen entwickeln? Eine Bewährungsprobe hierzu stellte sich den 20 Bildungsgangsteilnehmern im 2. Semester an der Abschlusspräsentation des im Rahmen des Kompetenznachweises Grünflächenpflege bearbeiteten Realprojektes. Dabei galt es sowohl den Auftraggeber als auch die Lehrperson von den Ideen zu überzeugen.
Für den Friedhof Mett in Biel sollte ein Pflegekonzept mit Pflegeübersichtsplan und Pflegetabellen erarbeitet werden. Weiter waren Visionen zur Aufwertung des Friedhofes gesucht. Der Startschuss für das Projekt fiel Mitte August. Im Vorfeld der Ortsbegehung wurden Fragenkataloge für die effektive Erfassung des Istzustandes erarbeitet. Sacha Felber, Leiter Friedhöfe, Biel, formulierte beim Ortstermin die Ziele aus Sicht des Auftraggebers. Personal- und Führungswechsel gaben mit den Ausschlag, den Friedhof Mett von den Studierenden als Realprojekt bearbeiten zu lassen. Aufgrund seiner stadtnahen Lage und der parkartigen Gestaltung hat der Friedhof Mett über die Trauerkultur hinaus eine Erholungsfunktion. Wie in vielen anderen Friedhöfen sind bedingt durch den Wandel der Friedhofskultur brachliegende Flächen entstanden. Hierfür wurden Gestaltungsvorschläge gesucht. Erneuerungsbedarf besteht weiter für das Abfallentsorgungssystem. Einzuplanen waren zudem eine neue Brunnenanlage und eine neue Mauerabstützung.
Innovation aufgegriffen
Bei der Besichtigung des Friedhofs Bremgarten in Bern lernten die Studierenden das Urnenthemengrab als neue Grabform kennen (siehe Fokusthema dergartenbau 21/2015). Diese Innovation fand als Element, um den parkähnlichen Charakter zu betonen und die brachliegenden Flächen zu nutzen, Eingang in den Projekten der Studenten und wurde in unterschiedlichen gestalterischen Varianten vorgeschlagen. Extensive Staudenmischpflanzungen überwogen dabei. «8 min/m2/span>Pflegeaufwand ab 2. Standjahr», errechneten die Studenten als Pflegeaufwand. Ebenfalls ein widerkehrendes Element in den Projekten war der Begegnungsplatz.
Eine Gruppe setzte sich vertieft mit der Grabanordnung auseinander und schlägt vor, von Kopf an Kopf auf Kopf an Fuss umzustellen sowie die Hecken zwischen den Grabsteinen zu entfernen. Massnahmen, die Zeit und Kosten sparen helfen und angesichts der Ressourcenknappheit gefragt sind. Dies trifft auch für Tools für das effektive Pflegemanagement zu. Beispiel hierfür sind Pflegeplantabellen nach NPK oder das Qualitätsstufensystem für eine differenzierte Pflege pro Flächeneinheit. «Weniger Pflege, mehr Wert», dieses Ziel will ein Team durch Extensivierung der Rasenflächen erzielen und zugleich eine ökologische Aufwertung bewirken. Ein andere Gruppe legte ein Pflegekonzept für den Baumbestand vor. Zur Aufwertung wird weiter die Pflanzung von Apfelbäumen vorgeschlagen.
Wertschätzung des Auftraggebers
In der Fragerunde standen die Studenten dem Auftraggeber Red und Antwort. Dabei prüfte der Leiter Friedhof u. a. die Möglichkeit, bei den Mauerneugestaltungen die Funktionalität der Urnenbestattung zu integrieren. Felbers Kommentaren war viel Lob zu entnehmen: «Praxis und Budget sind realistisch kombiniert, der Brunnenstandort ist gut gewählt, die Darstellung der Pflegetabellen ist praxistauglich», um nur einige Beispiele zu nennen. In der Gesamtschau meinte Felber: «Man spürt, dass Sie viel gelernt haben.» Als Auftraggeber sei er sich des hohen Wertes bewusst, der in den vier ihm überreichten Ordnern steckt: «Dieses geballte Know-how könnte ein Einzelner nicht erarbeiten.» Er nahm die Unterlagen, verbunden mit grossem Dank an die Verfasser und die Lehrerschaft, zum Detailstudium mit und versicherte, dass diese nicht schubladisiert würden. Konkret stand die Wahl eines passenden Brunnens im Lager der Denkmalpflege an, den Felber gemeinsam mit der Klasse aussuchte.
Unabhängig von der Umsetzung wertet Flühmann die Projektarbeit als Gewinn: «Die Erfahrung kann Ihnen niemand nehmen. Wenn Sie die berufliche Zukunft in eineinhalb Jahren neu ausrichten werden, können sie mit den erarbeiteten Unterlagen gut und erfolgreich weiterarbeiten.» Die «HF Prototypen» haben die Probe im Lernfeld Grünflächenpflege offensichtlich bestanden.
Techniker/In HF Bauführung mit Vertiefung Garten- und Landschaftsbau
Die Ausbildung zum / zur dipl. Techniker / in ist ein viersemestriges Vollzeitstudium im Bereich der höheren Berufsbildung (Tertiär B). Wichtige Bedingungen zur Zulassung sind ein eidg. Fähigkeitszeugnis (EFZ) als Landschaftsgärtner / in, mind. 12 Monate landschaftsgärtnerische Berufspraxis nach QV und das Bestehen einer Standortbestimmung (Niveau QV EFZ), die jeweils Anfang August stattfindet.
Das Studium gliedert sich in sieben Lernfelder, in denen nebst den fachlichen auch die übergeordneten Handlungskompetenzen eine wichtige Rolle spielen. So werden die Studierenden im Bildungsgang auf ihre künftige Rolle in einer führenden Kaderposition vorbereitet. Zwei Betriebspraktika runden das Studium ab.
Mit der Diplomprüfung wird der schulische Teil abgeschlossen. Die Diplomarbeit im realen Arbeitsumfeld des zweiten Betriebspraktikums gibt den Studierenden die Möglichkeit, ihr Wissen praktisch umzusetzen und anzuwenden.
Der Lehrgangsstart ist jährlich jeweils in Kalenderwoche 2. Weitere Informationen sind unter www.oeschberg.ch oder über das Schulsekretariat erhältlich.
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